Der “Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen” hat die Gletscherforscherin Andrea Fischer als „Wissenschafterin des Jahres 2023“ ausgezeichnet.

“Das Abschmelzen unserer heimischen Gletscher ist eine der offensichtlichsten Auswirkungen des Klimawandels in Österreich. Andrea Fischer hat sich mit ihrer Arbeit in den vergangenen Jahren besonders darum verdient gemacht, die Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Ihre Bemühungen spielen daher eine entscheidende Rolle in der Berichterstattung über die Folgen der Erderwärmung“, so Bundesminister Martin Polaschek.

Gratulationen kamen u.a. auch von Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und von Christof Gattringer, Präsident der Forschungsförder-Organisation FWF. Mit beiden Einrichtungen ist die in 1973 in St. Johann in Tirol geborene eng verbunden. Denn die Geophysikerin und Glaziologin, die bereits 2013 von der Lesern der Tageszeitung „Die Presse“ zur „Österreicherin des Jahres“ im Bereich Forschung gekürt wurde, ist Vizedirektorin des ÖAW-Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung in Innsbruck – sie leitet dort die Forschungsgruppe „Mensch-Umwelt-Beziehung, Hochgebirge”  – und  konnte beim FWF rund 1,1 Millionen Euro für ihre Arbeiten einwerben.

Die Gletscher der Ostalpen gehen im internationalen Vergleich besonders stark zurück. Mit ihren FWF-geförderten Projekten gelang es Andrea Fischer, auf die Sensibilität der Gletscher der Alpen aufmerksam zu machen. Unter den derzeitigen Bedingungen gehen jährlich, wie aus den Projektergebnissen abschätzbar, etwa ein Meter Eis und damit mehrere Jahrzehnte des Klimaarchives verloren. In nur wenigen Jahren wird dieses Klimaarchiv unwiederbringlich verloren sein, und damit potenziell einige Jahrtausende Klimageschichte der österreichischen Alpen.  Den Zustand unserer Gletscher bezeichnet Fischer als „prekär“. Sie möchte mit ihrer Forschung dennoch das „Wahrnehmen der Chancen“ in den Mittelpunkt stellen, denn: „Jede Krise bietet neue Möglichkeiten, die Welt ein Stück besser zu machen.“ 

In den vergangenen Jahren war Andrea Fischer unter anderem maßgeblich am jährlichen Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins, am „Gletschertagebuch“ sowie zuletzt auch am ersten Bericht zum Kryosphären Monitoring Österreich (KryoMon AT) beteiligt.

Gletscherbericht: Der letzte veröffentlichte Bericht aus dem Gletscherhaushalsjahr 2021/22 zeichnet ein düsteres Bild für die weißen Riesen: Noch nie in der bis 1891 zurückreichenden Geschichte des Alpenvereins-Gletschermessdienstes gab es einen größeren Gletscherschwund: Im Mittel sind die 89 vom Alpenverein beobachteten österreichischen Gletscher um 28,7 Meter kürzer geworden. Noch ein Jahr davor lag der Rückzug “nur” bei elf Metern. Die größte Längenänderung wurde von den ehrenamtlichen Alpenvereins-Gletschermessern erneut in der Venedigergruppe gemessen, wo sich das Schlatenkees (Tirol) um 89,5 Meter (Vorjahr: 54,5 Meter) Länge zurückzog. Die Pasterze (Kärnten) verlor allein im Bereich der Gletscherzunge ein Volumen von 14,7 Mio. m³ Eis, das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 245 m, also ungefähr der Höhe des Donauturms in Wien.

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  • Fischer2 L C Martin Stocker Oeaw: Martin Stocker–Waldhuber/ÖAW
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AUTORRed. MS
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