Sehr früh hat heuer die Ernte von Wintergerste in Oberösterreich begonnen. Es gab keine großen Hagelschäden wie 2021, dafür Trockenheit im März und in Summe einen guten Durchschnittsertrag von 7,5 Tonnen je Hektar. Hoch ist die Schwankungsbreite bei den Rapserträgen. „Wir können aber mit den leicht überdurchschnittlichen 3,8 Tonnen je Hektar zufrieden sein“, sagt der Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer OÖ, Helmut Feitzlmayr. Die Rapsflächen konnten hierzulande zuletzt gehalten werden. „Wegen der Klimaerwärmung wandert der Raps immer stärker in die kühleren Lagen des Voralpengebietes“, so Feitzlmayr.
Winterweizen wurde heuer schon ab Mitte Juli geerntet. Das Ertragsniveau ist gut, Spitzenerträge fehlen aber. In Summe gab es im Schnitt 7,5 Tonnen je Hektar. Unterdurchschnittlich sind dabei die Proteinwerte mit knapp zwölf Prozent, da heuer oftmals – und nicht nur hierzulande – wegen hoher Düngerpreise auf die dritte Stickstoffgabe verzichtet worden ist.
Nach jahrelanger Stagnation gleichen die Getreidepreise heuer einer Achterbahnfahrt. Der Weizenpreis verzeichnete am 17. Mai mit 430 Euro je Tonne seine höchste Notierung, zur Ernte Ende Juli war er auf 330 Euro gesunken. „Mit diesen Preisen macht Ackerbau zwar wieder Spaß, aber die Schwankungen verursachen auch Stress“, betont Feitzlmayr. Schließlich müsse nicht nur der richtige Zeitpunkt für den Verkauf der Ware gefunden werden, sondern im Gegenzug auch das Timing für den Zukauf von Dünger stimmen, der preislich wegen seiner Abhängigkeit vom Gaspreis ebenfalls heftig schwankt.
Global betrachtet ist die Nachfrage nach Weizen groß, der Markt unsicher und die Gesamternte heuer mit 772 Millionen Tonnen um sieben Millionen Tonnen geringer als im Vorjahr. Die weltweiten Lagerbestände, die stets als das Maß der Dinge gelten, gehen damit weiter zurück und befinden sich nun auf einem sechsjährigen Tiefstand. Österreichweit werde die gesamte Getreideernte inklusive Mais heuer auf über fünf Millionen Tonnen geschätzt und damit in etwa das Niveau des Vorjahres (5,2 Millionen Tonnen) erreichen, erläutert Feitzlmayr.
Gute Prognose für den Herbst auch dank der Sojabohne
Was die Herbsternte betrifft, dürfte heuer eine Rekordernte ins Haus stehen: Die Produktionsmenge von Körnermais und vor allem Sojabohne wird deutlich über dem fünfjährigen Schnitt liegen. Bei Letzterer ist die Anbaufläche in Oberösterreich heuer um 31 Prozent – das sind 4800 Hektar – gestiegen, wodurch sie zur viertwichtigsten Ackerbaukultur geworden ist. Österreich ist mittlerweile der viertstärkste Sojaproduzent der EU. Die Getreidefläche ist größtenteils stabil geblieben, nur der Winterweizen konnte wegen günstigeren Anbaubedingungen im Herbst um 3000 Hektar zulegen, während sich Sommergetreide und Maisflächen etwas verringert haben.
Vom Witterungsverlauf her betrachtet ist Österreich im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern bislang von großer Hitze und Dürre verschont geblieben. Für Oberösterreichs Landwirtschaft war die Niederschlagsverteilung bisher nahezu optimal. Auch im Grünland haben die ersten beiden Schnitte einen zurfriedenstellenden Ertrag gebracht. Erfreulich entwickelt sich das Jahr 2022 auch für Obst- und Gemüsebauern. Letztere haben heuer bei der Anbaufläche erstmals die 2000-Hektar-Marke überschritten.
- Bildquellen -
- Grain Terminals: elena - stock.adobe.com
- Web Drescher: BZ/Mursch-Edlmayr