Aufbruchsstimmung. Damit lässt sich die Situation des land- und forstwirtschaftlichen Sektors in Aserbaidschan und Georgien wohl sehr gut zusammenfassen. Im Rahmen der jährlichen Studienreise der Österreichischen Jungbauernschaft verschafften sich 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen vertieften Blick in eine Weltregion, die bislang nur den wenigsten ein Begriff war. Ausgehend von Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, quer durch das Landesinnere Richtung Georgien und der Hauptstadt Tiflis sollte die Reise bis zur russischen Grenze führen.

Am Stadtbild Bakus mit ihren unzähligen imposanten Bauten und beim Blick auf das Kaspische Meer zeigt sich schnell der wichtigste Wirtschaftssektor des Landes: Erdöl und Erdgas. Seit dem Einbrechen des Ölpreises 2014/15 sieht man sich gezwungen, verstärkt auf andere Sektoren zu setzen, neben dem aufkommenden Tourismus zählt dazu insbesondere die Landwirtschaft. Um erste agrarische Strukturen zu erkennen, muss man ein ganzes Stück aus der Hauptstadt rausfahren. Zwischen den vielen extensiv gehaltenen Rinder- und Schafherden, die unbekümmert über Straßen und durch Dörfer laufen, und der fast schon steppenartigen Landschaft erkennt man aber: Hier tut sich etwas. Bestes Beispiel dafür ist ein hochmotivierter Jungbauer, der seit einigen Jahren auf die Produktion Wein, Obst, Mais, Zwiebel wie auch auf Saatgutvermehrung setzt. Auch der Besuch eines Imkers, der sich mit anderen Landwirten zu einer Art Genussregion zusammengeschlossen hat, zeigt, dass sich die Landwirtschaft hier im Aufwind befindet.

Landwirtschaft im Aufwand

Im direkten Vergleich zu Aserbaidschan fällt bei der weiteren Entdeckungsreise durch Georgien auf, dass das Thema zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft hier eine größere Rolle spielt. In den Gesprächen mit Vertretern des Landwirtschafts- und zugleich Umweltschutzministeriums werden etwa die Eindämmung der weit verbreiteten illegalen Holznutzung oder die Erhöhung der Selbstversorgungsquoten bei Getreide (aktuell rund 30 %) und Fleisch (rund 50 %) betont. Für positive Impulse sollen dabei die weitere Privatisierung und die Nutzbarmachung der landesweit rund 50 % brachliegenden Fläche genauso wie eine gezielte Investitionsförderung und der Aufbau von Genossenschaften sorgen. Zu betonen ist hier insbesondere die starke EU-Orientierung Georgiens, etwa im legistischen Bereich, wie auch die intensive Zusammenarbeit mit Österreich. Der EU-Beitritt ist das langfristige und erklärte Ziel.

Fragt man nach dem Image der Landwirtschaft und dem Ansehen der Bäuerinnen und Bauern, erhält man eine überraschende Antwort: In Georgien unterscheidet man nämlich zwischen Bauern und Landwirten. Der einfache Bauer, der mit wenigen Tieren und wenig Fläche als Selbstversorger lebt, genießt laut Aussage kein hohes Ansehen. Der Landwirt hingegen, der eine Ausbildung absolviert und seinen Betrieb auf Wachstum und intensivere Produktion ausgerichtet hat, genießt in der Bevölkerung einen guten Ruf.
Agrotourismus, zu dem man unsere Studienreise wohl zählen kann, befindet sich in beiden Ländern noch in den Kinderschuhen, hat aus unserer Sicht aber großes Potential. Für manche Betriebe waren wir die erste (internationale) Besuchergruppe, was sich auch an der großen und ansteckenden Begeisterung und Freude zeigte, mit der uns die Landwirtinnen und Landwirte empfangen haben. Die kulinarische, kulturelle und vor allem land(wirt)schaftliche Vielfalt Aserbaidschans und Georgiens ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Weitere Fotos von der Studienreise stehen sind online unter www.jungbauern.at abrufbar.

Quelle: Jungbauern
Die Reisegruppe der Jungbauern

- Bildquellen -

  • Foto 1 Filzarbeit: Jungbauern
  • Jungbauern Studienreise 2019: Jungbauern
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