Ein ausführliches Gespräch über die Almarbeit? Hm, kommt grad zeitlich ein bisschen ungelegen. Noch regnet es in Strömen, aber der Wetterbericht hat Besserung versprochen, also müssen die Wiesen gemäht werden, das heißt, kurzfristig herunter von der Alm und beim Heuen ordentlich zupacken. „Aber gschnochts miassat’s giahn!“ Oder doch besser morgen. Aber halt, da wird das Jungvieh von der Niederalm auf die Hochalm getrieben. Also lieber an einem anderen Tag. An welchem? „Dienstag, Mittwoch und Freitag steht jeweils eine Sitzung auf dem Programm, bleibt also der Donnerstag!“
Die Alm ist wichtig für den Hof
Bei Monika Garber geht es den ganzen Sommer rund! Die 51-jährige Vollblutbäuerin aus Kaltenbach im Zillertal (Bergbauernhof in Vollerwerb, Betriebszweig Heumilch-Zuchtviehbetrieb mit Alm und Forstwirtschaft) und Mutter von zwei erwachsenen Kindern hat wie viele andere Bäuerinnen und Bauern alle Hände voll zu tun und bei ihr kommt auch noch die Funktionärs-tätigkeit dazu. Aber das ist sie gewohnt. Bevor Monika Garber im Februar Bezirksbäuerin wurde, war sie 20 Jahre lang Ortsbäuerin in Kaltenbach und 15 Jahre lang Gebietsbäuerin im vorderen Zillertal, zudem ist sie Bezirkskammerrätin und Landeskammerrätin der Landwirtschaftskammer Tirol.
Dabei hatte sie sich als Jugendliche gar nicht gedacht, dass sie einmal Bäuerin werden würde, aber dann lernte sie den Jungbauern Toni Garber kennen und als sie 1991 heirateten, war sie auf dem Bergbauernhof gleich die verantwortungstragende Bäuerin, weil es keine Altbäuerin gab.
Anfangs gehörte die Almarbeit noch nicht zu Monikas Aufgaben, sie erledigte die
Arbeit am Hof, während Toni auf der Alm war. Aber dann
schafften es die alten Almleute nicht mehr und Toni und
Monika übernahmen. Heuer ist Monika bereits den 16. Sommer auf der Alm. Das ist die Agrargemeinschaftsalm Innere Hochalpe, die zwölf Mitglieder zählt und zum Teil zum Gemeindegebiet Ried im Zillertal und zum anderen Teil zum Gemeindegebiet Kaltenbach gehört. Die Garbers besitzen hier die meisten Alpungsrechte. Mit zwei anderen Bauern, die ebenfalls Anteile halten, wird Milchvieh und Jungvieh aufgetrieben, das sind in
diesem Sommer über 40 Kühe und
83 Stück Jungvieh.
Beim Auftrieb „Einfahrerwürstl“
Die einzige Almhütte ist hauptsächlich Monikas Revier, hier kocht sie ohne Strom auf dem alten Holzherd. Bei der Almauffahrt gibt es aus praktischen Gründen jedes Jahr „Einfahrerwürstl“ bzw. „Auffahrerwürstl“, weil diese am schnellsten gekocht sind „und auch sehr gut schmecken, wenn wir alle vom Auftrieb müde sind“. Natürlich hilft Monika auch sonst überall, wo Not an der Frau ist, zum Beispiel im Stall und beim Melken. Einmal in der Woche kommt ihr Bruder, um im alten Sennkessel für den Eigenbedarf zu käsen, die Almbutter stellt Monika selber her. Alles für den Eigenbedarf, Jausenstation gibt es hier keine. Es ist noch ziemlich urig auf der Inneren Hochalpe, fast genauso wie früher. Monika und Toni: „Aber wir haben Annehmlichkeiten, die unsere Vorfahren nicht hatten. Wir wundern uns oft, wie sie die beschwerliche Arbeit geschafft haben!“
Manchmal kommt man an die Grenzen
Anstrengend ist es trotzdem noch immer, denn das Jungvieh weidet bis hinauf in Höhen von 2300 Meter und Toni geht jeden Tag nachschauen, ob alle Tiere gesund und munter sind. „Manchmal gelangt man auf der Alm schon an seine Grenzen“, sagt Monika, „aber ich fühle mich hier frei und bin sehr gerne hier. Früher hat die Alm einfach dazu gehört und die Arbeit musste getan werden. Da habe ich nicht lange überlegt, ob sich der Arbeitsaufwand lohnt. Aber je älter ich werde und je mehr Almsommer ich erlebe, umso mehr wächst mir die traditionelle Almwirtschaft ans Herz.“ Da ist sie sich mit ihrer Familie und mit den übrigen Almbesitzern einig. Auch darüber, dass Milchkühe auf die Alm gehören. Die Milchwirtschaft aufgeben? „Na, na, na, kein Thema! Bei uns jedenfalls nicht!“
Auf der Alm macht Monika manchmal auch so nebenbei Bildungsarbeit. Wenn vorbeikommende Wanderer sich erkundigen, wie so ein Almalltag abläuft, nimmt sie sich gerne die Zeit, die wichtigsten Dinge zu erklären. „Das ist mir wichtig, denn viele Menschen wissen gar nicht mehr, wie wertvoll bestoßene Almen für uns alle sind – ob für den Tourismus, für die Sicherheit im Tal, für gesunde Lebensmittel und natürlich auch fürs Gemüt!“
Zuschriften: Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per Mail an: irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der
Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck
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