“Billig gibts nicht. Irgendwer zahlt immer”

Landesbäuerin Ök.-Rätin Resi Schiffmann, Hans Josef Kienzl, Leiter Marketing
Landesbäuerin Ök.-Rätin Resi Schiffmann, Hans Josef Kienzl, Leiter Marketing “Roter Hahn” in Südtirol, Theresia Neuhofer, Heumilchbäuerin aus Strasswalchen, Moderatorin Daniela Andratsch, Josef Rupp, Vorstandvorsitzender RUPP AG, Minister Andrä Rupprechter und Jörg Beck, Geschäftsführer des Schweizerischen Alpenwirtschaftlichen Verbandes. ©Ökosoziales Forum/Leitner
Was wollen wir? Wollen wir eine gesunde bäuerliche oder eine industrialisierte Landwirtschaft und was können wir tun? “Ziel der Wintertagung Berg & Wirtschaft ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dazu sind Innovationen gefragt – auch im sozialen Bereich”, eröffnete Dr. Michaela Hickersberger, Referentin für Sozial- und Wirtschaftspolitik, die Tagung des Ökosozialen Forums zum Thema Lebensqualität und Betriebserfolg.
Gastgeber LHStv. Josef Geisler begrüßte bereits zum zweiten Mal die Teilnehmer des Ökosozialen Forums im Landhaus. Zum Thema der Tagung “Billig gibts nicht. Irgendwer zahlt immer drauf”, sagte der aktive Viehzüchter: “Die Frage ist, wer verantwortlich ist. Und hier wird es viele Antworten geben.” Einerseits sind es internationale Entwicklungen, von denen sich die Landwirtschaft nicht abkoppeln kann. “Es gibt aber auch regionale Märkte, die wir direkt beeinflussen können und wo wir uns noch stärker bemühen müssen”, so Geisler. Auch die Migrationsbewegungen werden die Landwirtschaft betreffen, mehr Menschen werden mehr Nahrung benötigen.
Welchen Beitrag kann die Politik für eine erfolgreiche Berglandwirtschaft leisten? Die Rahmenbedingungen sind hier im Bereich der Ländlichen Entwicklung abgesteckt, wobei gute Programme für die Berglandwirtschaft dabei sind – auch was die Investitionsförderung betrifft. Im Bereich Marktentwicklung muss die Politik ihren Beitrag leisten. Eine große Chance für unsere qualitätsvollen Produkte liegt dort, wo es gelingt, sich vom Einheitsbrei abzukoppeln. Das Fachtagsmotto “Betrieblicher Erfolg und Lebensqualität” kann aber auch Gefahren aufzeigen. “Wenn wir nur versuchen, in die bäuerlichen Familienbetriebe noch mehr Betriebszweige hineinzustecken und das Maximale herauszuholen, besteht die Gefahr, dass die Lebensqualität auf der Strecke bleibt”, betonte Geisler. Zu den Best-Practice-Beispielen: “Es ist wichtig, dass man die Dinge nicht neu erfindet, sondern positive Beispiele zur Information und zur Netzwerkbildung aufzeigt.”

Zukunftsperspektiven

Minister Andrä Rupprechter hob die schwierigen Rahmenbedingungen der Produktion im Berggebiet hervor. “Die massiven Preiseinbrüche haben vor allem damit zu tun, dass uns ein wichtiger Drittlandmarkt weggebrochen ist – Russland – mit einem Rückgang von 25 Prozent bei den Erzeugerpreisen. Das trifft alle hart.” Dazu sei die Stimmungslage in Europa auch in Verbindung mit der größten Migrationsbewegung seit dem 2. Weltkrieg auf einem Tiefpunkt. Die Angstmacher haben Hochkonjunktur, wenn man die Umfragen betrachtet. “Wichtig ist, den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Dazu kann auch die Wintertagung beitragen, damit vor allem die Jungen in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum daran glauben, dass sie Perspektiven haben. Dann macht es Sinn, solche Tagungen abzuhalten – auch mit positiven Beispielen.”

Best Practice-Beispiele

Anhand von Beispielen wurde aufgezeigt, dass betrieblicher Erfolg und Lebensqualität keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen können. Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler, Lebensqualität Bauernhof, schilderten mit “heiteren Betrachtungen von ernsten Angelegenheiten”, wie das Zusammenleben und -arbeiten gelingen kann. Einen kritischen Blick auf die Thematik warf Leopold Kirner, von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Katherina und Daniel Vetterli aus der Schweiz sowie Sigrun und Jakob Karner aus der Steiermark erzählten aus ihrem Erfahrungsschatz.
Der zweite Block behandelte das Thema Wertschöpfung im Alpenraum. Bundesminister Rupprechter gab dazu einen Input, bei dem die Innovation im Vordergrund stand. Jörg Beck vom Schweizerischen Alpenwirtschaftlichen Verband zeigte den Schweizer Erfolgsweg auf. Das Erfolgsprojekt “Roter Hahn” wurde von Marketingleiter Hans Josef Kienzl, Südtiroler Bauernbund, von Jörg Beck die Schweizer Berg- und Alpprodukte oder die Erfolgsgeschichte der Heumilch von Theresia Neuhofer vor den Vorhang geholt. Die Vorstellung endete in einer Diskussion mit Josef Rupp von der RUPP AG.
Weitere Infos: www.oekosozial.at/

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