19 Milchbauern aus Ober- und Niederösterreich waren es am Schluss, die aufgrund des Scheiterns der Alpenmilch Logistik (vormals Freie Milch Austria) seit 1. Mai keinen Abnehmer mehr für ihre Milch hatten. Diese werden nun wie berichtet von der Berglandmilch übernommen; zuvor kamen einige Bauern schon bei der Gmundner Milch unter. Die Milchbauern sollen ein Angebot erhalten, sie sollen aber nicht denselben Preis wie Mitglieder bekommen.
Reisecker: “Ich bin froh, dass die betroffenen Lieferanten von den Molkereien eine positive wirtschaftliche Zukunftsperspektive erhalten haben”
Als „gelebte Solidarität unter den Bauern“ bezeichnete Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, die Lösung in einer Aussendung, denn „die getroffenen Entscheidungen haben die verantwortlichen bäuerlichen Funktionäre in den Genossenschaften gefordert“. Der Dank gelte auch den Bauern, die in diesen Jahren bei ihrem Verarbeiter geblieben sind, Investitionen in Kapazität und Weiterentwicklung mitgezahlt haben und diese Entscheidung mittragen müssen. Ein unterschiedlicher Milchpreis sei daher mehr als verständlich.
Änderungen bei Milchsammlung erforderlich
Reisecker merkte ebenso an, dass die aktuelle Marktsituation durchwegs angespannt sei und die zusätzliche Übernahme von Milch auch einen entsprechenden Absatz braucht: “Auch wenn die zusätzlichen Mengen von diversen Gruppierungen als minimal oder gar vernachlässigbar bezeichnet wurden ist klar festzuhalten, dass jeder Liter Milch gesammelt, verarbeitet und vor allem verkauft werden muss”, so Reisecker. Auch die Darstellung, dass die Tankwagen ohnehin bei den betroffenen Betrieben vorbeifahren, müsse zurechtgerückt werden: “Die Sammellogistik der Molkereien ist aus wirtschaftlichen Gründen ausgeklügelt und muss sich laufend ändernden Gegebenheiten anpassen, da die Milchmengen auf den Betrieben schwanken bzw. bis ca. Ende Mai im Steigen begriffen sind. Daher sind die Sammelwägen auf beste Auslastung und Kosten optimiert.”
Diese mangelnde Auslastung bzw. der Aufwand der Sammlung hätte auch das Ende der Alpemilchlogistik herbeigeführt. „Genau das Problem der Milchsammlung als Grund für das Scheitern der Alpenmilchlogistik zu verwenden und im gleichen Zug den Molkereien zu sagen, dass für sie der Milchtransport ohne größeren Aufwand möglich wäre, ist mehr als unfair“, so Reisecker.
“IG Milch hat diese Misere ausgelöst”
Reisecker betonte auch, dass es die IG Milch war, die diese Misere überhaupt ausgelöst hatte. „Proponenten der IG Milch haben vor knapp zehn Jahren die Parole ausgegeben, den Molkereien und den Genossenschaften zu zeigen, wie man bessere Milchpreise zustande bringt. Die Wortwahl ist noch vielen im Gedächtnis und hat Risse innerhalb der Bauernschaft verursacht.“ Nicht genug, dass deren Geschäftsmodell gescheitert sei, waren zudem “die gleichen Proponenten nun auch schlechte Berater“, so Reisecker. Mit ihren Aktivitäten hätten sie den übriggebliebenen Betrieben die Gesprächsbasis mit möglichen Milchabnehmern massiv erschwert. „Notwendigen Partnern in einer solchen Situation über die Medien auszurichten, was sie zu tun hätten, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten”, so Reisecker. Mehrmals hatten die Aktivisten der IG Milch Ernst Halbmayr und Ewald Grünzweil öffentlich von der Politik Lösungen für ihre gescheiterte Idee gefordert.
“Die Leidtragenden waren die letzten verbliebenen Bauern. Nicht die Verarbeiter sind schuld an dieser Misere gewesen, sondern genau diejenigen, die sie in dieses Schlamassel gebracht haben. Niemand redet von einer Verantwortung oder gar Haftung jener, die ihre Standeskollegen in die Misere hineingeritten haben”, zeigte sich Präsident Reisecker verärgert. Zu guter Letzt sei die Situation durch “Zurufe politischer Besserwisser” verschärft worden – der grüne Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber etwa hatte die Aktivisten der IG Milch öffentlichkeitswirksam unterstützt.
“Es braucht nun Ruhe”
Um auf allen Ebenen wieder besonnen und zukunftsorientiert zu arbeiten, brauche es nun Ruhe, sagte Reisecker abschließend und betonte die Leistungsfähigkeit der Genossenschaften: “Mit der Übernahme der Betriebe ohne Liefervertrag konnte die größtenteils genossenschaftlich organisierte Verarbeitungswirtschaft noch mehr wirtschaftlichen und imagemäßigen Schaden von der gesamten Milchbranche abwenden. Ohne die gute Marktposition und Leistungsfähigkeit der genossenschaftlichen Molkereiwirtschaft wäre die nunmehr erzielte Lösung nicht möglich gewesen.”
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- Milchabholung: LK OÖ