Die Anforderungen, die Drittstaaten an die österreichische Veterinärverwaltung stellen, steigen enorm”, erklärte der Bereichsleiter für Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium, Ulrich Herzog. Er ist außerdem seit 1. Jänner 2016 Leiter des “Büros für veterinärbehördliche Zertifizierung” (BvZert) oder kurz: Exportbüro.
Ende des Jahres 2015 riefen das Landwirtschaftsministerium und das Gesundheitsministerium gemeinsam das Exportbüro ins Leben. Dieses wurde in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) eingerichtet. Diese Regelung sei Teil eines Maßnahmenpakets zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft im Bereich der Exporte von Lebendtieren, tierischen Erzeugnissen und Futtermitteln in Drittländer, hieß es damals von den beiden Ministerien. Seit 1. Jänner 2016 ist Herzog mit dem Aufbau des Exportbüros beschäftigt. Er erklärte der BauernZeitung, was sich seither getan hat.
Das Exportbüro als zentrale Anlaufstelle
Die laufend höheren Standards, die an österreichische Exportprodukte und deren Herstellungsprozesse gestellt würden und die durch ein österreichisches Veterinärzertifikat zu garantieren seien, bewirkten die Implementierung eines eigenen Büros, so Herzog. Kurz gesagt: Das Exportbüro soll eine zentrale Anlaufstelle zur Administration, Koordination und Unterstützung der Behörden- und Wirtschaftskreise bieten.
Die Einheit ist im Gesundheitsministerium angesiedelt, wird vom Landwirtschaftsministerium unterstützt und von der Ages in Form einer Arbeitsgemeinschaft personell ausgestattet. Die rechtliche Grundlage des BvZert beruht auf der im Herbst beschlossenen Änderung des Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetzes (Gesg). “Ab 1. Jänner 2016 bis 30. Juni 2016 wurden die projektorganisatorischen Maßnahmen wie die Erstellung der Büroordnung, die Organisationskonzepte, die Wirkungsbereiche, rechtliche Rahmenbedingungen, Audits und so weiter umgesetzt, und seit 1. Juli 2016 ist das Büro operativ tätig”, so Herzog zum Aufbau des BvZert.
Das Büro setzt sich aus der Büroleitung (vier Personen, ein fachlicher Leiter aus dem Gesundheitsministerium und ein Stellvertreter sowie ein administrativer Leiter aus der Ages und ein leitender Projektkoordinator, ebenso aus der Ages) sowie Mitarbeitern mit speziellen Verantwortungsbereichen zusammen. Seit 1. Juli 2016 ist Herzog der fachliche Leiter des Büros. Der Geschäftsführer der Ages, Wolfgang Hermann, ist laut Gesg in seiner Funktion der administrative Leiter.?
Fragebögen, Beratungen,Verhandlungen, Audits
Zu den operativen Tätigkeiten erklärt Herzog: “Neben dem enorm gestiegenen Aufwand für die österreichische Veterinärverwaltung ist es für heimische Betriebe wichtig, ein Bindeglied zu den ausländischen Behörden zu haben.” Das Büro unterstützt die Verwaltung bei Marktöffnungsverfahren, verwaltungstechnischen Abklärungen wie Fragebögen, Audits oder Verhandlungen, bei der Aufrechterhaltung von Zulassungen sowie bei Beratungen der gesetzlichen Interessenvertretungen in Bezug auf Export von tierischen Produkten. ?
Den Exportstandort Österreich absichern
Die ersten Aufgaben hat das BvZert bereits erledigt. Das Büro nahm seine Funktionen bei der Organisation eines China-Audits für Schweinefleisch und eines Japan-Audits für Rindfleisch wahr. Im Juni besuchte eine chinesische Delegation österreichische Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie weitere Lebensmittelverarbeiter, um die exportinteressierten Betriebe zu überprüfen. Diese Audits waren ein wichtiger Schritt, um österreichische Schweinefleischexporte nach China zu ermöglichen, betonte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. “Mit der Einrichtung des Zertifizierungsbüros tragen wir dazu bei, den österreichischen Exportstandort nachhaltig abzusichern und somit auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Österreich”, betonten Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser und Rupprechter gemeinsam. Die Experten aus China hatten Gelegenheit, sich von der Qualität der österreichischen Lebensmittel und den hohen Produktionsstandards zu überzeugen. Der Prüfbericht der Auditoren nach dem Österreich-Besuch wird nach dem Sommer erwartet.
Beziehungen außerhalb Europas vorantreiben
Neben China und den USA ist Japan einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs außerhalb Europas. Bei einem Arbeitsgespräch mit dem japanischen Landwirtschaftsminister Hiroshi Moriyama setzte sich Rupprechter vergangenen November für bessere Exportmöglichkeiten für österreichische Agrarprodukte ein. Seit dem BSE-Skandal darf kein österreichisches Rindfleisch nach Japan geliefert werden, Österreich strebt die Aufhebung der Exportsperre an. Moriyama will sich für eine rasche Prüfung der bereits übermittelten Veterinärzeugnisse durch die japanischen Behörden einsetzen. Derzeit exportiert Österreich nach Japan vor allem Schweinefleisch, Fruchtsäfte, Schokolade und Wein. Eine deutliche Steigerung gab es im Vorjahr beim Schweinefleischexport. Seitens des BvZert werden die nächsten unmittelbaren Schritte nun darin bestehen, die Beziehungen und Verhandlungen mit China und Japan sowie mit Russland, den Philippinen und Taiwan voranzutreiben.
Grund für die ambitionierten Exportbestrebungen sind die Herausforderungen, vor denen die heimische Lebensmittelwirtschaft derzeit steht: das Russland-Embargo, die Währungsschwankungen im asiatischen Raum sowie die Milchpreis-Krise. Rupprechter betonte: “Stabile Absatzmärkte sind für die österreichische Landwirtschaft und die Lebensmittelwirtschaft unverzichtbar. Behördliche Abläufe dürfen beim Export kein Hindernis sein. Das Exportbüro wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Prozesse für die Erschließung neuer Absatzmärkte in Drittländern zu beschleunigen. Damit erleichtern wir es den Betrieben, auf neuen Märkten Fuß zu fassen.” Herzog fasste zusammen: “Durch das Büro wird der Export österreichischer bäuerlicher Produkte unterstützt. So kann die derzeit vorherrschende Marktsituation schneller entschärft, und es können langfristig sicher Absatzmärkte erschlossen werden.”
Wichtig, “exportfit” in die Materie einzusteigen
Bleibt die Frage: Wenn ein Bauer beziehungsweise ein Betrieb exportinteressiert ist, wie funktioniert die Unterstützung seitens des Büros? Die Kontaktaufnahme bei Interesse funktioniert wie bisher über die gesetzliche Interessensvertretung, die Wirtschaftskammer (WKÖ) oder die Landwirtschaftskammer (LKÖ). Die Interessenvertretungen seien wichtige Partner des Exportbüros und stünden in engem Kontakt mit diesem, so der Büroleiter.
Da vor dem Export wichtige innerbetriebliche Maßnahmen getroffen werden müssen, sei es von essenzieller Bedeutung, auch “exportfit” in die Materie einzusteigen, betonte Herzog.
Eva Zitz
Exportinfos: Die wichtigsten Adressen
• Österreichische Exportwirtschaft 2016
https://www.wko.at/Content.Node/service/aussenwirtschaft/Oesterreichische-Exportwirtschaft-2016.pdf
• Blog der Außenwirtschaft Austria
http://www.austria-ist-ueberall.at/
• Umwelttechnologien
https://www.bmlfuw.gv.at/greentec/exportinitiative/exportinitiative-umwelttechnologien.html
• Lebensmittel
https://www.bmlfuw.gv.at/greentec/exportinitiative/exportinitiative-Lebensmittel.html
• Forst/Holz
https://www.bmlfuw.gv.at/greentec/exportinitiative/exportinitiative-forst-holz.html
• Anfragen an das Exportbüro per E-Mail: export@bmg.gv.at
• Weiterführend fachliche Informationen zum Thema veterinärbehördliche Zertifizierungen wie www.kvg.gv.at der Rubrik “Handel und Transport” https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/