“Durch die Russland-Sanktionen der EU sind Milch- und Schweinemarkt inzwischen völlig außer Kontrolle geraten”, betont Bauernbund-Präsident Jakob Auer. Immer stärker komme die gesamte Wertschöpfungskette der Milchwirtschaft unter Druck. Auer schließt sich deshalb der deutschen Forderung nach einer raschestmöglichen Umsetzung eines EU-Hilfspaketes an: “Die EU darf die Bäuerinnen und Bauern nicht im Stich lassen. Brüssel muss jetzt Hilfe für die vom Embargo geplagten Milch- und Schweinebauern bereitstellen.” Der Bauernbund-Präsident unterstreicht, dass dieses Hilfspaket den betroffenen 35.000 heimischen Milchbauern und 25.000 Schweinebauern vor allem wieder Liquidität bringen soll. “Mit den momentanen Preisen lassen sich keine Deckungsbeiträge mehr erwirtschaften”, alarmiert Auer.
Milchwirtschaft steckt im Teufelskreislauf
In der Regel würden die Bauern versuchen, ihre Kosten mit Mehrproduktion zu decken. Diese Mehrmenge werde von den Molkereien derzeit aber nicht rentabel, sondern ebenfalls verlustträchtig verkauft. “Ein Teufelskreislauf, aus dem wir nur mit einem dreiteiligen Maßnahmenpaket herauskommen”, so Auer.
Neben dem EU-Hilfspaket ruft Auer auch die Bauern zur Besonnenheit bei der Milcherzeugung auf: “Wir sitzen alle in einem Boot: Aktuell kann weniger auch mehr sein. Am überhitzten Markt sind die genossenschaftlichen Molkereien momentan nicht mehr in der Lage, die Überproduktion abzusetzen. Wir sollten zusammenhelfen, damit wir diese schwierige Phase überstehen.” Der Bauernbund-Präsident betont, dass die Agrarpolitik das Problem verstanden habe und sich um eine Lösung bemühe.
Teil dieser Lösung sei neben neuen Exportanstrengungen auch die vom Bauernbund bereits wiederholt geforderte Agrarmarkt-Kontrolle. “Ohne Transparenz entlang der Wertschöpfungskette wissen wir weiterhin nicht, wer die Margen einstreift. Wir ahnen nur, dass dies der Groß- und Lebensmitteleinzelhandel ist”, sagte Auer und ermahnt diesen, den Marktdruck nicht kalt auszunutzen. Auch der Handel sei von der Überlebensfähigkeit der Bauern abhängig. Auer betont: “Niemand möchte, dass heimische Milch oder heimisches Fleisch im Regal plötzlich fehlen. Zumindest dort, wo die Konsumenten dank der Kennzeichnung sehen, dass es sich um österreichische Qualität handelt, würde es einen Aufstand geben.” Damit es nicht soweit kommt, müsse in den nächsten Monaten gehandelt werden.
Auch die Molkereien und Fleischverarbeiter sollten “kreativ bei der Findung von Absatzwegen sein, die aufgezeigten Exportdestinationen auch zu bedienen”. Auch über Qualitätsprogramme und weitere Differenzierungen des Milchangebots müsse intensiv nachgedacht werden, nannte Auer neben dem EU-Hilfspaket und der Agrarmarkt-Kontrolle den dritten Standfuß der Anstregungen.