„Gender mich nicht voll.“ Das war die Reaktion einer Freundin, als ich ihr beiläufig von den fleißigen „Elektrikerinnen und Elektrikern“ im Nachbarhaus erzählte. Gendern, man verwendet also die weibliche und männliche Form in der Sprache, ist in Österreich besonders umstritten und unbeliebt. Ich erinnere Sie an die Diskussion zur Bundeshymne. Nicht wenige hinterfragen den Sinn, empfinden es als störend und umständlich. Gehören Sie auch dazu?
Was Sie vielleicht nicht wissen, ist, dass gendern vor allem für Kinder enorm wichtig ist. Das beweist eine Studie der Universität Berlin aus dem Jahr 2015. Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden, also die männliche und weibliche Form konkret genannt werden (zum Beispiel „landwirtschaftliche Betriebsführerinnen und Betriebsführer“ statt nur „landwirtschaftliche Betriebsführer“ oder „Pilotinnen und Piloten“ statt nur „Piloten“), schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen. Verwenden wir solche Sprachformen, so können wir einen großen Beitrag leisten, mehr junge Leute für eine Karriere in diesen Berufen zu motivieren. Außerdem schließen wir für die Kinder dadurch nicht schon von vorneherein einen Weg aus, in dem sie sich vielleicht verwirklichen möchten. Die Landwirtschaft braucht die starken Töchter genauso wie die starken Söhne. Das Schöne ist: Jede und jeder Einzelne von uns kann mit wenig Aufwand viel dazu beitragen!
E-Mail: st.mayer@gmx.at