Bei allem „Mist“, welcher der BauernZeitung nun täglich etwa über Soziale-Medien-Kanäle in die Redaktion gespült wird, erreichen die Redaktion auch berührende Reaktionen. Etwa folgendes E-Mail von Georg Schober aus Preding in der Steiermark. Er schreibt:

„Hallo zusammen, heute ist leider ein sehr trauriger Tag für uns. Nachdem wir bereits vor Jahre in unsere kleine Gemeinde gezogen sind, haben wir so schnell wie möglich einen Milchbauern in der Umgebung gesucht, um unsere Milch direkt beim Erzeuger zu holen. Dieser musste leider aufgrund einer unerwarteten Verletzung zusperren. Bei einem weiteren Milchbetrieb nur wenige Kilometer weiter haben wir uns von Anfang an sehr wohl gefühlt. Unsere Kinder sind mit der Milch aus dem Betrieb groß geworden. Sie durften in den Stall, haben beim Melken und Ausmisten zugesehen, die Kühe auch streicheln. Ich, obwohl ein polyglottes Stadtkind, wollte und durfte auch hin und wieder die Mistgabel in die Hand nehmen und so einen winzig kleinen Beitrag leisten, für die schwere und anstrengende Arbeit dieses kleinen Betriebes.

Heute war ich das letzte Mal dort, um die Milch für die nächsten Tage zu holen. Es war ein komisches Gefühl. Alle haben es gespürt, und nicht nur die Menschen. Auch die Tiere, die alle ihren eigenen Namen haben, merkten irgendwie, dass es zu Ende geht. Denn morgen werden Sie abgeholt. Eine Kuh kommt mit ihrem Kalb zu einem anderen Bauern, eine andere auch, die restlichen Kühe auf den Schlachthof. Wir hatten immer zwei Milchkannen für 4 Liter mit dabei. Immer, wenn wir mal vergessen haben und doch Milch im Supermarkt gekauft haben, sagten die Kinder: „Die schmeckt aber anders, die vom Bauern ist besser“.

Meiner Frau und mir wird es abgehen, mit den Milchbauer Gespräche über die Landwirtschaft und deren Zukunft zu halten. Auch haben wir dadurch einen viel tieferen Einblick in das Leben so kleiner Bertriebe bekommen. So ist uns immer mehr bewusst geworden, wie sehr wir Konsumenten dazu beitragen, wie Landwirtschaft in Österreich geführt werden kann. Diese Erkenntnis hat uns eben dazu bewogen die Milch dort zu kaufen wo sie herkommt.

Leider war nun heute der letzte Tag, an dem wir an diesen wohl vertrauten Ort fahren konnten, um dort unsere zwei Kannen voll frischer Milch zu holen. Ich werde in meinem Leben diese Stimmung heute im Stall nie vergessen: das ruhige, aber auch unheimliche Gefühl, dass etwas zu Ende geht.

Danke, liebe Bauern, für Eure Zeit, Eure Geduld mit uns „Stadtkindern“ und Eurer herzlichen Art! Unsere Kinder werden es vermissen, Eure kleinen Kälber zu sehen und zu streicheln. Und ich werde es vermissen, nach einem Besuch bei Euch mit Stallgeruch nachhause zukommen. Daher mein Aufruf an uns alle: Nutzen wir diese Zeit der erzwungenen Stille, uns auch Gedanken zu machen, wie man in die Zukunft geht. Unsere Gesellschaft hat so viel Macht und Möglichkeiten. Denken wir jetzt an unsere Bauern, Kleinläden und Selbstvermarkter in der Umgebung, sodass es nach der Krise wieder möglich ist, dass auch kleinere Betriebe überleben können. Danke!“

- Bildquellen -

  • Un Bambino Con Cappellino Si Occupa Delle Vacche Giocando Con Loro E Portandogli Il Fieno Nelle Mangiatoie: stefano – stock.adobe.com
- Werbung -
Vorheriger ArtikelBäuerliche Lebensmittelversorgung ist krisenfit und trotzt Corona
Nächster ArtikelEU-Kommission: ein Österreicher wird Generaldirektor für Landwirtschaft