Des kleinen Bauern Aufbegehren gegen die Mächtigen

Amüsant, pointiert und stimmkräftig stellt Wolfgang Feistritzer, alias „Petutschnig Hons“, konkrete Probleme oder allerlei Geschichten aus dem Dorfleben auffallend überzeichnet im breiten Kärntner Dialekt dar. Mit seinem auffordernden „Huachts amol zua, sonst tuschts amol wirklich“, verdeutlicht er auch in den Sozialen Medien, warum Jauche-Ausbringen wichtig und Verhaltensregeln für Wanderer auf Almen notwendig sind.

Er hat keine Scheu, gegen den Mainstream zu poltern, und knöpft sich dann und wann auch Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Medien, NGOs oder (Agrar-)Politik vor – live auf der Bühne vor dem Publikum oder in seinen Online-Videos, die von Zigtausenden angeschaut werden. Und wenn es sein muss, deformiert er mit martialischer Performance und unter Zuhilfenahme seines „Schlägels“ eine kleine Alu-Dose auf dem Hackstock. Das verleiht ihm zwar keine Flügel, aber seine ausdruckskräftige Kritik an den Schattenseiten der Globalisierung bescheren ihm jubelnden Applaus. Seine Wahrnehmungen des Alltags verpackt der Agraringenieur und Kabarettist aus dem Maltatal in Oberkärnten situationsbezogen in sein Programm. Was durchaus authentisch und spontan wirkt, stellt er aufwendig und mit viel Enthusiasmus zusammen. Seine Passion für die Landwirtschaft spürt jeder, auch wer nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen ist.

Live-Auftritte fielen wegen Corona für sämtliche Kulturschaffende für längere Zeit aus. Sie haben diese Zeit als kreative Zwangspause für ihr neues Solo-Programm genutzt und sind damit seit Herbst auf Tournee. Das neue Programm heißt „Ich will ein Rind von dir!“. Was können sich die Zuseher darunter erwarten? Hat es vielleicht sogar mit Zoophilie zu tun? FEISTRITZER: Inhaltlich bleibt der „Petutschnig Hons“ seiner bäuerlichen Linie treu. Ich habe darin auch meine persönliche Erfahrung aus der Pandemie-Zeit verarbeitet, die noch heute wahrnehmbar ist. Zum Beispiel eine stärkere Rückbesinnung auf regionale Lebensmittelversorgung. In der Praxis verkaufe ich als Direktvermarkter Zehn-Kilogramm-Pakete Fleisch. Aber die Leute sind den Umgang damit nicht gewohnt, weil sie nur das kleiner portionierte „Supermarkt-Fleisch im Plastik-Tatzerl“ kennen. Es scheint mir so, als ob der überwiegende Teil davon städtische Menschen sind, die ihr Verhalten geändert haben und jetzt zu mehr heimischer Ware greifen. Dorfmenschen hingegen haben entweder schon früher beim Bauern immer wieder einmal eingekauft – oder haben und werden es wohl nie machen. Widersprüchlichkeiten und Absurditäten nehme ich als der Bauer Petutschnig Hons in meinem Programm „Ich will ein Rind von dir!“ schonungslos auf die Schaufel und rebelliere gegen unfassbare Ungerechtigkeiten, wenn wieder einmal pauschal schwere Vorurteile gegen „die Bauern“ als Umweltverschmutzer, Grundwasservergifter oder Tierquäler erhoben werden. Da gibt es Religionslehrer, die in der Schule behaupten, die Bauern seien schädlicher für die Umwelt als der gesamte Autoverkehr. Oder auch diese „Groschenspalter“, die Fleisch um 3,99 Euro auf ihren 1.000 Euro teuren Griller werfen. Und selbsternannte Umweltschützer, die Bauern verklagen, weil deren Kühe auf den Almen Kuhfladen hinterlassen.

Verständlich, dass Sie das wütend macht. Aber wie überbrückt ein „Wutbauer“ wie Sie eigentlich die Zeit während der Lockdowns ohne Auftritte? Den Begriff „Wutbauer“ mag ich eigentlich nicht. Der ist mir einfach so zugeschrieben worden. Ich finde schon, dass ich mehr ein „Mutbauer“ bin. Weil nur mit Wut erreicht man nie etwas. Mit Wut kann ich auch keine guten Ideen weiter entwickeln. Ich will, dass der Funke der Begeisterung auf die Menschen überspringt. Darum habe ich, wenn Zeit war, auch neue Projekte vorangetrieben. In vielen Videos habe ich meine Standpunkte dargelegt. Besonders viele Reaktionen hat mein Video zum Thema Wolf hervorgerufen. Weil es schließlich noch Menschen gibt, die nicht in einer gut beheizten Innenstadtwohnung hocken, habe ich damals beschlossen, darauf umfangreicher mit einem Podcast zu kontern. Mittlerweile habe ich meine Podcast-Sendereihe „Petutschnig Hons-Cast“ laufend mit weiteren Geschichten erweitert.

Was hat Sie zuletzt so richtig auf die Palme gebracht? Im Internet habe ich mitgelesen, dass ein Journalist vom feinsten Rib-Eye-Steak aus den USA geschwärmt hat. Darunter befanden sich Kommentare, dass solche Steaks aus den USA, Argentinien und Australien unserem Rindfleisch geschmacklich deutlich überlegen seien. Daraufhin habe ich ein Video gemacht. Und des is extrem „weggeklescht“. Nebenbei habe ich auch noch eine super Werbung für unsere Zunft gemacht!

Neben Bühnenaufführungen, Radio oder Fernsehen bietet heute das Internet eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten. Inwieweit beeinflussen die neuen Medien die Inhalte Ihrer Performance? Ich bin da irgendwie hineingewachsen. Erste Bühnenerfahrung sammelte ich vor gut 20 Jahren im Laientheater. Doch der Weg dahin, was ich heut mache, war lang. Vielleicht traf ich mit meinen ersten Auftritten damals den richtigen Zeitgeist und die richtige Idee. Meine Themen liegen im Trend. Die Leute am Land, aber auch in Städten, wie etwa Graz, können sich offenbar mit meinen Inhalten identifizieren. In Wien hingegen gibt es eine andere Szene. Dort ist es für mich schwieriger, weil die Interessen der Zuseher irgendwo anders liegen. Inspirieren lasse ich mich nicht nur von Zeitungen oder anderen Medien. Gerade in der Corona-Zeit habe ich viel beobachtet, was die jungen Leute so machen. Auch mein ältester Sohn, der gerade eine landwirtschaftliche Fachschule besucht. Er schaut sich leidenschaftlich gerne „Farm-V-Logs“ im Internet an. Das sind Blogs in Form von Videos, die verschiedenste Arbeiten auf dem Bauernhof zeigen. Darum habe auch ich rund 20-minütige Videos mit „#farm-Vlog“ beschlagwortet, die mich bei der Heuernte, bei der Stallarbeit oder beim Almauftrieb im echten Leben zeigen.

Wer sind eigentlich Ihre Fans, und wie viele folgen Ihrer Netzkultur? Das Publikum bei meinen Live-Auftritten ist sehr bunt gemischt. Alles, was spaßig ist, besonders meine Songs wie „15erSteyr“, „Motorsoog“ oder „Makita“, sind bei Jugendlichen der absolute Renner. Auf YouTube mit 100.000 Abonnenten, TikTok mit 66.000 oder Instagram mit 27.000 Likern transportiere ich am besten unterhaltsame Inhalte. Mit Abstand die meisten Diskussionen und Interaktionen finden auf Facebook statt, mit mehr als 185.000 Abonnenten.

Ist für Sie Humor eine Art Notwehr gegen die Mächtigen? Notwehr? Ich nenne es „das Aufbegehren des kleinen Bauern gegen die Mächtigen“. Ich habe als Bauer eine Ausdrucksform für meine Botschaften gefunden, biete dazu Unterhaltung und lustige Lieder. Auch habe ich eine gewisse Narrenfreiheit, und kein großer Plan steckt dahinter.

Was darf Satire und was nicht? Satire darf viel, aber nicht alles. Respektvoll muss man auf jeden Fall auch sein. Für mich heißt das, nie von „oben“ auf „unten“ hauen. Aber auch Religionen sind für mich tabu.

Was bringt Sie selber zum Lachen? Ich bin grundsätzlich ein lebenslustiger Mensch, der über vieles und gerne lacht.

Was ist für Sie Erfolg? Was machen Sie als Erstes nach einem Bühnenauftritt? Erfolg ist für mich ein super Applaus. Das ist das Schönste, wenn ein Kabarettprogramm gut angekommen ist. Das gelingt mir nur, wenn ich 100 Prozent gebe. Nach dem Bühnenauftritt muss ich als Erstes natürlich mein durchgeschwitztes Leiberl wechseln und ich nehme mir dann ausreichend Zeit für meine Gäste und für Selfies.

Abschließende Frage: Was machen Sie gerade? Ich habe mir Angus-Rinder zugelegt: Heute ist eines zwei Kilometer weit ausgebüchst. Auch Weidearbeit und Mistführen stehen an. Danach wird Brennholz gemacht.


Petutschnig Hons: Die Kunstfigur ist das Alter Ego des Bergbauern und Kabarettisten Wolfgang Feistritzer (42). Der vierfache Vater lebt dort, wo andere gerne Urlaub machen, nämlich in Malta in Kärnten. Dort bewirtschaftet er mit seiner Familie am Tor zum Nationalpark Hohe Tauern eine Bio-Landwirtschaft mit Mutterkuhhaltung. Neben seinem Brotberuf ist er ein Comedian, der mit seinem brachialen Sinn für das Komische, aber auch mit viel feinem Gespür für die Herausforderungen des Alltags die Menschen zum Lachen bringt.

- Bildquellen -

  • Petutschnig Hons: www.petutschnig-hons.at
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AUTORArtur Riegler
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