Beim Thema Ernährung können schon einmal die Wogen hochgehen, da gibt es in den Diskussionen oft kein Pardon. Fragen, was gesünder ist, welche Lebensmittel am umweltfreundlichsten sind und wie man durch seine Ernährung am meisten zur Nachhaltigkeit beitragen kann, bewegen die Menschen.
Genau da setzt die vor eineinhalb Jahren gegründete Wissensplattform „Die EsserWisser“ an. „Unser Anliegen ist es, fundiertes Wissen zu den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt verständlich zu vermitteln und leicht zugänglich zu machen“, schildert Katrin Fischer, die mit ihrer Kollegin Viktoria Hötzendorfer das Projekt leitet.
Die Plattform richtet sich an ein breites Publikum und soll zur Verständigung zwischen Bäuerinnen und Bauern sowie den Konsumentinnen und Konsumenten anregen. Das dadurch vermittelte Wissen stammt letztlich auch von den Bäuerinen und Bauern, die die heimische Lebensmittelproduktion in der Hand haben. Aber auch Expertinnen und Experten aus der Ernährungswissenschaft und weitere externe Kooperationspartner werden miteingebunden.
Bezug zur Landwirtschaft wird wieder hergestellt
Das Ergebnis ist ein „leicht verständliches Nachschlagewerk“, das stetig im Wachsen begriffen ist, sagen die Projektleiterinnen. So kommen ständig neue Inhalte hinzu, aber auch die Zahl der Plattform-Nutzer steigt – auf der Homepage ebenso wie in den sozialen Netzwerk. Für Fischer und Hötzendorfer ist das ein klarer Auftrag an ihre Arbeit.
In der aktuellen „Esserwisser“-Social Media-Kampagne „Jahreskreis der Landwirtschaft“ werden beispielsweise Österreichs Bäuerinnen und Bauern aus den verschiedensten Sparten ein ganzes Jahr lang bei ihren Tätigkeiten begleitet. „Die Österreicherinnen und Österreicher können die Welt unserer heimischen Landwirtschaft auf Facebook und Instagram hautnah miterleben, wodurch das Wissen und der Bezug zur Landwirtschaft wieder hergestellt werden sollen. Aber auch das Verständnis für Qualität und Preis unserer Lebensmittel kann wieder in den Vordergrund gerückt werden“, erklären Hötzendorfer und Fischer im Gespräch mit der BauernZeitung.
Die Herausforderung in der Kommunikation liege dabei vor allem darin, dass viele Menschen kaum noch etwas von der Landwirtschaft wüßten. „Teilweise kennen sie die Lebensmittel nur mehr aus dem Supermarkt.“ Nichtsdestotrotz bleibt das Ziel der beiden „Esserwisserinnen“, ihre Plattform einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen, um bei den Konsumenten für mehr Wertschätzung für Lebensmittel zu sorgen.
Gelingen soll das, „indem wir genau zeigen, wie viel Arbeit hinter unseren Lebensmitteln steckt und dass das garantiert keine Selbstverständlichkeit ist“, so Fischer, die dabei erneut auf die die Kampagne zum „Jahreskreis der Landwirtschaft“ verweist.
Diese Wissensvermittlung solle letztlich aber auch bei den Jüngsten ankommen. Der Fokus dabei liegt am erlebnisorientierten Tun. Viele Kinder würden Lebensmittel nur aus dem Supermarkt kennen, was große Distanz zur Lebensmittelproduktion schaffe. Die (Weiter-)Bildung von Pädagoginen und Pädagogen und das Gestalten von praxis-orientierten Unterrichtsmaterialien helfe, diese Distanz wieder zu verringern. Allgemein sei in den vergangenen Jahren eine hohe Nachfrage nach Wissen rund um Ernährungsfragen zu bemerken, die Corona-Krise habe das zusätzlich verstärkt.
Für Fischer und Hötzendorfer birgt genau das eine Chance. Der moderne Mensch entdecke die Küche wieder als sozialen Mittelpunkt der Familie. Selberkochen und der achtsame Umgang mit Lebensmitteln würden dadurch wieder zu ganz essenziellen Alltagskomponenten, was auch die Wichtigkeit der täglichen Arbeit der Bäuerinnen und Bauern hervorhebe. Dadurch sei auch die Wissbegierde zu den Themen Kochen, Umgang mit Lebensmitteln und Ernährung gestiegen – ein Phänomen, das „Die Esserwisser“ weiter vorantreiben möchten. Auf ihrer Homepage sowie den Social-Media-Seiten finden sich zahlreiche Tipps und Tricks rund ums Kochen und Haltbarmachen von Lebensmitteln, vom Einkochen bis zum Rezept ohne Mengenangaben.
Schlau und köstlich kochen wie einst die Großmütter
„Wer selber kocht, der weiß was drin ist. Das Selbermachen verleiht uns die kostbare Autonomie, zu entscheiden, welche Zutaten in die Speisen kommen und welche Mengen an bestimmten Zutaten verwendet werden.“ Ein Stärken dieser „Autonomie-Kompetenz“ trage letztlich auch dazu bei, weniger Lebensmittel zu verschwenden, so die beiden „Esserwisserinnen“. Mit „Kochen ohne Rezept“ möchten sie außerdem dazu anregen, Lebensmittel zu verwenden, die vorhanden sind – ganz nach dem Baukastenprinzip, denn „unsere Großmütter haben schon immer gewusst, wie sie mit den vorhandenen Lebensmitteln schlau und köstlich kochen konnten“, erklären sie ihre Motivation. Motiviert blicken die beiden auch in die Zukunft. Die Plattform soll weiter ausgebaut und noch bekannter gemacht werden, Auch am nächsten Schwerpunkt wird bereits getüftelt: Im Laufe des Jahres wird die „Geschichte des Essens“ inklusive interaktivem Kühlschrank veröffentlicht.
www.esserwissen.at
Victoria Schmidt