Auf die Streugenauigkeit kommt es an

Ein Streuer-Check ist den Aufwand mit Sicherheit wert - denn durch mangelnde Längs- und Querverteilung beim Düngen bleiben Erträge ungenutzt, und auch die Qualität der Erntefrüchte leidet. Praktische Hinweise zur Optimierung der Streugenaui

Prüfschalensets zur Ermittlung der Querverteilung (Fünfpunktmessung) sind ab etwa 300 Euro erhätlich. Im Bild eine Querverteilungsmessung beim Grenzstreuen am Feldrand. ©Ulrich Lossie
Prüfschalensets zur Ermittlung der Querverteilung (Fünfpunktmessung) sind ab etwa 300 Euro erhätlich. Im Bild eine Querverteilungsmessung beim Grenzstreuen am Feldrand. ©Ulrich Lossie
Möglichst günstig einkaufen und schnell ausbringen – wer sich beim Streuen von Handelsdüngern nach diesen Grundsätzen richtet, liegt meistens falsch. Denn gerade beim Düngen ist die Verteilgenauigkeit viel entscheidender als der Preis beim Düngerkauf oder der Zeitbedarf für Geräteeinstellung und Ausbringen. Beispielsweise wirkt sich ein optisch kaum wahrnehmbarer Querverteilungsfehler von nur 20 Prozent für einen 100 Hektar-Betrieb beim Betriebsergebnis schon mit einem ökonomischen Verlust von ca. 5000 Euro aus. Jede Arbeitsstunde, die zur Optimierung der Streutechnik genutzt wird, ist gut investiert. Trotz modernster Technik, wie beispielsweise teilflächenspezifische Nährstoffverteilung, kommt es in der Praxis immer wieder zu Mängeln bei der Quer- und Längsverteilung des ausgebrachten Düngers.
Die häufigsten Faktoren, derentwegen es zu Problemen kommt, lassen sich in folgende Bereiche einteilen:
• Düngerqualität
• Technischer Gerätezustand
• Umweltbedingungen
• Fahrerqualifikation
Um alle Faktoren zu bewerten und die jeweils richtige Einstellung zu finden, ist eine ständige Weiterbildung im Bereich Düngetechnik heute wichtiger denn je. Landwirte und Lohnunternehmer dürfen sich bei der Ausbringung von Düngemitteln keine Fehler erlauben!

Düngerkauf – Qualität sollte vor Preis gehen

Bewertung der Düngerqualität - vor dem Ausbringen sollten Staubgehalt, Kornhärte und vor allem die Körngrößenverteilung kontrolliert werden. ©Ulrich Lossie
Bewertung der Düngerqualität – vor dem Ausbringen sollten Staubgehalt, Kornhärte und vor allem die Körngrößenverteilung kontrolliert werden. ©Ulrich Lossie
Der Einkauf von Düngemitteln ist stark preisdominiert. Handel und vor allem auch Landwirte überwachen die Qualität und die physikalischen Eigenschaften des gekauften Düngers so gut wie gar nicht. Dazu kommt, dass wichtige Qualitätsmerkmale wie Kornhärte und Korngrößenverteilung bei einzelnen Düngern nicht einmal definiert sind. Selbst Dünger, die in höchster Qualität produziert und auch verladen wurden, unterliegen Veränderungen die durch Transport, Be- und Entladearbeiten und die Lagerung verursacht werden. Erfahrungsgemäß sind Qualitätsminderungen in erster Linie auf erhöhte Wassergehalte in den Produkten zurückzuführen. Bei der Lagerung ist darauf zu achten, dass der Dünger auf einem feuchtigkeitsundurchlässigen Untergrund liegt und durch eine lochfreie Abdeckung vor Feuchtigkeit geschützt wird. Bei schlechter Lagertechnik oder falscher Handhabung findet beim Einlagern eine Entmischung der unterschiedlichen Kornfraktionen statt. Runde große Körner rollen nach außen, eckige und kleine Körner sowie Staub bleiben in der Schüttkegelmitte. So kommt es beim Auslagern zu inhomogenen Düngerpartien, die eine gleichmäßige Verteilung erheblich erschweren. Aus diesem Grund sollte beim Düngerkauf Qualität vor Preis gehen.Grundsätzlich ist eine optimale Querverteilung nur unter Verwendung von Prüfschalen sicherzustellen. Die Streuerhersteller bieten hierzu Lösungen an, die Kosten belaufen sich auf etwa 300 bis 500 Euro (Bezugsquellen: z. B. die belgische Fa. aams-salvarani oder Hersteller wie Amazone, Bogballe, Kverneland oder Rauch). Der Zeitaufwand für eine Querverteilungsoptimierung liegt bei einer halben Stunde, und sollte bei jeder Düngerpartie wiederholt werden. Zur Düngesaison 2017 werden die ersten Hersteller elektronische Systeme zur Überwachung der Querverteilung zu einem Preis von ca. 5000 bis 8000 Euro anbieten. Aus Sicht der Streugenauigkeit handelt es sich hier um eine pflanzenbaulich und ökonomisch vielversprechende Technik.

Einfluss der Technik auf das Streuverhalten

 ©Ulrich Lossie
©Ulrich Lossie
Der sicherste Weg, um unter Praxisbedingungen eine gleichmäßige Längs- und Querverteilung zu erreichen, ist eine möglichst häufige und große Überlappung der Einzelwurfbahnen. Ideal ist ein volles Dreiecksstreubild, bei dem die letzten Körner noch bis zur benachbarten Fahrgasse fliegen. Maßnahmen zur Optimierung des Streubildes in der Maschinenkonstruktion sind unterschiedliche Streuschaufellängen auf der gleichen Scheibe und große Überlappungszonen von linker und rechter Streuscheibe. Dennoch wird das volle Dreiecksstreubild in der Praxis nicht immer erreicht. Probleme bei der Querverteilung treten meist auf bei:• großen Streubreiten bzw. Fahrgassenabständen und bei• der Ausbringung von schwer verteilbaren Düngern, wie z. B. Harnstoff.Je größer die Arbeitsbreite, umso wichtiger ist eine gute Düngerqualität. Die Erfahrung der Praxis zeigt, dass ab einer Streubreite von mehr als 24 Metern der Einfluss der Düngerqualität zunimmt. Bei Düngern mit höherem Staubanteil, ungleicher Korngrößenverteilung oder mit anderen ungünstigen Eigenschaften sollte man 24 Meter Streubreite nicht überschreiten (siehe Kasten “Mischdünger”).

Wind und Luftfeuchte beachten

Zur Grundeinstellung bieten die Hersteller heute Internetdatenbanken an oder auch Streutabellen für Smartphones. Gedruckte Streutabellen sind meist weniger aktuell.Der wichtigste Umweltfaktor, der das Streubild beeinflusst, ist der Wind. Je nach Windrichtung zur Fahrtrichtung und Windgeschwindigkeit kommt es zu unterschiedlichen Effekten. Leichte und kleine Körner werden von den Streuschaufeln oftmals höher hinaus geschleudert und unterliegen somit einem stärkeren Windeinfluss als schwere Körner. Vor allem prillierte Dünger mit einem geringen spezifischen Gewicht werden bei Rückenwind in Flugrichtung oftmals sehr weit getragen. Bei Gegenwind bleiben sie demgegenüber nach dem Aufbrauchen der Flugenergie regelrecht in der Luft stehen und fallen dann herunter. Bei Windgeschwindigkeiten von über 3 m/s (10,8 km/h) ist ein Ausbringen von Harnstoff bereits problematisch. Bei schwereren Körnern (z. B. KAS) ist dagegen auch bei höheren Windgeschwindigkeiten bis 6 m/s (21,6 km/h) noch ein stabiles Streubild möglich. Je höherwertiger die Düngerqualität, desto stabiler bleibt das Streubild auch bei Wind.Ein weiterer wichtiger Umweltfaktor ist die Luftfeuchtigkeit. Besonders bei stark hygroskopischen Düngerarten ist im Tagesverlauf eine Änderung der Fließeigenschaften und Querverteilung zu beobachten. Unter diesen Umständen ist dann eine zweite Querverteilungsüberprüfung mit Prüfschalen am Nachmittag zu empfehlen.

Auch auf den Fahrer kommt es an

Bei den freiwilligen Düngerstreuerprüfungen der Deula-Nienburg fällt immer wieder auf, dass auch im Bereich der Wartung und Reparatur viele Maschinen optimiert werden können (Tabelle 1). Ein weiteres Problem in der Praxis ist die Anpassung von Streuerhöhe und Neigung an die jeweilige Behälterfüllung und den Bodenzustand. Aus ackerbaulicher Sicht ist zur Vermeidung von Verdichtungen und schädlichen Spurwannen ein angepasst niedriger Luftdruck sinnvoll. Weiters kommt es insbesondere bei großen Anbaustreuern mit Behälter- inhalten von bis zu 3500 kg während der Arbeit zu deutlichen Änderungen des Streubildes. Durch den stetig leichter werdenden Behälter ändert sich die Arbeitshöhe des Streuers bzw. der Streuscheiben um bis zu 20 cm und die Neigung um bis zu 15° – mit den entsprechenden Folgen für das Streubild. Nur ein besonders wachsamer Fahrer mit Fingerspitzengefühl kann diese Einflüsse ausgleichen, denn die Grundeinstellung von Höhe und Neigung muss jederzeit passen und nicht nur im Durchschnitt.

Grenzstreueinrichtung von der Kabine aus bedienbar

Eine weitere Arbeitssituation, bei der die Motivation des Fahrers auf die Probe gestellt wird, ist das Grenzstreuen. Denn zusätzlich zur Einstellung der gewünschten Parameter und der Düngersorten verlangen viele Grenzstreusysteme, dass der Fahrer an den Feldecken absteigt, um zwischen Rand-, Grenz- und Gewässerstreuen umzuschalten. Bei einem allfälligen Neukauf sollte auf Systeme geachtet werden, die aus der Kabine heraus umstellbar sind. Es ist verständlich, dass jeder Landwirt die Ertragsfähigkeit seiner Schläge bis zur Grenze voll ausnutzen möchte; keinesfalls darf es aber zu Einträgen von Düngerkörnern auf nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen kommen oder gar zu Einträgen in Oberflächengewässer. Dabei ist zu bedenken, dass bei einem Fünf-Hektar-Schlag ca. zehn bis 20 Prozent der Fläche in den äußeren fünf Metern des Schlages liegen.

Mischdünger: Arbeitsbreite reduzieren

Im Hinblick auf die Streugenauigkeit ist bei Mischdüngern zu beachten, dass sich die Einzelkompenenten in ihrem Streuverhalten möglichst ähnlich sind. Rückschlüsse darauf sind aus den Streutabellen der Hersteller ableitbar. Gibt der Streuerhersteller für Einzelkomponenten gleiche Werte für die Arbeitsbreiteneinstellung vor, so ist eine Mischung unproblematisch. Weichen die Werte beispielsweise für Schaufelstellung oder Aufgabepunkt voneinander ab, dann ist von einer Mischung abzuraten. Soll es trotzdem zum Einsatz von Mischdüngern kommen, sollte eine Arbeitsbreite von 24 Metern selbst bei geringem Wind nicht überschritten werden. Das Einsparen einer Überfahrt beim Düngen bringt einen Kostenvorteil von circa sieben Euro pro Hektar. Dem stehen die Kosten für das Mischen, die verkürzten Einsatzzeiten bei Wind und vor allem die Gefahr der schlechten Nährstoffverteilung gegenüber.Qualitätsmerkmale bei Mischdüngern sind vor allem schonende Mischtechnik und ausschließliche Verwendung bester Düngerqualitäten mit ähnlichen Kornformen, Kornoberflächen und spezifischen Gewichten. Eine gute Querverteilung lässt sich bei Mischdüngern auch durch das Ausbringen mit Saat- und Legegeräten bzw. mit pneumatischen Streuern sicherstellen. Zu beachten ist hier, dass sich die Einzelkompenenten möglichst nicht entmischen und dass die Fließfähigkeit des Düngers erhalten bleibt.

Streufehler

 ©Quelle: Lossie /Deula Nienburg
©Quelle: Lossie /Deula Nienburg

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