Braune Flächen ohne jedes Grün – massiver Engerlingsbefall kann Einzelflächen betreffen oder auch ganze Dörfer, wie z. B. in Mieming in Tirol. Die wiesenschädigenden Engerlinge wie Gartenlaubkäfer, Junikäfer und Maikäfer haben individuelle Entwicklungszyklen von einem bzw. zwei und drei bis vier Jahren. Erst gegen Ende des Zyklus, in den größeren Larvenstadien, kommt es zu Hauptfraßjahren.
Große Schäden sind heuer dann wahrscheinlich, wenn im Vorjahr bereits Maikäferengerlinge aufgetreten sind, eine Bekämpfung im Herbst unterblieben ist und die Gräser wiederum unter Wassermangel leiden und sich nicht regenerieren können. Auf Flächen, die im Vorjahr von den Engerlingen des Junikäfers befallen waren, hat das Insekt heuer sein Flugjahr samt erneuter Eiablage. Die neu geschlupften kleinen Larven ernähren sich zunächst von organischer Sub-
stanz im Boden und haben dann wieder 2020 ein Hauptfraßjahr.
Von der Eiablage der ausschwärmenden Engerlingskäfer sind vor allem sonnenhängige Wiesen mit schütteren, lückigen Grünlandnarben, Vielschnittwiesen mit kurzer Schnitt- bzw. Weidehöhe (Schaf- und Kurzrasenweiden) und oft auch kurz gehaltene Rasen wie Sportplatzrasen betroffen.
Was die Bekämpfung mit biologischen Präparaten betrifft, so sei auf den Fachbeitrag in der BauernZeitung, Ausgabe 12, 21. März 2019 verwiesen. Folgende Präparate stehen zur Anwendung zur Verfügung (Anwendungszeiten und Zulassungsinhaber siehe Pflanzenschutzmittelregister):
n Melocont-Pilzgerste gegen Maikäfer-Engerlinge und
n GranMet P-Pilzgranulat gegen Junikäfer-Engerlinge.
n Ab dieser Saison das auch für Bio zugelassene Pilzsporenmittel Artis Pro erhältlich, das mittels Feldspritze unterstützend zu anderen Maßnahmen ausgebracht werden kann.
Mit Maßnahmen wie Neueinsaat oder Nachsaat sollte zugewartet werden, bis die meisten Engerlinge in die obere Bodenschicht gewandert sind. Je nach Lage und Erwärmung der Böden kann dies bereits ab Anfang bis Mitte März der Fall sein oder auch erst ab Ende Mai. Mittels Spatenprobe lässt sich der Befallsdruck schätzen.
Neuansaat nur bei weniger als 50 Engerlingen/m2
Werden pro Quadratmeter mehr als 50 Engerlinge gefunden, so ist auch eine Neuansaat von Ausfällen bedroht. In diesem Fall gilt es, zuerst die Engerlinge mit mechanischen oder chemischen Maßnahmen zu dezimieren und mit der Ansaat zuzuwarten. Wenn der Wiesenbestand ohnedies zerstört und unerntbar ist, können die Maßnahmen auch früher gesetzt werden.
Als wirksamste mechanische Maßnahmen haben sich Arbeitsgänge mit Kreiselegge oder Kreiselgrubber bewährt. Weiters infrage kommen auch Zinkenrotor, Rotoregge und Fräse. Es sollten zwei Arbeitsgänge erfolgen und zwar zunächst auf vier bis fünf Zentimeter Bodentiefe und im Abstand von einigen Tagen auf zehn Zentimeter Tiefe. Die mechanische Bearbeitung wirkt gleichzeitig auch gegen unerwünschter Unkräuter, die kein hochwertiges Futter liefern. Werden die Flächen ohne Vegetation offengehalten, verhungern die Engerlinge mangels Pflanzenwurzeln. Durch Kannibalisierung dezimieren sie sich auch selbst; die großen fressen die kleineren. Erst nach Dezimierung der Engerlinge kann die Neuansaat der Dauerwiese erfolgen.
Aufgrund zunehmender Dürrezeiten durch den Klimawandel sollten bei der Wahl des Saatguts verstärkt trockenheitsverträgliche Gräser berücksichtigt werden. Dazu zählen insbesonders Knaulgras, Rotschwingel, Glatthafer, Weichblättriger Rohrschwingel und Kleearten, wie z. B. Hornklee und Mattenklee (ausdauernder Rotklee).
Johann Humer, Futterwiesenexperte