Herr LHStv. Geisler, das Jahr 2022 war wieder ein bewegendes. Mehrere Krisen haben auch die Landwirtschaft getroffen. 

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Große Herausforderungen treffen auf großes Potenzial, so LHStv. Josef Geisler.

GEISLER: Wir haben in der Pandemie gesehen und sehen es jetzt aktuell bei der Energieversorgung, was es bedeutet, abhängig zu sein. Vordringliches Ziel muss es deshalb sein, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Im Lebensmittelbereich heißt das, dass wir alles tun müssen, um die flächendeckende Bewirtschaftung durch eine produzierende Landwirtschaft aufrechtzuerhalten. Ob Talbetriebe oder bäuerliche Kleinstbetriebe in extremen Lagen – wir brauchen jeden einzelnen. 

Die Tiroler Landwirtschaft ist – nicht zuletzt aufgrund der Unterstützungspakete von Land und Bund – gut durch die Pandemie gekommen. Die jetzige Energiekrise samt der damit einhergehenden Teuerungswelle ist die nächste Herausforderung, die wir gemeinsam meistern müssen und auch meistern werden. 

Welche Maßnahmen wurden im vergangenen Jahr getroffen, um diese Schwierigkeiten abzufedern?

GEISLER: Von den Anti-Teuerungsmaßnahmen des Landes Tirol wie dem Energiekostenzuschuss profitieren natürlich auch die bäuerlichen Familien. Bundesminister Norbert Totschnig hat maßgeschneiderte Unterstützungen für die Landwirtschaft auf den Weg gebracht. So gehen 6,2 Millionen Euro aus dem Versorgungssicherungspaket über die AMA direkt an die bäuerlichen Betriebe. 

Wichtig ist, dass wir laufend in die Zukunft investieren. 65 Millionen Euro stehen über die kofinanzierte Investitionsförderung in dieser Periode für die Tiroler Landwirtschaft bereit.  

Wo liegen die Schwerpunkte des Landes Tirol für 2023? 

GEISLER: Abgesehen davon, dass wir durch die Bereitstellung der erforderlichen Landesmittel auch in Zukunft jeden Fördereuro von EU und Bund abholen, gehen wir mit Landesprogrammen auf regionale Besonderheiten ein. Tierwohl, Almwirtschaft sowie Unterstützung dezentraler Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen sind hier die Hauptstoßrichtungen. Auch 2023 gibt es jedenfalls wieder mindestens zwei Millionen für Tierwohlmaßnahmen. Durch die Einführung der Beihilfe für die Milchkuhalpung ist es uns gelungen, die Auftriebszahlen zu stabilisieren und sogar leicht zu erhöhen. 2,7 Millionen Euro schwer ist das Landesprogramm zur Milchkuhalpung. Die Betriebssicherungsprämie des Landes für Kleinstbetriebe in extremen Lagen macht 1,9 Millionen Euro pro Jahr aus.

Thema Wolf – die Novellierung des Jagdgesetzes steht an. Wie geht es weiter?

GEISLER: Zum Schutz der Almwirtschaft werden wir an die Grenzen des Machbaren gehen und auch noch den letzten Winkel des rechtlichen Spielraums ausnutzen. Die dafür erforderlichen Gutachten liegen jetzt vor. Sie zeigen uns einmal mehr, dass es eine Gratwanderung ist. Aber wir lassen nichts unversucht. Das Gesetz wird jedenfalls rechtzeitig vor der Almsaison in Kraft treten und eine raschere Entnahmemöglichkeit bieten. 

Erfreulicherweise kommt jetzt auch in Brüssel – angestoßen durch unsere Europaabgeordneten – Bewegung in die Diskussion um die Senkung des Schutzstatus. Aber wir dürfen uns nichts vormachen: Die Mühlen in Brüssel mahlen langsam. 

Kommen wir nochmals zurück zur Energie. Sehen Sie hier Chancen für die Tiroler Landwirtschaft?

GEISLER: Die Energiepreise schlagen aktuell überall durch – in der Produktion, in der Verarbeitung, im Handel. Das ist eine Herausforderung. Eine Chance ist aber, dass wir auf unseren Höfen große Dachflächen für die Sonnenstromproduktion haben. Die sollten wir auch nutzen. Bislang waren immer die hohen Netzanschlusskosten das Problem. Das haben wir mit einer eigenen Landesförderung für den Netzanschluss landwirtschaftlicher PV-Anlagen erheblich entschärft. Für die Investition hat der Landeskulturfonds ein eigenes Kreditprogramm aufgelegt. Noch Potenzial sehe ich auch in der Biomasse. Raus aus Öl und Gas heißt rein in Umweltwärme und Biomasse – und die soll aus heimischen Wäldern kommen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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