„Das Ergebnis ist kein Grund für Freudensprünge. Dennoch sind trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen im Corona-Jahr 2020 die Einkommen weitgehend stabil.“ So kommentierte der Direktor des Österreichischen Bauernbundes, Norbert Totschnig, den jüngsten Grünen Bericht, dem jährlichem Spiegel der Einkommen heimischer Bauernfamilien. „Positiv zu bewerten ist das leichte Plus beim durchschnittlichen Einkommen von 27.966 auf 28.368 Euro pro Betrieb.
Auch die COVID-19 Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung wirkten sich positiv auf die Einkommen aus.“ Gerade bei Wein, Schwein und Erdäpfeln hätten die die Hilfen starke Einkommensverluste abgefedert. „Für viele Betriebe schafft auch die COVID-Investitionsprämie neue Perspektiven und Optimismus. Auf den Betrieben wird modernisiert und in den Klimaschutz investiert“, bilanziert der Bauernbund-Direktor. Wenig erfreulich seien die Einkommenseinbußen der Bauern wegen des hohen Schadholzanfalls oder der gestiegenen Kosten in der Tierhaltung,
Den Bauern einen fairen Anteil am Wertschöpfungs-Kuchen zu sichern, sieht Totschnig als Dauerauftrag für den Bauernbund. „Wir nehmen einen zunehmenden Preis- und Wettbewerbsdruck auf den nationalen wie globalen agrarischen Märkten wahr. Diese Entwicklung trifft alle Sparten. Wir werden deshalb die agrarischen Märkte und Lieferketten noch stärker in den Fokus nehmen. Hier muss an vielen Schrauben gedreht werden, damit den Bauernfamilien ein fairer Anteil an der Wertschöpfung gesichert werden kann.“
Sichere Einkommen für die Bauern bewirke auch Klimaschutz für alle, erklärt der Bauernbund-Direktor. „Unser Ziel muss eine klimafreundlichere Produktion sein, die eine ausreichende Versorgung mit heimischen Lebensmitteln ermöglicht.“. Indes sieht Totschnig „einzelne Entwicklungen rund um den Green Deal der EU“ sehr kritisch: „Wenn ich mir die Stilllegungs-Phantasien und manch praxisferne Maßnahmen im Green Deal ansehe, werden wir weder sichere Einkommen für die Bauern noch mehr Klimaschutz erreichen können. Deshalb setzen wir in Österreich auf die ökosoziale Agrarpolitik, die das mit nachhaltigen Bewirtschaftungsformen sicherstellt.“
Auch Bauernbund-Vizepräsidentin Michaela Langer-Weninger, zugleich Präsidentin der LK Oberösterreich, meldete sich prompt zu Wort mit der Forderung: „Stagnierende Agrareinkommen erfordern höhere Agrarpreise“. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Agrareinkommen um lediglich 1,4 Prozent. „Auch wenn die Land- und Forstwirtschaft damit im Vorjahr vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, können im mehrjährigen Vergleich nur stagnierende Bauerneinkommen verzeichnet werden. Dazu kommen aktuell stark gestiegene Kosten in den Bereichen Futtermittel, Energie, Stallbau und Landtechnik.“ Diese Kostensteigerungen müssten daher dringend steigende Erzeugerpreise für Milch, Rind- und Schweinefleisch nach sich ziehen, so Langer-Weninger. Auch sei die angespannte Einkommenssituation vieler Landwirte bei der ökosozialen Steuerreform zu berücksichtigen.