Dem richtigen Waldbaum-Mix auf der Spur

Nahe Matzen bei Gänserndorf im Weinviertel wurde heute, Donnerstag, eine einzigartige Pilotanlage offiziell gestartet: Österreichs erster „Klimaforschungswald“; ein gemeinsames Projekt des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) mit dem Forstministerium (BMLRT), dem Land Niederösterreich und als maßgeblicher Sponsor dem Mineralölkonzern OMV.

Stephan Pernkopf, Elisabeth Köstinger, Reinhard Florey und Peter Mayer FOTO: BMLRT/Paul Gruber

Ein Ziel der insgesamt rund 5,5 Hektar großen Waldanlage, aufgeteilt auf drei verschiedenen Flächen ist es, begleitet von der Wissenschaft neue Erkenntnisse für den richtigen Baumartenmix klimafitter Wälder vor allem in Trockengebieten zu erhalten. 

Die ersten Bäume wurden bereits 2019 gesetzt. Erforscht werden je zur Hälfte rund drei Dutzend heimische Baumarten sowie Arten aus anderen Ländern und Kontinenten, auch aus Übersee. Vorerst angelegt auf elf Jahre bis 2030 soll erhoben werden, wie sehr sich Wald,- Schwarz- und Strauchhaselnuss, Hainbuche, Feld- und Spitzahorn, Kornel-, Trauben-  und Vogelkirsche, Stieleiche, Wildapfel und Geweihbaum, Salweide und Pfarrerkapperl hierzulande eignen, dem Klimawandel zu trotzen. Oder doch besser Atlaszeder, Kalabrische Tanne, Gelbkiefer oder Gleditschie aus anderen Gefilden? 

275.000 Euro wurden dafür budgetiert, BFW-Chef Peter Mayer erwartet sich aber langfristig „Erkenntnisse für Zukunftswälder, die einen vielfachen Wert dieser Investitionen ausmachen“.

Angelegt wurde der Klimaforschungswald übrigens auch auf einer Fläche, auf der zuletzt Eschenbestände reihenweise nach einer Pilzerkrankung abgestorben sind oder gefällt werden mussten. Johannes Schima, Leiter der Forstabteilung im BMLRT gibt sich zuversichtlich, hier „Waldlösungen zu finden, die auch anderen Regionen nützen“. Auch Mittel aus dem Waldfonds würden in das Projekt fließen. Bereits durchgefallen, weil kaum Wurzeln geschlagen, sei übrigens der Virginische Wacholder, eine Zedernart aus Nordamerika, so ein erstes – noch, nicht endgültig bestätigtes – Forschungsergebnis.

Forstministerin Elisabeth Köstinger verwies bei der Eröffnung neben der erheblichen Bedeutung der Fortwirtschaft als Wirtschaftsfaktor auf die bekannte „Klimaanlagenfunktion“ der heimischen Wälder, die es auch für die nachfolgenden Generationen abzusichern gelte. Niederösterreichs LH-Vize Stephan Pernkopf erinnerte an die rasant gestiegene Zahl an Hitzetagen seit der Jahrtausendwende sowie anhaltende Trockenphasen über das ganze Jahr und deren massive Auswirkungen auf den Wald, etwa durch das massive Auftreten des Borkenkäfers. In Matzen gehen nun „Praxis und Wissenschaft Hand in Hand, Antworten auf diese Herausforderungen zu finden“, so Pernkopf.

Dass gerade der Ölkonzern ÖMV zu den Hauptfinanziers der Forschungsarbeit zählt, kommt für OMV-Finanzchef Reinhard Florey nicht von ungefähr: „Es passt gut in unser Konzept der laufenden Transformation des Unternehmens.“ Man sei vor allem an Ergebnissen, was die CO2-Speicherung in Waldbäumen und -böden betrifft interessiert. Außerdem erhalten die Bewohner die Region – seit vielen Jahrzehnten ein Kernland der OMV – damit auch einen Erholungswald samt Lehrpfad.

Laut OMV-Nachhaltigkeitsmanager Bernhard Heneis werde der Wald einmal 38 t CO2-Äquivalente jährlich speichern: „Das entspricht einer Autofahrt von 300.000 Kilometern.“ Klingt imposant viel. Ähnlich hoch ist der CO2-Austoß von 25 ÖMV-Mitarbeitern, wenn diese täglich mit ihren Autos aus dem Raum Matzen Prottes 40 bis 50 Kilometer in die OMV-Zentrale nach Wien oder in die Raffinerie Schwechat pendeln. Alles in allem also doch auch ein klein bisschen „Greenwashing“ durch den Mineralöl-Multi.

www.klimaforschungswald.at

BERNHARD WEBER

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AUTORRed. BW
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