Der Mann wird in wenigen Tagen, im August, jugendliche 30 Jahre alt. Erst. Der jüngste Auöenminister, den Österreich je hatte. Sebastian Kurz. Am Beginn des vergangenen Wochenendes, als die Welt wegen des grausamen Todesdramas von Nizza und wegen des Militärputsches in der Türkei schockiert den Atem anhielt, bewies der junge Mann aus Wien einmal mehr sein auöerordentliches Talent. Blitzartiger als etliche seiner “wichtigeren”, jedenfalls aber mächtigeren internationalen Politikerkollegen analysierte er klug und mit Hausverstand, was Sache ist: Dass zwar der Putsch am Bosporus scharf zu verurteilen, zugleich aber die Drohung des türkischen Staatspräsidenten, die Todesstrafe zwecks Bestrafung der Putschisten einzuführen, absolut inakzeptabel ist. In aller politischen Konsequenz, sollte sie Realität werden. Womit der junge Auöenminister diplomatisch zwar, aber deutlich das gefährliche Dilemma umriss, das sich plötzlich für EU-Europa auftut: Mit der Todesstrafe ist der NATO-Staat Türkei für die Union als Gesprächspartner out und dann von türkischer Seite aus sicher auch der Flüchtlingsdeal der EU mit Ankara obsolet. Anderseits: Eben dieser Deal mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hält derzeit Hunderttausende von Europa fern. Noch. Wenn nicht, wiederholt sich das Flüchtlingsdrama vom Herbst 2015 in noch deutlicherer Dimension. Kurz ahnt offenbar die Brisanz der Situation. Er forderte zuletzt die EU in aller Deutlichkeit auf, sich ja nicht auf den Deal mit Ankara zu verlassen. Erfrischend offene, mutige Worte.
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