Vor dem Abgrund

Kommentar von Michael Stockinger,
Redakteur

Jetzt hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine weitere Eskalationsstufe gezündet: die Teilmobilisierung. Laut russischem Verteidigungsminister Sergej Schoigu sollen 300.000 Reservisten eingezogen werden.
Für viele Russen wird die „Spezialoperation in der Ukraine“ damit erstmals dramatisch spürbar. Denn jetzt geht es nicht mehr nur um wirtschaftliche Nachteile. Es geht um Mütter, die ihre Kinder nicht in einen sinnlosen Krieg ziehen lassen möchten, um Soldaten, die nicht verstümmelt aus der Ukraine zurückkehren wollen, um Ehemänner, Väter, Geschwister. So gab es nach langer Zeit nennenswerte Demonstrationen in Russland. „Nein zum Krieg“ und „Russland ohne Putin“ waren dort zu hören.
Aber nicht nur für die russische Bevölkerung hat sich die Lage verschärft, sondern auch für Putin. Eine Niederlage könnte für ihn fatale Folgen haben. Er wird daher alles daransetzen, den Angriffskrieg erfolgreich abzuschließen.
Noch hat er dafür die finanziellen Mittel, auch dank der vorhandenen Gasressourcen. Gazprom hat heuer in den ersten sechs Monaten einen Rekordgewinn von umgerechnet rund 42 Mrd. Euro eingefahren. Wer weiß, dass der russische Staat mit 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist, kann erahnen, wohin ein Teil des Geldes fließt.
Wichtig ist daher, dass die EU-Staaten energisch gegen den Kriegsherren Putin auftreten und die Eigenversorgung mit Energie priorisiert wird. Die Nutzung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft per Verordnung zu hemmen, macht auch diesbezüglich keinen Sinn.

stockinger@bauernzeitung.at

- Werbung -
Vorheriger ArtikelNÖ Bauernbund fordert mehr Respekt und Bewusstsein für Lebensmittel ein
Nächster ArtikelOhne Traktorführerschein und Teuerung