Ausreichend Nahrungsmittel bei guter Qualität, und dabei die Hälfte an Pflanzenschutz und ein Fünftel an Dünger einsparen, so stellt sich die EU-Kommission die Entwicklung der Landwirtschaft in Richtung Klimaneutralität vor. Mit dem sog. „Green Deal“ soll dies bis zum Jahr 2050 erreicht werden. Als Teil dieses Deals hat die Kommission für den Agrar- und Ernährungssektor die Farm to Fork-Strategie ausgearbeitet. Demnach sollen bereits bis zum Jahr 2030 die Hälfte der Pflanzenschutzmittel eingespart werden sowie zumindest ein Fünftel der Düngemittel und die Hälfte der Antibiotika in der Tierhaltung. Die Bio-Anbaufläche soll bis 2030 um 25 Prozent ausgeweitet werden. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die neue Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP 2023 bis 2027), in der die Farm to Fork-Strategie bereits ihren Niederschlag finden soll.
Ermöglichen statt verbieten
Ob diese Ziele erreichbar sind, ohne dabei die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend und qualitativ entsprechenden Lebensmitteln zu gefährden, ist die zentrale Frage aktueller agrarpolitischer Debatten. Seitens der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), eines Branchenverbandes der heimischen Pflanzenschutzmittelindustrie, wurde der sog. „Innovation Deal“ erfolgreich in den Agrardiskurs eingebracht. Laut IGP-Obmann Christian Stockmar will man den Landwirten damit Perspektiven aufzeigen, wie die Ziele des Green Deals erreichbar sind. Dazu hat die IGP auch ein Positionspapier veröffentlicht, mit drei zentralen Forderungen:
• Eine Folgenabschätzung zur Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategie, bevor die Ziele in Gesetze gegossen werden.
• Eine Agrarpolitik des Ermöglichens und der Chancen forcieren statt einer Politik des Verbietens.
• Mehr Konzentration auf Innovationen in den Bereichen Digitalisierung, Technik und vor allem bei Betriebsmitteln, um die Green Deal-Ziele zu erreichen.
IGP-Webinare
Am Donnerstag 22. April hat die IGP zudem eine sechsteilige Reihe von Webinaren gestartet, die die Chancen von Forschung und Entwicklung, Digitalisierung und Technologie für die Landwirtschaft aufzuzeigen soll. Bei der ersten Veranstaltung diskutierten der Generalsekretär der LK Österreich, Ferdinand Lembacher, und der Geschäftsführer der KeyQUEST Marktforschung GmbH, Johannes Mayr, zum Thema „Quo vadis, Landwirtschaft: Aufgaben der Landwirtschaft 2030“.
Wenn Betriebsmittel wegfallen, stoßen die Landwirte an Grenzen
Ferdinand Lembacher betonte, dass die Landwirtschaft moderne Möglichkeiten und Produktionsmittel benötigt, um die gestiegenen Anforderungen und zusätzlichen Aufgaben etwa im Umweltbereich erfüllen zu können. Betriebsmittel, Digitalisierung und Technologie bieten die größten Potenziale, um den Landwirten ein effizientes und nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen. Dafür müsste aber die Kommunikation mit den Konsumenten intensiviert und der Nutzen moderner Produktionsmethoden aufgezeigt werden: eine ausreichende Versorgung mit hochwertigen, regionalen Lebensmitteln, ein nachhaltiges Wirtschaften der Landwirte und ein verbesserter Umwelt- und Bodenschutz. Er warnt vor Reduktionsstrategien, die mögliche Folgen außer Acht lassen. Lembacher: „Wenn Betriebsmittel wegfallen, stoßen die Landwirte an ihre Grenzen. Die Folge wird sein, dass wir die Produktion in andere Erdteile auslagern. In diesem Fall verlieren Europa und die Landwirtschaft.“ Um dies zu vermeiden, brauche es
• eine große Vielfalt an Pflanzenschutzmitteln,
• neue Technologie etwa zur Unkrautbeseitigung und
• die Nutzung neuer Methoden wie die Digitalisierung, um die Produktion effizienter und schonender zu gestalten.
Damit könne man möglicherweise auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Allen sollte aber klar sein: „Ohne Pflanzenschutz geht es nicht.“
Landwirtschaft wird als Zukunftsbranche wahrgenommen
Laut Marktforscher Johannes Mayr, nehmen die Konsumenten die Landwirtschaft positiv wahr. Eine Diskrepanz zwischen Wunsch- und Ist-Bild der Landwirtschaft sieht Mayr vor allem bei den modernen Produktionsmethoden und Umweltwirkungen. Die Agrarkommunikation hält Mayr zwar für sehr wichtig, nüchtern betrachtet meint er aber auch, dass man die Notwendigkeit moderner Produktionsmethoden den Konsumenten nur schwer beibringen könne, da sie für sie nicht relevant sind.
Als Stärke der heimischen Landwirtschaft sieht Mayr die Vielfalt der Betriebe. Neben dem klassischen Produktions-Geschäftsmodell setzen viele Betriebe auf Nischenproduktion oder die Direktvermarktung. Diese Betriebe haben vielfach direkten Kontakt zu den Verbrauchern und können so ein sehr authentisches Bild der Landwirtschaft vermitteln.
Das Webinar zum nachsehen gibt es •hier•
Die nächsten Webinartermine:
• Mehr als nur Drohne: Innovationen für die Zukunftsbranche Landwirtschaft
29. April, 16:30 Uhr >INFOS Webinar 29. April<
• Forschen & entwickeln: Werkzeuge für die Landwirtschaft von morgen
6. Mai, 17:00 Uhr >INFOS Webinar 6. Mai<
Für die Teilnahme an den Webinaren ist eine Anmeldung per E-Mail an igp@khpartner.at notwendig.
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Die Teilnahme ist kostenlos.
- Bildquellen -
- W210423 Zuckerruebe Igp: Industriegruppe Pflanzenschutz