Einen vielversprechenden Weinjahrgang 2022 mit bestenfalls  2,4 Mio. Hektolitern erwartet der Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, Johannes Schmuckenschlager, in einer klimatisch und kostenmäßig herausfordernden Saison.

Quelle: LKÖ/Grob
Chris Yorke (Geschäftsführer Österreich Wein Marketing GmbH), Johannes Schmuckenschlager (Präsident des Österreichischen Werinbauverbandes) und Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband)

Aufgrund des Witterungsverlaufs findet die Weinlese heuer etwas früher als im Vorjahr statt, in frühen Anbaugebieten wie dem Seewinkel hat sie bereits begonnen. “Die Hauptlese findet in den meisten Regionen dann in der zweiten Septemberhälfte und Anfang Oktober statt”, prognostizierte der Weinbau-Präsident heute (2. Sept.) bei einem Pressegespräch in Wien. Die erwartete Weinmenge sieht er “bestenfalls im Durchschnitt der Vorjahre bei ca. 2,4 Mio. hl. Denn durch die Trockenheit im Sommer seien die Beeren eher klein geblieben und daher werde die Saftausbeute auch etwas geringer ausfallen als in manch anderen Jahren.  

Herausfordernder Witterungsverlauf

Generell war der Witterungsverlauf 2022 aus verschiedensten Gründen herausfordernd. So gab es während der Blüte, einem sehr empfindlichen Stadium der Rebe während des Vegetationsverlaufes, erheblichen Pilzdruck. “Um Schäden zu verhindern, waren die Winzer gefordert, ihre Reben besonders aufmerksam zu pflegen”, berichtete Schmuckenschlager. “Im Juli und August hatten die Reben wiederum mit enormer Dürre zu kämpfen. Trockenheit und Hitzetage über 30 °C waren für die Reben eine erhebliche Herausforderung. Gerade bei Junganlagen mussten die Winzerfamilien die Trauben reduzieren, um die Rebstöcke zu entlasten. Bewässerungsanlagen zeigten heuer besonders ihre Notwendigkeit. Hagel und Starkregenereignisse waren nur punktuell beziehungsweise vereinzelt anzutreffen.”

Harmonische, teilweise auch kräftigere Weine erwartet

Zu einem Zeitpunkt, als die meisten Weingärten durch die Trockenheit bereits an ihre Belastungsgrenze gekommen waren, gab es jetzt Ende August den ersehnten Niederschlag. Durch die in der Folge zur Verfügung stehende Feuchte in den Böden wird die Reifeentwicklung der Trauben zügig fortgesetzt. “Grundsätzlich sind die hohen Temperaturen des Sommers aber verantwortlich dafür, dass die Zuckergehalte in den Trauben bereits relativ weit fortgeschritten sind. Bei Vergleichen der Parameter zum Reifeverlauf zeigt sich interessanterweise eine ähnliche Kurve wie im Spitzenjahr 2019. Es wird aber sehr auf das Fingerspitzengefühl der Winzerinnen und Winzer ankommen, um heuer bei Weißwein den richtigen Lesezeitpunkt zu treffen. Gerade bei den Rotweinen ist die Erwartungshaltung sehr hoch, da durch die eher kleinen Beeren entsprechend dichte und farbintensive Rotweine zu erwarten sind”, zeigte sich der Weinbau-Präsident optimistisch. Insgesamt geht er heuer von “relativ harmonischen Weinen” aus, die Säure werde unter dem Vorjahr liegen.

Erwartungen an Traubenpreise sehr positiv

Die gute Nachfrage nach österreichischem Wein im In- und Ausland spiegelt sich auch im regen Interesse der Aufkäufer am Traubenmarkt wider. “Damit sollten auch Mehrkosten der Produktion zu decken sein. Am Weinmarkt hat es aufgrund der vielfältigen Betriebsformen – von klein bis groß – keine erheblichen Verwerfungen gegeben. Die gestiegenen Mehrkosten werden auch weitergegeben, es sind aber keine extremen, spekulativen Steigerungen bzw. Verdoppelungen wie in anderen Bereichen zu erwarten. Unsere Winzerfamilien produzieren auch in dieser schwierigen Situation und sind verlässliche Partner des Weinhandels. Deswegen habe ich im heurigen Jahr keine Bedenken, dass es bei den Traubenpreisen Preisdrücker und Spielchen der Aufkäufer gibt”, unterstrich Schmuckenschlager. Sorgen bereiten würden allerdings die stark gestiegenen Produktionskosten, vor allem im Bereich der Energie und der Verpackungsmaterialien.

- Bildquellen -

  • Schmuckenschlager: Vielversprechender Weinjahrgang 2022: LKÖ/Grob
  • Weintraube Weiss 23 ID69817: agrarfoto.com
- Werbung -
AUTORRed. MS
Vorheriger ArtikelChinesen investieren in argentinische Düngemittel
Nächster ArtikelNeues Angebot bringt Kindern Umwelt und Natur wieder näher