Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“
Gerda ist immer fleißig. Sie schupft den Haushalt, Kinder und Familienangelegenheiten. Im Beruf geht sie voll auf, ist immer zur Stelle, wenn Extra-Meilen zu laufen sind. Sie nimmt sich um viele Kleinigkeiten an, erst neulich wieder, als an ihrem Arbeitsplatz ein Tag der offenen Tür über die Bühne geht. Sie kommt früher, geht später, sie bereitet Plakate vor und dekoriert, obwohl es nicht ihre Aufgabe wäre. Als Gäste eintreffen und Fragen zum Tag sowie zur Besichtigung haben, verweist sie sie sofort an den Abteilungsleiter, weil er schließlich „besser Bescheid“ wisse.
Anna ist Bäuerin, verheiratet mit Sigi. Gemeinsam erhalten sie Besuch einer Journalistin, die den Gemüsehof besichtigen möchte. Sigi nimmt sich sofort um die wichtigen Gäste an, fährt mit ihnen raus aufs Feld, um den Salat zu fotografieren. Ganz selbstverständlich posiert er beim Ernten des Salats. Als die Journalistin auch seine Frau einlädt, auf dem Bild zu sein, lehnt diese ab. Sie arbeite schließlich hauptsächlich „drinnen“, stehe kaum am Feld und wolle für die Gäste noch eine Jause vorbereiten. Erst auf hartnäckige Nachfrage hin kommt sie mit aufs Bild.
Viel zu oft sind Frauen wie Gerda und Anna. Setzen Herzblut im Unternehmen, am Hof, am Arbeitsplatz ein, um nach getaner Arbeit brav in der hinteren Reihe Platz zu nehmen. Wer die Plätze in der ersten Reihe so selbstverständlich anbietet, darf sich über Unsichtbarkeit weder ärgern noch wundern.
Eine Frau steht nämlich längst nicht mehr hinter einem erfolgreichen Mann, sondern Schulter an Schulter neben ihm.