Almgeschichten Folge 6: Botschafter für unsere Almen

Peter Fuchs von der Online-Plattform „Unsere Almen“ hat selbst viele Sommer auf Almen gearbeitet.

Der „Almfuchs“ gibt sein Wissen an die nächste Generation weiter.

Eine Landschaft ohne unsere Almen? Kaum vorstellbar! So viel hängt von ihnen ab: Schutz der Täler, gesunde Ernährung, Erholungsräume, das für Tirol typische Landschaftsbild, der Tourismus, die regionale Wirtschaft und damit viele Arbeitskräfte. 

Aber auch begeisterte Almbesucher wissen oft gar nicht, dass unsere Almlandschaft mit der dazugehörigen Infrastruktur keine Selbstverständlichkeit ist und sich viele Almen in einer prekären Lage befinden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es Initiativen gibt, die engagierte  Öffentlichkeitsarbeit leisten und die Botschaft der Bedeutung der Almkultur vor allem in die außerbäuerliche Bevölkerung und zu den Städtern tragen, denn die Bäuerinnen und Bauern wissen ohnedies um die Wichtigkeit der Almen und des damit verbundenen sensiblen Naturraums. 

Ein begeisterter Tiroler Alm-Botschafter ist auch Peter Fuchs. Er betreut das im vorigen Jahr von einer Kooperation der almwirtschaftlichen Vereine mit der Agrarmarketing Tirol ins Leben gerufene gesamtösterreichische Online-Portal „Unsere Almen“ (www.unsere-almen.at). Dieses vernetzt  Almbauern und Erholungssuchende und informiert auf ansprechende Weise mit Artikeln,  Videobeiträgen und Fach-Interviews über interessante Projekte und neue Entwicklungen.  

Zwölf Sommer als Hirte und Melker

Peter Fuchs schnuppert nicht nur als Referent und Besucher regelmäßig Almluft, sondern hat auch zwölf Sommer lang auf Almen in Tirol und in der Schweiz  (St. Moritz und Wallis), gearbeitet – hart gearbeitet. Vor allem sein erster Sommer 1996 als noch nicht so erfahrener Hirte und Melker auf der Baumgartenalm in der Kelchsau hätte ihn fast überfordert, erzählt er. „Es war eine wahnsinnige Tschach. Wenn du da oben allein bist, merkst du erst, was es heißt, wenn eine Kuh krank wird oder ein Tier nicht auffindbar ist und du für alles die Verantwortung hast. Auch das Melken war anstrengend, obwohl ich mich am Bauernhof meines Onkels in Hopfgarten gut darauf vorbereitet habe.  Ich habe in meinem ersten Almsommer zehn Kilo abgenommen und war oft total erschöpft, obwohl ich ja noch ein junger Spund war.“

 

Quelle: Familie Fuchs
Zwei Almbegeisterte: Peter Fuchs mit Tochter Maria

Die Almsehnsucht hat ihn trotzdem nie losgelassen und es folgten noch elf weitere Almsommer als Hirte und Melker. Zuletzt war er 2021 auf der Niederkaseralm in der Kelchsau im Einsatz, wo ihn oft auch Tochter Maria begleitete. „Die Almbegeisterung vererbt sich in unserer Familie weiter, obwohl wir selber keine Landwirtschaft betreiben“, erzählt Peter Fuchs. „Schon mein Vater hat mir immer erzählt, wie hart er als Bauernbub auf Almen arbeiten musste. Diese Erzählungen waren aber auch schön und haben mein Interesse an den Almen und den damit verbundenen Tätigkeiten geweckt.“ 

Ort der Artenvielfalt und des Denkens

Faszinierend an den Almen findet Peter Fuchs auch die dort gedeihende Biodiversität: „Wenn wir von Artenschutz sprechen, müssen wir auch vom Schutz unserer Almen sprechen. Eine Almwiese ist von Natur aus ein Wunder an Biodiversität und traditionell bewirtschaftet sichert die Almwirtschaft vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten das Überleben, weil viele Arten wegen der zunehmenden Erwärmung auf die Almen flüchten. Darüber sollten auch jene nachdenken, die wegen eines falsch verstandenen Artenschutzes die Gefahr großer Beutegreifer für unsere Almen unterschätzen oder gar verleugnen.“ 

Apropos nachdenken: Für Peter Fuchs, der Politikwissenschaft und Philosophie studierte und einige Jahre auf der UNI Innsbruck gearbeitet hat, ist die Alm auch ein wunderbarer Ort, um zu sich zu kommen und über die Welt nachzudenken. „Hier ist man in der Natur und doch mitten im Leben – die Almen sind eine wunderbare Gegenwelt zum Metaversum, das es nur im Internet gibt!“

Quelle: Privat
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  • 20210816 163845: Familie Fuchs
  • I.Prugger 2sp: Privat
  • 20210714 174222: Familie Fuchs
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AUTORIrene Prugger
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