Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
Bäuerinnen und Bauern, die nicht selbst auch Imker sind, interessiert an Bienen vor allem die Bestäubungsleistung. In Niederösterreich betreibt die Landwirtschaftskammer deshalb eine eigene „Bienenwanderbörse“. Das Service führt Bauern- und Imkerschaft zusammen und holt Bienenvölker genau dann auf Flächen, wenn dort fleißige Bestäuberinnen gefragt sind. Beim Kürbis geht ohne diese ohnehin (fast) gar nichts: Zwischen 90 und 100 Prozent des Ertrags sind an die Fremdbestäubung gekoppelt. Auch die Imkerei profitiert, denn Kürbis blüht bis in den August. Andere Blüten sind da bereits spärlich gesät. Völlig unproblematisch ist die Sache aber nicht. Man kann sich ausmalen, was selbst ein verhältnismäßig schwaches Volk von 30. oder 40.000 Bienen für die unmittelbare Umgebung bedeutet, wenn Zigtausende plötzlich auf andere Pflanzen ausweichen, weil die zu bestäubende Kultur bereits verblüht ist. Erst recht wenn dort auf Feldwegen solitär lebende Wildbienen oder Hummeln vorkommen, die auf die Nahrung angewiesen wären, die ihnen nun ein Honigvolk streitig macht.
Die Wildbienenforscherin Dominique Zimmermann (vom Naturhistorischen Museum Wien) forderte 2021 deshalb sogar eine Bannmeile für Bienenhaltung rund um Naturschutzgebiete und rief auf, nicht zu viele Völker an einem Standort zu halten. In der Imkerei mag das auf Kosten der Effizienz gehen. Die Landwirtschaft wird durch die Biodiversität in der Insektenwelt aber widerstandsfähiger. Während Honigbienen erst bei 8 Grad ausfliegen, bestäuben manche Wildbienen auch darunter. Fällt die Blüte in eine Kälteperiode, dann sind sie es, die Ertragseinbußen im Rahmen halten. Deshalb heißt es, darauf zu achten, dass sich die Wandervölker auch rechtzeitig wieder vom Acker machen.
- Bildquellen -
- Weber Thomas: Michael Mickl