Weinexporte trotzten der Corona-Krise

FOTO: ÖWM/Bernhard Schramm

Die jüngsten Zahlen der Statistik Austria zeichnen ein erstaunliches Bild: Von Jänner bis Juni 2020 sank der Exportwert österreichischer Weine im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 1% und somit weniger stark als befürchtet. Die Exportmenge konnte sogar um 7,4% zulegen. Im Inland kristallisieren sich Gewinner und Verlierer der Corona-Krise immer deutlicher heraus. Bislang zeigen unsere Weine im Export eine starke Leistung, das freut uns natürlich sehr. Leider können wir daraus aber noch keine Prognose für die weitere Entwicklung ableiten, da die Situation global weiterhin zu unsicher ist”, erläutert Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM). “Sehr spannend ist wie immer der genaue Blick auf einzelne Exportländer: In Deutschland und der Schweiz liegen wir bisher im Plus. In den USA verzeichnen wir zwar Einbußen, aber viel geringere als die Weinexporteure Frankreich oder Deutschland”, so Yorke.

Absatztreiber Deutschland und Schweiz

In der Tat variieren die Exportzahlen je nach Markt deutlich. Dabei zeigten sich die beiden wichtigsten Exportmärkte Deutschland und Schweiz im ersten Halbjahr mit 14,3% beziehungsweise 31,3% Steigerung besonders absatzfreudig, während der Umsatz mit 0,4% beziehungsweise 3,5% Zuwachs weniger stark stieg. In Deutschland liegt Österreich damit um einiges besser im Rennen als andere Weinbaunationen: Laut Berechnungen von Destatis verlor Italien im ersten Halbjahr 2,8%, Frankreich 9,6% und Spanien sogar 12,9% Absatz.

Während Österreichs Weine im Vereinigten Königreich neben einem geringen Absatzrückgang (-3%) deutliche Umsatzeinbußen verzeichneten (-26,9%), lagen die Rückgänge in den USA bei Absatz (-9,4%) und Umsatz (-11%) nah beieinander. Laut dem Marktforschungsinstitut Gomberg, Fredrikson & Associates kommt Österreich in den Vereinigten Staaten bisher aber weit glimpflicher davon als die Weinexporteure Frankreich (-37% Absatz, -55% Umsatz), Deutschland (-21% Absatz, -42% Umsatz) oder Spanien (-45% Absatz, -59% Umsatz). Am besten ergeht es dort bisher Italien mit gleichbleibendem Absatz und einem Verlust von 1% beim Umsatz.

Positive Entwicklung in Monopolmärkten

Eine sehr positive Entwicklung zeigten die nordischen Länder Schweden (+27,6% Absatz, +52,9% Umsatz) und Norwegen (+25,5% Absatz, +17,2% Umsatz). Auch Kanada, dessen Weinmarkt wie jener in den meisten skandinavischen Staaten über ein Alkoholmonopol reguliert ist, konnte mit einem Plus von 58,9% beim Absatz und 47,7% beim Umsatz stark zulegen.

“Es zeigt sich, dass österreichischer Wein dort, wo diverse Vertriebskanäle offen waren, eine attraktive Produktgruppe geblieben ist – attraktiver als Weine viel größerer Anbauländer. Das spricht für die außerordentliche Qualität, die unsere Winzer Jahr für Jahr auf den Markt bringen”, freut sich Yorke.

Inland: Handel und Heimkonsum legten zu

Auf dem Heimmarkt bestätigt sich eine Tendenz, die sich bereits seit dem Lockdown abzeichnete: Neueste Rückmeldungen aus dem Lebensmitteleinzelhandel sowie dem Fachhandel mit E-Commerce berichten von guten Zuwachsraten, und dies nicht nur im Einstiegssegment, sondern auch in gehobenen Preisklassen. Zudem stieg laut einer Umfrage von GfK unter Endverbrauchern der Heimkonsum von österreichischem Wein von Jänner bis Mai um über 20%.

Gastronomie weiter unsicher

Diese Zuwächse können jedoch weiterhin nicht kompensieren, dass während des Lockdowns in der Gastronomie rund 23 Mio. l Wein – also etwa ein Drittel eines durchschnittlichen Halbjahres – nicht abgesetzt werden konnten. Auch Zahlen aus dem Gastro-Großhandel weisen im ersten Halbjahr auf einen Rückgang von rund 30% beim Absatz von heimischem Wein in der Gastronomie hin.

Generell bleibt die Gastronomie das schwächste Glied in der Kette, da sie äußerst eng mit den Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie verknüpft ist. Während die Situation in ländlichen Gebieten aktuell etwas entspannter ist, ist die Auslastung insbesondere in innerstädtischen Bereichen sehr niedrig. Besondere Sorge gilt dem kommenden Winter, dessen Verlauf wesentlichen Einfluss auf das unternehmerische Schicksal vieler Winzer und Gastronomen haben wird.

Tourismus: Große Unterschiede zwischen Stadt und Land

Ein zentraler Wein-Absatzmittler in Österreich ist seit jeher der Tourismus, der heuer Corona-bedingt große Einbußen hinnehmen muss: Von Mai bis August kam es laut Österreich Werbung zu einem deutlichen Minus bei Ankünften (-43,2%) und Nächtigungen (-33%). Ein großes Gefälle zeigt sich auch hier zwischen Stadt und Land. Laut Hochrechnung der Österreich Werbung fiel der Rückgang im August in Wien am stärksten aus (-71,5% Nächtigungen). Während Niederösterreich (-18,4%) ebenfalls rückläufig war, gab es im Burgenland (+6,8%) und in der Steiermark (+4,1%) sogar ein kleines Nächtigungsplus. In einigen Weinbaugebieten sorgt eine gute Buchungslage somit teils bis in den Herbst hinein für ein zeitweiliges Durchatmen bei Winzern und Gastronomen.

Diversifizierung minimiert Risiken bei den Winzern

“Die Situation von Österreichs Winzern hängt aktuell stark davon ab, über welche und wie viele Kanäle sie ihre Weine verkaufen. Dabei zeigt sich: Eine diversifizierte Vertriebsstruktur, also der Weinabsatz über verschiedene Kanäle, minimiert Risiken. Dieser Weg sollte in Zukunft noch stärker beschritten werden”, betont Yorke.

Ernte 2020: Die nächsten Wochen sind entscheidend

Landesweit sind Österreichs Winzer im Moment mit der Weinernte beschäftigt. Die Voraussetzungen für einen guten Jahrgang sind grundsätzlich gegeben, kritisch ist nun die Witterung in den nächsten Wochen. “Ich hoffe, dass der Herbst sich jetzt von seiner besten Seite zeigt und unsere Winzerinnen und Winzer einen feinen Jahrgang 2020 in die Keller bringen können”, so der ÖWM-Geschäftsführer.

AIZ

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  • : ÖWM/Bernhard Schramm
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