„Corona-Situation macht auch den Bauern zu schaffen“

Katharina Lichtmannsperger ist stellvertretende SVS-Vorsitzende in Salzburg und Hauptansprechpartnerin für die Landwirtschaft. Im Interview mit der BauernZeitung erläutert sie die zentralen Neuerungen in der Sozialversicherung und macht auf die psychischen Auswirkungen von Corona aufmerksam.

Katharina Lichtmannsperger von der SVS.

BauernZeitung: Welche Verbesserungen brachte das steuerliche Entlastungspaket für die Land- und Forstwirtschaft aus Versicherungssicht?

LICHTMANNSPERGER: Da ist zum einen die Absenkung der Krankenversicherung auf 6,8 Prozent für Aktive und der Wegfall des Solidaritätsbeitrages von 0,5 Prozent bei den Pensionisten. Das bringt vereinfacht gesagt etwas weniger Beiträge seitens der Betriebsführer und etwas mehr Pension für die Übergeber. Zusätzlich wurde durch die Senkung des fiktiven Ausgedinges von 13 auf zehn Prozent der Zugang zur Ausgleichszulage erleichtert. Diese Verbesserungen sind ein wirklicher Erfolg in dieser herausfordernden Zeit. Eine weitere Neuheit für die bäuerlichen Versicherten, auf die ich verweisen möchte, sind der Gesundheits- und Sicherheitshunderter. Damit wird die Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen bzw. die Teilnahme an Kursen zur Unfallprävention finanziell unterstützt.

Wie stehen Sie zum Pensionsbonus für lange Beitragszeiten?

Der Pensionsbonus ist eine gute Sache von der auch unsere Versicherten profitieren können. Die Bonuszahlung resultiert aus der Erhöhung des Einzelrichtsatzes bei der Ausgleichzulage bei 30 oder 40 Beitragsjahren.

Kommen wir zu den künftigen Hofübernehmern. Auch für sie gibt es Verbesserungen…

Genau. Für hauptberuflich beschäftigte Kinder beträgt die Beitragsgrundlage in der Pensionsversicherung die Hälfte des Versicherungswertes des Betriebes, jedoch müssen die Betriebe nur die Kosten für ein Drittel des Versicherungswertes tragen. Der Rest wird vom Bund übernommen. Damit wurde ein kleiner aber begrüßenswerter Ansporn geschaffen, die Jugend am Betrieb zu versichern. Für gewöhnlich kann sich ein Hof das kaum leisten.

Für heuer hat die Regierung eine umfassende Pflegereform angekündigt. Was können die Betroffenen bis dahin selbst zur Verbesserung der Situation unternehmen?

Positiv ist schon einmal, dass das Pflegegeld jetzt wie die Pensionen jährlich angepasst wird. Des Weiteren gibt es die Selbstversicherung für pflegende Angehörige. Sie kann ab Pflegestufe drei beantragt werden, was aber leider oft vergessen wird. In der Vergangenheit haben nur 15 Prozent der Berechtigten in Salzburg einen Antrag gestellt. Das ist sehr schade, denn der Bund bezahlt in diesem Fall 1986 Euro zur Beitragsgrundlage auf das Pensionskonto dazu.

Wir merken auch, dass die Anträge für den Unterstützungsfonds zurückgehen. Dabei könnten sich Altbäuerinnen und -bauern mit kleinen Pensionen damit zum Beispiel einen Teil der angefallenen Spitalskosten rückerstatten lassen.

Dafür habe ich in den vergangenen Monaten viele Anfragen bezüglich Pflegebegutachtung bekommen. Durch Corona war diese längere Zeit nicht möglich, doch nun erfolgen sie wieder zeitnah. Ab Herbst ebenfalls wieder möglich ist die Teilnahme an Gesundheitsaktionen. Die Versicherten können sich hierfür bereits online anmelden.

Hat sich die Pandemie auch auf andere Weise bei den SVS-Versicherten bemerkbar gemacht?

Definitiv. Corona hat auch im bäuerlichen Bereich merklich Spuren hinterlassen. Die Betriebe haben in allen Sparten mit massiven Einkommensverlusten etwa durch Absatzschwierigkeiten oder dem Wegfall der Urlaub-am-Bauernhof-Einnahmen bei gleichzeitiger Erhöhung der Betriebskosten zu kämpfen. Dadurch steigen auch die Burn-out-Fälle in der Landwirtschaft.
Rechtzeitige Beratung durch Lebensqualität-Bauernhof kann bei familiären oder persönlichen „Unebenheiten“ eine sehr gute Ersthilfe sein. Niemand soll vor lauter Arbeit am Betrieb vollkommen auf sein eigenes – körperliches als auch seelisches – Wohlergehen vergessen.

Weitere Infos sind auf: www.svs.at zu finden. Auch Lichtmannsperger beantwortet gerne Fragen. Dazu eine E-Mail an office@sbg-bauernbund.at senden.

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AUTORElisabeth Hasl
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