Das oberösterreichischen Marktforschungsunternehmen hat die tatsächliche Nutzung sogenannter „Smart-Farming“-Technologien, die Ansprüche von Österreichs Landwirten an künftige Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie die generelle Einstellung von Betriebsführern gegenüber dem Megatrend Digitalisierung untersucht.
Nur wenig Skeptiker
Die Einstellung der Landwirte gegenüber der Landwirtschaft 4.0 ist demnach gut. So sehen 43 Prozent der Befragten die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung sehr positiv oder eher positiv. 46 % stehen dem Thema neutral gegenüber, und nur 11 % betrachten diesen Veränderungsprozesse mit Skepsis oder Ablehnung. „Bäuerinnen und Bauern fühlen sich gut informiert. Bei den 25 abgefragten Technologien gaben im Schnitt 94 % an, diese zu kennen“, so Johannes Mayr, Geschäftsführer der Keyquest Marktforschungsgesellschaft. Aus dem Bereich Betriebsführung erreichen digitale Lösungen zur Dokumentation gegenüber Behörden (70 %), Messenger-Dienste zum beruflichen Austausch (70 %) und Pflanzenschutz-Warn- und Agrarwetterdienste (65 %) die höchsten Nutzungsraten. Im Produktionsbereich liegen automatische Spurführungssysteme (24 % der Acker- und Gemüsebaubetriebe), Teilbreiten- oder Einzeldüsenabschaltung (26 % der Acker- und Gemüsebaubetriebe) sowie automatisierte Fütterungstechniken (23 % Tierhaltungsbetriebe) im vorderen Bereich der Rankings.
Das Hauptmotiv für die Nutzung geht laut Mayr klar aus der Studie hervor: „Die meisten befragten Bäuerinnen und Bauern gaben an, sich Arbeitserleichterung und Zeitgewinn von den neuen Helferleins zu erhoffen. Andere Motive wie Qualitäts- oder Ertragsteigerung oder Erhöhung der Rentabilität kommen deutlich dahinter.“
Bildungs-/Beratungsangebot weiterentwickeln
Die Landwirtschaftskammern und das Ländliche Fortbildungsinstitut LFI sind deshalb bemüht, ihr digitales Angebot kontinuierlich weiterzuentwickeln, betonten beide Institutionen bei der Umfrage-Präsentation. „Dabei geht es einerseits darum, Bildung und Beratung auf digitalem Weg möglich zu machen, andererseits aber natürlich auch um die digitalen Technologien am Betrieb“, so Martin Hirt, der LFI-Projektleiter für Digitalisierung. „Zwei von drei Befragten könnten sich vorstellen, künftig an speziellen Kursen oder persönlichen Beratungen teilzunehmen.“ Daher müsse an bedarfsorientierten und regional differenzierten Formaten gearbeitet werden. Hirt: „Ein Ansatz ist hier das Pilotprojekt ‚Innovation Farm‘, bei dem Forschungs-
standorte, Unternehmen sowie Landwirtschaftskammern und Bildungsträger zusammenarbeiten.“
Rahmenbedingungen für Digitalisierung schaffen
Neue innovative Ansätze sind wohl auch unabdinglich, wenn alle Herausforderungen und Erwartungen an die landwirtschaftliche Produktion – Stichwort „Green Deal“ – bewältigt werden sollen. Dennoch müsse stets die Kosten-Nutzen-Rechnung aus Sicht der Landwirte stimmen, betonte auch LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. Die Landwirtschaftskammern hätten sich als unabhängige und neutrale Anlaufstellen bewährt. Die Politik sei aber auch gefordert, Rahmenbedingungen zu setzen. Moosbrugger: „Dazu gehören neben dem dringend benötigten Breitbandausbau im ländlichen Raum auch klare, verbindliche rechtliche Vorgaben beim Thema Datenhoheit. Denn eines ist klar: Die auf den Betrieben generierten Daten müssen auch zukünftig in bäuerlicher Hand bleiben.“