Seit genau 285 Jahren befindet sich der Bartlhof im Besitz der Familie Plank. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich der kleine Milchviehbetrieb in Tirol zu einem Familienunternehmen im Vollerwerb entwickelt und ist mittlerweile bis weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt.
Früher war der Bartlhof in Thaur bei Innsbruck ein kleiner Hof mit etwa zehn Stück Rindvieh und ein paar Schweinen, gelegen mitten im Ortsgebiet. Bekannt ist Thaur eher für sein Gemüse, als österreichweit größter Radieschenproduzent. Romed und Hildegard Plank entschieden sich aber bereits Anfang der 1990er-Jahre für einen anderen Weg. Nachdem die Milchviehhaltung aus wirtschaftlichen Gründen alles andere als rentabel war, für Romed als gelernten Metzger aber nur eine Landwirtschaft mit Viehhaltung infrage kam, investierte er schon damals in ein modernes Schlachthaus mit Zerlegeraum, Kühlraum und Selchen und setzte auf Direktvermarktung. „1995 haben wir mit dem Verkauf von Fleisch, Speck und Würsten auf Bauernmärkten in Rum und Innsbruck begonnen und relativ schnell festgestellt, dass dieses Angebot sehr, sehr gut angenommen wird“, erzählt Romed. Die Nachfrage nach Speck und Co nahm stetig zu und sowohl der Stall als auch der Schlacht- und Verarbeitungsraum kamen bezüglich Kapazität an ihre Grenzen. Ein Ausbau von Stall und Hof im Dorf war aus platztechnischen Gründen nicht möglich, weshalb nur eine Aussiedelung des Wirtschaftsgebäudes infrage kam. 2009 starteten die Planks mit dem Neubau eines wesentlich größeren Laufstalles, auch nach den aktuellsten Vorgaben betreffend Tierwohl, in den Thaurer Feldern, rund zwei Kilometer vom Heimathof entfernt.
Als Verfechter des Regionalitätsgedankens kamen für Romed Plank beim Bau des Stalles für rund 50 Rinder, 130 Schweine und 250 Mast- hendln ausschließlich Baufirmen aus der Umgebung infrage. Sein Fleckvieh wird in Mutterkuhhaltung gehalten, für die Nachzucht sorgt ein Charolais-Stier. Bei den Schweinen setzen die Planks auf eine Kreuzung aus Landschwein und Pietrain. Alle zwei Wochen kommt eine neue Lieferung mit mehreren Ferkeln aus Oberösterreich und sorgt so in weiterer Folge für ein konstantes Angebot an Mast- und Schlachtschweinen und damit Schweinefleisch und Speck. Letzterer wurde in der Vergangenheit schon öfters wegen seiner herausragenden Qualität prämiert. Die Masthendln liefert die Geflügelzucht Huber aus Mariastein, ebenfalls im Unterinntal bei Wörgl. Diese werden am Bartlhof sechs Wochen lang gemästet, bevor sie im Ganzen oder wenn gewünscht auch zerlegt als Filet und Haxln verkauft werden.
Zusammenhalt am Familienbetrieb
Hildegard und Romed Plank (beide 55) haben also schon früh den Stellenwert der Direktvermarktung erkannt und waren stets bemüht, diese Absatzform auszubauen. Ein Grund dafür war und ist der direkte Kontakt zu ihren Kunden, der offenbar beiderseitig sehr geschätzt wird. Auch die Überlegung, direkt am Hof eine Verkaufsstelle zu errichten, stand somit schon länger im Raum. 2020 realisierten sie mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern Romed (28), Anna (26) und Andreas (25) diesen langgehegten Traum. Der Erbhof wurde so umgebaut, dass im Erdgeschoß ein moderner und gleichzeitig traditionell gestalteter Verkaufsraum mit einer Fläche von rund 50 Quadratmetern Platz fand. Gleichzeitig wurde für die junge Generation Wohnraum in den oberen Stockwerken des Hauses geschaffen.
Überwältigende Produktpalette
Die Produktpalette in „Bartls Hofmetzgerei“ ist überwältigend: Von Speck über Hart- und Aufschnittwurst, geräucherter Wurst bin hin zu küchenfertigen Mahlzeiten sowie frischem Fleisch findet man alles, was das Genießerherz begehrt. Die Planks verarbeiten für ihre Kundschaft fast ausschließlich Fleisch aus dem eigenen Stall. Bei besonders großer Nachfrage werden Tiere aus den umliegenden Gemeinden angekauft, am Hof gehalten, bis der ideale Schlachtzeitpunkt erreicht wird. Verarbeitet werden sie dann von Romed senior und Romed junior. „Eine unserer Stärken ist sicher, dass mein Vater und ich gleichzeitig Bauer und Metzger sind. Nur so ist es uns möglich, dass wir den besten Schlachtzeitpunkt bei unseren Tieren erkennen und qualitativ höchstwertige Produkte erzeugen können“, ist der Junior überzeugt. „Außerdem kennen uns die Tiere von klein auf“. Das ermögliche eine besonders stressfreie Schlachtung, „was sich natürlich auch wesentlich auf die Fleischqualität auswirkt“, erklärt der Metzgermeister. Ohnehin wird Tierwohl am Hof der Familie Plank sehr groß geschrieben. Die Rinder haben im Laufstall und auf der Weide viel Auslauf, den Sommer verbringen sie auf der Alm, gemeinsam mit meist 15 Schweinen.
Im Stall stehen bereits die nächsten Umbauarbeiten an: Schon bald sollen auch alle Schweine einen Auslauf und damit noch bessere Lebensbedingungen bekommen. Hauptverantwortlich für die Arbeiten im Stall und am Feld ist der jüngste Sohn Andreas, der auch bei Stoßzeiten gerne in der Metzgerei mithilft. Seine Schwester Anna Plank managt seit der Eröffnung im November 2020 die Hofmetzgerei, arbeitet dort auch als Verkäuferin und wird von den Kunden als Beraterin in sämtlichen Fragen rund um die Zubereitung von Fleisch sehr geschätzt.
Indes ist der Senior-Chef immer noch voller Freude auf den Bauernmärkten in Innsbruck und Hall unterwegs und versorgt über diese Absatzschiene zahlreiche Stammkundinnen mit den hauseigenen Produkten. Mama Hildegard übernimmt „als Chefin und Schlichterin“, wie sie gerne bezeichnet wird, vielfältige Aufgaben im Betrieb. Außerdem ist sie diejenige, die dafür sorgt, dass dieses erfolgreiche Familienunternehmen ohne gröbere Reibereien funktioniert. Sie vermittelt bei allfälligen Unstimmigkeiten und glättet die Wogen, „damit der gesamte Laden läuft“ – immerhin arbeiten dort mehrere Generationen sowie sieben Angestellte unter einem Dach.
Hof und Metzgerei der Planks stehen aber nicht nur für 100 Prozent Regionalität und Handarbeit, sondern auch für nahezu 100 Prozent Futtermittel aus eigener Produktion. Auf ihren 17 Hektar produzieren und ernten die Bauern Grünfutter, Mais, Gerste und Triticale. Dank der guten Zusammenarbeit mit mehreren Gemüsebauern dürfen sie auf deren Feldern Getreide anbauen und ermöglichen im Gegenzug auf diesen sechs Hektar Fläche eine ausgeprägte Fruchtfolge, erzählt Romed junior. Für die Bearbeitung des Grünlandes ist der Bartlhof maschinell gut ausgestattet, beim Dreschen von Mais und Getreide setzt er voll auf den Maschinenring. Zugekauft wird somit nur etwas Soja für die Fütterung der Masthühner. Für die Zukunft wünscht sich die Familie Plank, „dass alles so gut weiterläuft und wir die Qualität unserer Produkte halten und, wo immer möglich, noch steigern können“.
www.hall-wattens.at/de/bartls-hofmetzgerei-thaur.html
- Bildquellen -
- Vater und Sohn: Elisabeth Angerer
- Speck: Elisabeth Angerer
- Hofmetzgerei: Elisabeth Angerer