Bereits Jahre vor der Gründung der Zusammenlegungsgemeinschaft war Josef Giner und vielen anderen Thaurern klar, dass aufgrund der immer häufiger werdenden Grenzstreitigkeiten  dringender Handlungsbedarf bestand. Giner nahm Kontakt mit der Agrarbehörde des Landes Tirol auf, erklärte dort die Unsicherheit bezüglich der Felder und Wege und bat um eine übergeordnete Lösung und Recht auf Grundbuchbestand für alle. Um ein Grundzusammenlegungsverfahren der „Thaurer Au“ zu ermöglichen, bemühte Giner sich um die Zustimmung der 98 Grundeigentümer. Innerhalb kürzester Zeit unterschrieben 96 Eigentümer, was eindeutig für die hohe Akzeptanz der geplanten Grundzusammenlegung sprach. „Das war der Start für das Riesenprojekt Grundzusammenlegung in Thaur“ erinnert sich der Initiator Josef Giner.

Am 1. März 2007 wurde eine Körperschaft öffentlichen Rechts gegründet und ein Ausschuss gewählt, in dem auch die Gemeinde mit einem Mandat vertreten war. Zahlreiche Projekte hatte diese Körperschaft in den folgenden Jahren zu verhandeln und abzuwickeln, natürlich immer in enger Abstimmung mit Verantwortlichen der Bereiche Naturschutz, Siedlungswasserbau, Wildbach- und Lawinenverbauung, Archäeologen oder auch der TIWAG. Jede einzelne Partei hatte ein Einspruchsrecht und die Möglichkeit, Auflagen einzufordern. Innerhalb von acht Jahren konnte die Zusammenlegung der „Thaurer Au“ erfolgreich und zufriedenstellend abgeschlossen werden. Sie schaffte Vertrauen in das
Instrument „Grundzusammenlegung“ und die Basis für den Start einer Neuordnung der „Thaurer Felder“, von der insgesamt 220 Eigentümer betroffen waren.

Stand des Verfahrens

Ein Großteil der geplanten Bauprojekte sind bereits umgesetzt. Das gesamte Zusammenlegungsgebiet wurde mit einem neuen Wegenetz erschlossen, für die Gemeinde Thaur wurde eine neue Hauptzufahrtstraße und eine Umfahrungsstraße errichtet. Außerdem wurden wasserbauliche Maßnahmen und Kultivierungen von Feldern durchgeführt sowie Stromleitungen verkabelt. Weiters konnten über Initiative des Ausschusses mehrere Kulturdenkmäler restauriert bzw. wiederhergestellt werden. Insgesamt sieben Teilprojekte mit Gesamtkosten von rund acht Millionen Euro wurden realisiert –  ein großer Teil davon finanziert  mit Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes Tirol. 

Ökologie der
ländlichen Neuordung

Um das Landschaftsbild zu erhalten, wurden zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt. „In all den Jahren war es mir ein besonderes Anliegen, dass die Ökologie nach der ländlichen Neuordnung wieder Platz findet“, betont Josef Giner. „Wir haben bereits zahlreiche heimische Bäume und Sträucher gepflanzt und Wiesenstreifen angelegt. Derzeit ist ein Retentionsteich mit einer Fläche von 1640 m2 unterhalb des Aurains im Entstehen“, so Giner weiter. Er ist überzeugt, dass eine landschaftlich angepasste Bepflanzung das gesamte Gebiet ökologisch aufwertet, was er in Zeiten der schwindenen Artenvielfalt als wichtigen Schritt für die Zukunft sieht.

Ausstehende Maßnahmen

Seit Anfang des Jahres 2021 ist Josef Norz vom Surerhof als Obmann der Z-Gemeinschaft für die weitere Abwicklung der Maßnahmen und Tätigkeiten zuständig. Dazu gehören unter anderem die Neuerrichtung vom Auweg/Gänsfeldweg ab der Römerstraße, die wasserrechtliche Überprüfung der bisherigen Maßnahmen und Anlagen, die Durchführung der Nach- und Neubewertung von Grundstücken und die Wunschanhörung aller GrundeigentümerInnen zur Neueinteilung. „Bis zum Abschluss des Zusammenlegungsverfahrens sind noch viele Arbeiten zu erledigen und werden noch einige Jahren vergehen“, so Giner. Er bedankt sich bei allen, die bisher zum Gelingen der Zusammenlegung beigetragen haben, insbesondere bei den Ausschussmitgliedern der Z-Gemeinschaft „Thaurer Felder“ für die gute und konstruktive Zusammenarbeit sowie allen GrundeigentümerInnen, die alle trotz unterschiedlicher Interessen nie das Ganze und das gemeinsame Ziel aus den Augen verloren haben.

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AUTORElisabeth Angerer
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