Arge Rind: Mercosur bleibt eine existenzielle Bedrohung

Arge Rind Obmann Josef Fradler und Geschäftsführer Werner Habermann warnen vor Mercosur und drängen auf eine Herkunftskennzeichnung für Rindfleisch.

Das Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) mag Sieger und Verlierer haben – die europäische und vor allem die österreichische Rindfleischproduktion zählen zu den großen Verlierern. Die heimische Arge Rind lehnt den Vertrag strikt ab und drängt auf eine Herkunftskennzeichnung.

Ein „Aus“, das noch kein „Aus“ ist

Es sollte längst unter Dach und Fach sein – bereits seit dem Jahr 2000 verhandelt die EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten ein Handelsabkommen. Seit Mitte 2019, also nach fast 20 Jahren Verhandlungen, liegt auch ein Entwurf zum Abkommenstext vor. Doch es blieb weiter Sand im Getriebe. Im Oktober 2020 forderte das EU-Parlament mehrheitlich einen Abänderungsantrag, insbesondere um die Standards beim Klima- und Umweltschutz stärker anzusprechen. Sogar EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hat dazu festgestellt: „Solange Brasilien keine Zusagen zum Schutz des tropischen Regenwaldes macht, wird die EU dem Mercosur-Abkommen nicht zustimmen.“ Neben dem EU-Parlament haben auch einige EU-Regierungen, darunter auch die österreichische Bundesregierung, entschieden, dem Abkommen in dieser Form nicht zuzustimmen. Beobachter meinten, diese Entwicklung könnte bereits das „Aus“ für das Abkommen bedeuten.

Zusatzveinbarungen sollen das Abkommen retten

Allerdings will die EU-Kommission nun nach jüngsten Berichten den umstrittenen Handelsvertrag durch Zusatzvereinbarungen zum Klimaschutz retten. Kommissar Dombrovskis will mit diesen Zusatzvereinbarungen die Bedenken der Naturschützer aufgreifen, und vor allem von Brasilien Zusagen zum Umweltschutz und zur Beachtung des Pariser Klimaabkommens erreichen. Vor allem geht es auch um greifbare Maßnahmen gegen die Abholzung am Amazonas. Den Abkommenstext selbst will Dombrovskis allerdings nicht erneut aufschnüren.

Arge Rind: Heimische Bauern würden jährlich 70 Mio. Euro verlieren

Alarmiert zeigt man sich von dieser Entwicklung neben verschiedenen Umweltorganisationen auch seitens der heimischen Arge Rind. Deren Obmann Josef Fradler betont in einer Aussendung erneut, dass die Rinderhalter in Europa die Hauptverlierer des Abkommens wären. Träte der vorliegende Vertrag in Kraft, dann würden die Mercosur-Länder 15 bis 20 Prozent des Edelteilaufkommens bei Rindfleisch in der EU abdecken. Die Menge entspricht ca. 3,5 Millionen Rindern (vgl. In Österreich werden jährlich etwa 500.000 Rinder geschlachtet). Durch den Verdrängungswettbewerb am europäischen Markt drohe eine Preisreduktion um ca. 20 Prozent, so Fradler. Für die heimischen Rinderbauern bedeute dies einen Rückgang des Erlöses um jährlich ca. 70 Millionen Euro. Viele heimische Betriebe wären dadurch existenziell bedroht. Die Arge Rind spricht sich deshalb massiv gegen ein Mercosur-Abkommen aus.

Herkunftskennzeichnung muss kommen

Um die Konsumenten für das Thema Fleischimporte zu sensibilisieren, fordert die Arge Rind, dass die vieldebattierte Herkunftskennzeichnung endlich kommen müsse. Arge Rind-Geschäftsführer Werner Habermann fordert: „Für die Konsumenten muss auch in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung erkennbar sein, woher das Fleisch auf dem Teller stammt.“ Ein Stufenplan zur Umsetzung des Anliegens liege bereits vor.
Obmann Fradler appelliert an Konsumenten und Gastronomie der Versorgungssicherheit durch die rund 30.000 heimischen Rinderbauern Rechnung zu tragen. Bei den Konsumenten sei das Bewusstsein für regionale bzw. österreichische Produkte so hoch wie noch nie. Fradler fordert daher auch die Gastronomie auf, auf diesen Zug aufzuspringen und mehrheitlich österreichisches Rindfleisch auf die Karte zu setzen.

Heimisches Rindfleisch ist klimafreundlich

Grundsätzlich ist die Rindfleisch-Produktion in Österreich vergleichsweise klimafreundlich. Bereits 2011 hat eine Studie der EU-Kommission gezeigt, dass die heimische Rindfleisch-Produktion im EU-Vergleich mit den niedrigsten Emissionswerten behaftet ist. Diesen Befund bestätigt auch eine aktuelle Studie, die die Arge Rind im Vorjahr bei Dr. Stefan Hörtenhuber, Boku Wien, in Auftrag gegeben hat. Laut Habermann ist der direkte Vergleich mit Brasilien am spannendsten. Stellt man die Emissionszahlen aus der heimischen Rindfleischproduktion denen aus Brasilien gegenüber, erhält man eine Relation von 1:6. Das bedeutet, dass je Kilogramm Rindfleisch in Österreich je nach Produktionsform 15 bis 20 kg CO2 anfallen, in Brasilien hingegen ca. 115 kg. Berechnet man die Abrodung des Regenwaldes, der für eine Tierhaltung notwendig ist, zusätzlich mit ein, dann erhöht sich das brasilianische Äquivalent auf 750 kg CO2 pro ein Kilogramm Rindfleisch. Habermann: „Die Entscheidung für österreichisches Rindfleisch ist ein direkter Hebel zur Unterstützung der Umwelt.“

- Bildquellen -

  • W ArgeRind Fradler Habermann: Arge Rind
- Werbung -
AUTORH.M.
Vorheriger ArtikelDem richtigen Waldbaum-Mix auf der Spur
Nächster ArtikelEin später Saisonstart: Erdbeeren zum Vatertag