Die „Abgestufte Grünlandwirtschaft“ sei ein zukunftsorientierter und praktikabler Ansatz, der stark an Bedeutung gewinnen werde – so lautete die einhellige Meinung aller Beteiligten bei der Präsentation dieses Bewirtschaftungskonzeptes. Das Konzept beruht darauf, dass die einem Betrieb zur Verfügung stehenden Grünlandflächen unterschiedlich intensiv bewirtschaftet werden. Die Flächen werden dabei in ertragsbetonte und in solche mit geringerer Bewirtschaftungs-intensität differenziert. Neben der unterschiedlichen Anzahl an Schnitten, werde auch die Nährstoffrückführung sowie die Auswahl des Pflanzenbestandes auf den Flächen unterschiedlich gestaltet. „Es geht darum die Futterqualitäten auf den intensiven Flächen zu erhöhen, die Pflanzenbestände anzupassen und die Nährstoffbilanzierung gesamtbetrieblich zu betrachten“, erklärte Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger. Dazu brauche es für die Betriebe auch Bildungsschwerpunkte seitens der Interessensvertretung.
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger sieht darin vor allem in Hinblick auf die Klimaveränderung ein „gutes Modell“ für die Zukunft: „Dadurch wird ermöglicht Eiweißproduktion, qualitatives Grünfutter und Artenvielfalt auf den Betrieben in Einklang zu bringen“, so Hiegelsberger. Auch der Umweltdachverband begrüßt das Konzept: „Die verschiedensten Tierarten sind auf unterschiedlichste Habitate angewiesen. Es ist eine wichtige Aufgabe diese Artenvielfalt zu erhalten“, betonte Gerald Pfiffinger.
Leitfaden für Umsetzung in der Praxis
Das Grünland werde derzeit oft gleichmäßig bewirtschaftet, mit der Tendenz die Flächen zu intensivieren. Um zu zeigen, was durch eine, den Bonitäten angepasste, Grünland-Bewirtschaftung möglich ist, wurde in Oberösterreich ein Projekt ins Leben gerufen. 13 landwirtschaftliche Betriebe aus der Region Mühlviertel – sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende – haben sich daran beteiligt. „Die Ergebnisse über den dreijährigen Versuchszeitraum wurden in einer eigenen Broschüre zusammengefasst“, berichtete Johann Gaisberger, Direktor der Bioschule Schlägl. Dieses Praxishandbuch ist per Mail an info@bioschule.at für einen Druckkostenbeitrag von zwei Euro bestellbar und soll in Zukunft weiteren Betrieben als Leitfaden bei der Umsetzung einer abgestuften Wiesenbewirtschaftung dienen.
„Grünlandwirte können ertragsbetonte Flächen so führen, dass sie nicht nur viel, sondern auch ein gesundes Futter mit dementsprechenden Nährstoffen erhalten. Auf der anderen Seite haben sie nutzungsreduzierte Flächen, auf denen sich die Artenvielfalt etablieren kann“, erklärte Peter Frühwirth, Grünlandexperte der Landwirtschaftskammer, die Effekte des Bewirtschaftungsmodells. Das Konzept des abgestuften Wiesenbaus erfordere eine höchst individuelle Betriebsentwicklung – dies sei bereits beim Projekt durch eine unterschiedliche Auslegung des Systems auf den Betrieben sichtbar geworden. Die Umstellung sei auch nicht von heute auf morgen möglich. Frühwirth sprach in diesem Zusammenhang von einem „langsamen und mehrjährigen Umwandlungsprozess.“
Ob und in welcher Form die abgestufte Grünlandwirtschaft in der Gemeinsamen Agrarpolitik verankert werden kann, hänge laut Hiegelsberger von den laufenden Verhandlungen und der zukünftigen Ausgestaltung ab. Unabhängig davon sei es aber ein Konzept, bei dem Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen seien.
- Bildquellen -
- AGW: Bioschule Schlägl