Bei dem in der vergangenen Woche erlegten Tier im Gailtal handelt es sich um eine Wölfin. Der Abschuss wurde ordnungsgemäß gemeldet und vom Wolfsbeauftragten begutachtet. Um festzustellen, ob das entnommene Raubtier auch für den Riss von rund 30 getöteten Schafen auf einer Heimweide in Dellach verantwortlich ist, wurde eine DNA-Probe genommen.
„Es ist der erste Wolfsabschuss gemäß Wolfsverordnung in Kärnten“, erklärte dazu Agrarlandesrat Martin Gruber, auch zuständig für das Jagdwesen. Allein in Kärnten gab es heuer bereits rund 400 Nutztierrisse und rund 30 Sichtungen und Vergrämungen von Wölfen im Siedlungsgebiet. Der Abschuss wurde, wie es die Verordnung vorsieht, binnen 24 Stunden der zuständigen Behörde gemeldet. Gruber: „Die Kärntner Wolfsverordnung ist österreichweit einzigartig“, der erste Abschuss zeige „klar, dass damit Mensch und Tier vor Problemwölfen geschützt werden können“.
Zustimmung dafür gab es nicht nur vom Obmann des Kärntner Bauernbundes und LK-Präsident Siegfried Huber („Wölfe stellen für den ländlichen Raum insgesamt, vor allem aber für die Landwirtschaft eine enorme Herausforderung dar.“), sondern ähnlich lautend von Bauernvertretern aus ganz Österreich. Laut Huber werde Kärnten mittlerweile „in vielen Regionen Europas für diese Wolfsverordnung samt Umsetzung beneidet“. Er hofft, „dass auf EU-Ebene bald ein Umdenken beim Schutzstatus der Wölfe erfolgt“, die Bejagung rechtlich erleichtert werde.
Dieser Wunsch könnte schon bald in Erfüllung gehen: So steht die Wolfsproblematik in dieser Woche erstmals auf der Tagesordnung der Plenarsitzung im EU-Parlament in Straßburg. Für die Bauernbund-Mandatare Simone Schmiedtbauer und Alexander Bernhuber ist das ein „starkes Signal an die EU-Kommission“. Die Ausbreitung des Wolfs und damit die Tierverluste auf Almen und Weiden hätten rasant zugenommen. Laut Schmiedtbauer sei mittlerweile eine Mehrheit der EU-Abgeordneten für einen Forderungskatalog (und für den Abschuss von Wölfen), über den in einem Entschließungsantrag abgestimmt werden soll. „So bekommt das Problem endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient. Das menschliche und tierische Leid, das durch Wolfsattacken verursacht wird, muss gestoppt werden.“
Schmiedtbauer erwartet sich konkrete Schritte der EU-Kommission „noch in dieser Legislaturperiode, vor 2024“. Bernhuber pocht auf praxistaugliche Lösungen: „Aberwitzige Vorschläge wie Hirtenhunde und Weidezäune müssen aufhören, weil in vielen Regionen schlichtweg nicht umsetzbar.“
Für Thomas Waitz von den Grünen ist der Schutz der Wölfe dennoch „zentral für die Erhaltung der Artenvielfalt in Europa“. Die „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“ (FFH) sehe die Entnahme einzelner Problemwölfe schon jetzt vor. Waitz spricht daher von einer „Scheindebatte“. Auch er sei für den Erhalt der Almen, Herdenschutz sei aber teuer. „Genau das müssen wir über die Förderpolitik der EU und der Nationalstaaten ermöglichen.“ Eine Aufgabe der Agrarminister. Waitz meint: „Der Wolf ist hier, um zu bleiben. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, punktuell negative Folgen der Wolfspopulationen abzufedern.“
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