„Corona hat uns alle im Griff“

Laufend Lagebesprechungen, Krisenstab-Abstimmung via Videokonferenzen, indes kaum persönliche Kontakte und keine Musikproben in der Freizeit. Bauernbundobmann Stephan Pernkopf über die beruflichen und privaten Herausforderungen der Pandemie.

Viel Zeit nehmen für den LH-Stellvertreter Abstimmungen im Krisenstab in Anspruch.

Interview von Bernhard Weber

 

BauernZeitung: Herr Obmann, wo erreiche ich Sie gerade?

Pernkopf: In meinem Büro, nach einer aktuellen Lagebesprechung zur Lebensmittelversorgung, mit Vertretern der Bauernschaft, der Lebensmittelverarbeitung und des Handels. Unmittelbar davor fanden bereits zwei Videokonferenzen statt, mit unserer Landeshauptfrau und anschließend mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Zusätzlich zur Landwirtschaft bin ich ja auch für Niederösterreichs Landeskliniken und für den Katastrophenschutz zuständig.

Wie sieht derzeit Ihr Tagesablauf aus?

Im Moment muss besonders vieles im Krisenstab koordiniert werden. Die Corona-Krise hat uns alle im Griff. Deshalb führe ich laufend Gespräche mit Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, mit Minister Anschober, den landwirtschaftlichen Branchenverbänden, aber auch mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Karl Mahrer oder vielen Industriellen, die medizinische Verbrauchsgüter herstellen oder nach Österreich liefern können.

Wie hat bei Ihnen die Umstellung auf Home-Office geklappt?

Ohne Probleme. Die heutigen technischen Möglichkeiten bieten natürlich gewisse Erleichterungen. Aber ein persönliches Gespräch kann das für mich nach wie vor nicht ersetzen. Langfristige persönliche Kontakte machen sich gerade in Krisenzeiten bezahlt.

Was sind derzeit die größten Probleme für die Landwirtschaft?

Im Moment ist sicher das Arbeitskräfte-Thema besonders aktuell. Wir müssen uns nun gewaltig anstrengen, die gesamte Wirtschaft am Leben zu halten, um auch nach der Krise so rasch wie möglich wieder funktionierende Märkte zu haben. Die Krise zeigt aber auch: Unsere Agrarstruktur mit Familienbetrieben und einer flächendeckenden, nachhaltigen Produktion bewährt sich jetzt absolut.

Von welchen Einschränkungen sind Sie besonders betroffen?

Natürlich durch die Absage sämtlicher Veranstaltungen, von der Sonntagsmesse bis hin zu Vereinsversammlungen und Musikproben. Das ist eine große Herausforderung für das gesamte soziale Zusammenleben in den Dörfern. Am meisten bin ich aber natürlich auch im privaten Umfeld betroffen. So können auch meine drei kleinen Kinder im Moment ihre Großeltern leider nicht persönlich besuchen.

Können Sie zwischendurch auch Abschalten?

Ja, daheim bei der Familie. Meine Frau und meine Kinder erden mich. Und jedes persönliche Gespräch, jedes Telefonat und jedes aufrichtige Wort tun gerade in Zeiten wie diesen besonders gut. Und auch der Blick aus dem Fenster auf die Äcker und Wiesen und jeder vorüberziehende Traktor zeigt mir, dass das Leben weitergeht.

Was hat Sie in den vergangenen Tagen besonders beeindruckt?

Das riesige Verantwortungsbewusstsein der österreichischen Bevölkerung. Der Zusammenhalt und das Zusammenhelfen der Gesellschaft. Und das Gottvertrauen, das gerade jetzt wieder spürbar wird.

Was stimmt Sie trotz aller Unberechenbarkeiten, die womöglich noch auf uns zukommen, optimistisch?

Österreich hält zusammen, das gibt Hoffnung. Und die Bauernschaft wird auf einmal wieder und das völlig zu Recht als krisensichere Versorger in der Not wahrgenommen.

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  • 14 01 13 20 NO NEU: ZVG
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