Während sich die EU für eine Erhöhung ihres Angebots an den lateinamerikanischen Handelsblock Mercosur bereit macht, verurteilt der Dachverband der EU-Landwirte und -Genossenschaften, Copa-Cogeca, eine angepeilte Verbesserung des Angebots bei Rindfleisch und warnt vor einer Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und der Klimaschutzziele. “Die EU hat im Zuge der Handelsgespräche mit den Mercosurländern bereits ein zu großzügiges Angebot bei Rindfleisch gemacht und erwägt jetzt trotzdem eine Erhöhung. Den europäischen Verbrauchern noch mehr Rindfleisch aus diesen Ländern anzubieten, obwohl die dortigen Sicherheitsstandards nicht unseren entsprechen, ist skandalös”, kritisierte Jean-Pierre Fleury, Vorsitzender der Copa-Cogeca-Arbeitsgruppe “Rindfleisch” scharf.
86% der EU-Rindfleischimporte würden bereits aus diesen Ländern stammen, in denen weniger strenge Qualitäts- und Rückverfolgbarkeitsstandards gelten. “Diese mögliche Steigerung von Rindfleischexporten aus Brasilien in die EU ist eine schlechte Nachricht für die Konsumenten in der EU, wenn sich diese nicht den Rückständen von Antibiotika aussetzen wollen, die in Mercosurländern erlaubt, in der EU jedoch verboten sind. Seit Wiedereinführung der mikrobiologischen Tests wurden vor Kurzem 22 Chargen Rindfleisch aus Brasilien an der Grenze beschlagnahmt, da sie nicht den Gesundheitsvorgaben der EU entsprachen. Der jüngste Lebensmittelbetrug beinhaltete die Fälschung von Exportgenehmigungen für zehn Jahre oder mehr”, mahnte Fleury. Copa-Cogeca habe deshalb der Europäischen Kommission eine Reihe von Empfehlungen vorgelegt, um den Anwendungsbereich der Audits auszuweiten und zu verbessern sowie alle mit dem Rindfleischsektor zusammenhängenden Informationen zu veröffentlichen.
Pesonen: Es gibt keine Engpässe auf den EU-Märkten
“Handelsabkommen werden plötzlich wieder auf altmodische Art und Weise geschlossen, indem man einen Kompromiss zwischen der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen der EU schließt. Wir brauchen faire, ausgewogene Vereinbarungen, die auch sicherstellen, dass kein Überangebot auf unserem Markt entsteht”, forderte Pekka Pesonen, Generalsekretär von Copa und Cogeca.
Es sei absurd, die EU zu Zugeständnissen bei Rindfleisch, Zucker und Ethanol bewegen zu wollen, obwohl es am EU-Markt keine Engpässe bei diesen Waren gäbe und das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen noch nicht bekannt sei. “Wir haben auch ernste Bedenken hinsichtlich der Aufnahme von Orangensaft. Wir importieren bereits riesige Mengen aus diesen Ländern, doch dies beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Die EU darf unsere Handelsvorteile aus der Landwirtschaft nicht opfern und erst recht nicht, wenn dies den Landwirten keine höheren Erzeugerpreise einbringt. Wir dürfen nicht zulassen, dass am Binnenmarkt mit zweierlei Maß gemessen wird”, stellte Pesonen klar.
Mahnende Worte gab es auch bezüglich Klimawandel: “Die EU ist gewillt, im Bereich Klimaschutz eine Führungsrolle einzunehmen, doch ein Abkommen mit den Mercosurländern hätte negative Folgen für das Klima. Vergleicht man eine Karte Brasiliens von heute mit der von vor 20 Jahren, so wird das Ausmaß der Abholzung deutlich, die der plötzliche Anstieg der landwirtschaftlichen Erzeugung verursacht hat. Dies führt zu vermehrten Treibhausgasemissionen, während die EU ihre Emissionen seit 1990 um mehr als 20% reduziert hat”, so Pesonen
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