Es ist leichter, viel Wein zu vermarkten als wenig – wenn es nach diesem Bonmot aus der Weinbranche geht, dann müsste sich die Kellerei Winzer Krems beim Verkauf ihrer Weine besonders leicht tun. Denn als größter Qualitätsweinproduzent Österreichs verarbeitet und vermarktet das genossenschaftliche Unternehmen die Trauben von 981 Mitgliedswinzern mit einer Vertragsrebfläche von insgesamt rund 990 Hektar. Mit dem Verkauf von jährlich sieben bis acht Millionen Bouteillen erzielte Winzer Krems in den zurückliegenden Jahren einen Umsatz in der Größenordnung von 23 Millionen Euro.
Weinerlebnis in der Sandgrube 13
Dass aber auch in dieser Dimension der Weinverkauf kein Selbstläufer ist, davon kann man sich am eindrucksvollsten bei einem Besuch vor Ort, in der Sandgrube 13 in Krems überzeugen.
Die Winzer Krems haben dort unter dem Titel “Sandgrube 13 wein.sinn” einen Rundgang mit acht Stationen eingerichtet (von Mai bis Oktober täglich um 10 und 14 Uhr), der das Thema Wein zu einem Erlebnis für alle Sinne macht – klarerweise vor allem auch für den Geschmackssinn.
Bei der Qualität der Trauben und beim Ausbau im Keller geht Winzer Krems keine Kompromisse ein.
Handlese und exakte Leseplanung
Die gesamte Ernte wird getrennt nach Traubensorten, verschiedenen Qualitätsstufen sowie nach einzelnen Herkunftslagen übernommen und verarbeitet. Um diese Aufgabe zu bewältigen, ist eine exakte Leseplanung erforderlich. Das ganze Jahr über sind Weinfachleute in den Weingärten der Winzer unterwegs und beraten über Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung, Rebschnitt und Rebpflege. In den Monaten Juli und August beurteilen sie die Reifefortschritte der verschiedenen Lagen und Sorten. Anschließend wird EDV-unterstützt eine exakte Leseordnung erstellt. Diese Maßnahme gewährleistet, dass die Trauben zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden, sowie eine 100%-ige Trennung der verschiedenen Sorten und Lagen (Herkünfte). Unmittelbar vor Übernahme der Trauben wird die Qualität, d. h. der natürliche Zuckergehalt der Trauben, festgestellt und so die Einteilung in die verschiedenen Kategorien wie Qualitätswein, Kabinettwein, Spätlese, usw. getroffen. So haben die Winzer Krems die Möglichkeit, verschiedenste eigenständige Weine zu keltern, jeder mit besonderer Note und besonderem Charakter, je nach Qualität und Herkunft.
Die strikte Qualitätsausrichtung schlägt sich in Auszeichnungen nieder. Es ist für eine Kellerei in diesem Maßstab nicht selbstverständlich, im Salon Österreich Wein einen Bundessieger zu stellen, was etwa 2015 mit dem Riesling Kremser Pfaffenberg gelang. Zudem gab es im selben Jahr einen Landessieger für den Grüner Veltliner “Edition Chremisa”. Im laufenden Jahr erzielten die Winzer Krems im Ranking des deutschen Fachmagazins Weinwirtschaft einen ersten Platz in der Kategorie “Weißwein international im LEH” für einen Winzer Krems-Grüner Veltliner 2014.
Wein zum Opernball und 40 % Exportanteil
Auch am US-amerikanischen Markt ist Winzer Krems präsent. Den Grünen Veltliner “Kremser Wachtberg” 2013 bewertete das renommierte US-Weinfachmagazin “Wine Enthusiast” im Vorjahr mit 94 Punkten. Da ließ es sich sogar die US-Botschafterin in Österreich, Alexa Wesner, nicht nehmen, Winzer Krems einen Besuch abzustatten und persönlich zu dieser Auszeichnung zu gratulieren.
Ganz daheim sind die Winzer Krems-Weine auf dem Opernball. Geschäftsführer Franz Ehrenleitner konnte heuer bereits zum 15. Mal den Opernballheurigen in der Philharmonikergarderobe organisieren. Enge Bande gibt es zudem zu den Lippizanern. Nicht nur dass der Grüne Veltliner “Neapolitano Dahes” nach einem Hengst benannt wurde, die Winzer Krems-Weine begleiten die Pferde auch bei internationalen Auftritten, Empfängen, der Fête Impériale oder bei Pressekonferenzen. All diese Aktivitäten tragen dazu bei, dass Winzer Krems bereits jede vierte von zehn Bouteillen im Export vermarktet. Wer als Tourist beispielsweise die USA oder auch exotische Ziele wie Thailand oder Singapur besucht, der hat sogar dort die Chance, bei einem Glas Kremser Wein etwas Heimatgefühl zu verkosten. Am raschesten und vermutlich auch am kostengünstigsten dürfte dies aber immer noch im Rahmen eines Betriebsrundgangs oder beim Ab-Hof-Verkauf in der Sandgrube 13 in Krems möglich sein.
Hans Maad