Am Tierschutztag stehen auch die Nutztiere im Fokus

Der Welttierschutztag betrifft auch Nutztiere. FOTO: agrarfoto.com

Der Tierschutztag am 4. Oktober hat in Österreich große Tradition. Für den Verein Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) ist dieser Aktionstag ein willkommener Anlass, den Wert unserer Nutztiere für die Gesellschaft, die Ernährungssicherheit und die Umwelt in den Mittelpunkt zu rücken. In Österreich gibt es 1,88 Mio. Rinder, 2,77 Mio. Schweine, 20,0 Mio. Geflügel, 402.000 Schafe, 92.000 Ziegen und 130.000 Pferde. Diese stellen 48,1% oder 3,6 Mrd. Euro des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswertes dar und sind somit der größte landwirtschaftliche Sektor.

Die Tierhaltung in Österreich befindet sich derzeit (noch) in bäuerlicher Hand und ist kleinstrukturiert. Die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche beträgt 19 Hektar. Im Schnitt werden 32 Rinder, 109 Schweine, 29 Schafe und 11 Ziegen pro Betrieb gehalten, die zu 90% familiengeführt sind – 36% davon im Haupterwerb, 55% im Nebenerwerb. Bei den vielen Aktivitäten, wie Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, Almwirtschaft, Grünlandbewirtschaftung, Direktvermarktung, Tourismus- und Freizeitangeboten, steht das Tierwohl an oberster Stelle.

“Diese Themen gewinnen in der Öffentlichkeit immer mehr an Bedeutung. Die Nutztierbranche selbst bringt sich in dieser Hinsicht mit vollem Engagement ein”, weist NTÖ-Obmann Walter Lederhilger hin. Wieweit Landwirtschaft und Veterinärwesen vernetzt sind, zeigt die Branche des Geflügels, bei der unter dem Dachverband der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) die veterinäre Interessenvertretung zur Qualitätssicherung (QGV) beheimatet ist. “In der Geflügelwirtschaft sind die hochwertigen heimischen Eier und das Geflügelfleisch vor allem auf die so gut funktionierende Partnerschaft zwischen den Erzeugern, dem Schlachthof, den Gütesiegelpartnern und dieser veterinären Einrichtung zurückzuführen”, betont ZAG-Geschäftsführer Michael Wurzer.

Die Kontrollen zum Tierschutz sind in Österreich streng. Dies betrifft einerseits die Kontrollen am Betrieb, andererseits bei Veranstaltungen, bei Schlachtungen, beim Transport bis hin zu Futtermitteln. Bei den im Jahr 2019 zu Tausenden durchgeführten Kontrollen der Behörden gab es laut Grünem Bericht kaum Beanstandungen. Das AMA-Gütesiegel mit einer Vielfalt von Qualitäts-und Markenprogrammen garantiert lückenlose nachvollziehbare Lebensmittel. Im Bereich Milch werden neun- bis elfmal im Jahr auf den über 20.000 Milchbetrieben neben den Daten zur Milchmenge und zu den Inhaltsstoffen auch Fitness- und Gesundheitsparameter erhoben. In der heimischen Rinderzucht wird permanent an der Etablierung von Gesundheitsmerkmalen geforscht.

Die Nutztierbranche pflegt einen intensiven Austausch mit den Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis. Im Bereich Tierwohl und Tiergesundheit sind dies insbesondere das Gesundheitsministerium, die Veterinärmedizinische Universität, die AGES, die Veterinärbehörden, die Labors, der Tiergesundheitsdienst und die Tierärzteschaft. Verschiedene Forschungsprojekte haben das Ziel, Gesundheitsdaten zu vernetzen und einen Mehrwert für die Verbesserung der Tiergesundheit zu generieren. So sollen in der Praxis der Einsatz von Antibiotika reduziert, die Langlebigkeit der Tiere gefördert und eine nachhaltige Tierhaltung gesichert werden.

“Der Tierschutztag ist auch ein willkommener Anlass, den Halterinnen und Haltern von Tausenden Rindern, Schweinen, Hühnern, Schafen, Ziegen und Pferden für 365 Tage Arbeit im Jahr zu danken”, weist Lederhilger hin. “Die Bewältigung der Herausforderungen gerade im Bereich des tierischen landwirtschaftlichen Sektors sind enorm. Die Familienbetriebe brauchen eine entsprechende Leistungsabgeltung und Alternativen.”

Die Vertreter der Nutztierbranche sehen Wirtschaftlichkeit, Professionalisierung und Tierwohl als Einheit, zu der es Vertrauen und guter Zusammenarbeit bedarf. “Denn eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen Erzeugern, Schlachthof, Gütesiegelpartnern und veterinären Einrichtungen sind Voraussetzung, um die Dinge branchenübergreifend zu denken und neue Sicht- und Vorgehensweisen anzugehen”, so Lederhilger. “Denn wenn die Konsumentinnen und Konsumenten unsere hochwertigen Produkte kaufen, geben sie unseren Tierhalterinnen und Tierhaltern den Produktionsauftrag.” Diese unter höchsten Tierwohl-, Umwelt- und Hygienestandards erzeugten Lebensmittel bedürfen natürlich einer Abgrenzung zu den meisten unter ganz anderen Bedingungen erzeugten Produkten aus dem Ausland. “Der NTÖ sieht hier eine gerechte Lösung in der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr sowie in der Gemeinschaftsverpflegung. Dies würde mehr Transparenz für die Konsumentinnen und Konsumenten bringen und für unsere kleinstrukturierten Nutztierbetriebe mehr Zukunftsperspektiven”, unterstreicht Lederhilger abschließend.
Über den NTÖ

Die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Rinderzüchter (ZAR), der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), der Österreichische Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ), die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) sowie die Arbeitsgemeinschaft Rind (ARGE Rind) und die Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Pferdezüchter (ZAP) haben 2016 den gemeinsamen Dachverein “Nachhaltige Tierhaltung Österreich” (https://www.nutztier.at/) gegründet. Damit sollen die Interessen der Tierhalter/-innen aller Sparten gemeinsam vertreten und agrarpolitische Themen koordiniert behandelt werden.

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