Die Corona-Krise ist nicht die erste, durch die binnen kurzer Zeit viele Menschen schwer betroffen sind. Falsches Krisenmanagement kann die unmittelbaren Auswirkungen verschärfen und die Folgewirkungen verstärken, wie Beispiele zeigen. In den Jahren 1972/1974 und 2006/2008 gab es Versorgungsengpässe mit Nahrungsmitteln. WIFO-Ökonom Franz Sinabell zeigt, welche Lehren wir aus vergangenen Krisen ziehen sollten, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.
Diese vergangenen Versorgungsengpässe wurden durch unilaterale Handelsbeschränkungen stark verschärft. Daraus hat man bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise 2009 die Lehre gezogen. Übermäßig protektionistische Maßnahmen wurden weitgehend verhindert. Der Warenhandel wurde daher kaum eingeschränkt und somit konnte sich die Wirtschaft rascher erholen.
Einzelne Länder können Handelsschranken nutzen, um kurzfristig die Versorgung mit wichtigen Gütern im Inland zu verbessern oder um die Volatilität der Inlandspreise im Verhältnis zu den Weltpreisen zu verringern. Wenn dies von Ländern gemacht wird, die einen großen Anteil am Markt haben, hat dies stärker schwankende Preise auf dem Weltmarkt zur Folge und verringert als Folge die Versorgungssicherheit in anderen Ländern.
Untersuchungen solcher Situationen am Beispiel von international gehandeltem Weizen und Reis zeigen die daraus resultierenden Probleme. In den Perioden 1972/1974 und 2006/2008 kam es auf den internationalen Märkten zu einem starken Preisanstieg, ausgelöst durch knappes Angebot. Analysen legen nahe, dass 45% des Anstiegs der Preise von Reis in den Jahren 2006/2008 und 30% des Anstiegs der Weizenpreise auf das Isolationsverhalten einzelner Länder zurückzuführen waren. Der Preisanstieg auf dem Weizenmarkt war deshalb viel geringer, weil wichtige Erzeugerländer sich seit dem GATT-Uruguay-Abkommen verpflichtet hatten, auf bestimmte Handelsbeschränkungen zu verzichten. Unter den Reis-produzierenden Ländern sind nicht alle diese Verpflichtung eingegangen. Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung sind gemäß dem Abkommen zur Landwirtschaft zulässig, wenn sie gewisse Voraussetzungen erfüllen. Das Verbot von Exporten zählt nicht dazu.
Die Lehre aus diesen Erfahrungen ist, dass Preise von Gütern ein wichtiges Signal sind und steigende Preise ein Maß für die Knappheit sind. Dies motiviert Unternehmen in die Produktion zu investieren und somit wird das Angebot ausgeweitet. Handelsbeschränkungen lebenswichtiger Güter stören diesen Mechanismus und verschärfen Krisen. Auch wenn Vorleistungen betroffen sind, kann dies schwerwiegende Folgewirkungen auslösen. In weiterer Folge könnten nämlich die Handelspartner mit der Sanktionierung des unilateralen schädlichen Verhaltens reagieren. Kurzfristige Vorteile werden mit langfristigen Nachteilen erkauft.
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