Der österreichische Tiergesundheitsdienst ist seit der Gründung im Jahr 2002 eine Erfolgsgeschichte”, diese Bilanz zog Ulrich Herzog, Leiter des Bereichs Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), in seiner Funktion als Vorsitzender des Beirats “Tiergesundheitsdienst Österreich”. Herzog: “Das österreichische TGD-System ist aufgrund der Gestaltung als Öffentlich-private Partnerschaft auf prinzipiell freiwilliger Basis einzigartig in Europa.” Der TGD ersetze dabei nicht die amtliche Kontrolle, sondern diene den Tierhaltern bei der Erfüllung ihrer Eigenkontrollverpflichtung.
Ohne Diagnose kein Medikament
Ein wichtiger Baustein des TGD ist laut Herzog die Zusammenarbeit von Tierärzten und Tierhaltern, wobei das Tierarzneimittelkontrollgesetz die Einbindung des Tierhalters in die Anwendung von Tierarzneimitteln ermöglicht. Dabei gelte jedoch immer der Grundsatz: “Ohne Diagnose kein Medikament.” Ein Antibiotikaeinsatz bei Tieren sei immer dann gerechtfertigt, wenn es gelte, Krankheit, Leid und Schmerz zu verhindern. Überblicksweise stellte Herzog fest, dass derzeit in Österreich jährlich etwa 53 Tonnen Antibiotika an Tiere verabreicht werden. Damit sei der Antibiotikaeinsatz binnen der zurückliegenden fünf bis sechs Jahre in Summe um etwa neun Tonnen reduziert worden.
Seitens der Österreichischen Tierärztekammer bekundete Präsident Kurt Frühwirt das Interesse der Tierärzteschaft an einer Weiterentwicklung des TGD. Vorschläge gebe es bereits in den Bereichen Tierwohl, Tierschutz und Antibiotikaeinsatz-Minimierung. Nachholbedarf sah Frühwirt bei den Methoden der Schmerzlinderung etwa bei der Ferkelkastration, beim Schwanzkupieren und beim Enthornen von Kälbern.
Reisecker: Qualität geht vor Masse
Franz Reisecker, Präsident der LK OÖ stellte seitens der Landwirtschaft fest, dass der TGD “ein wichtiger Partner” sei, um in der Lebensmittelproduktion Qualität und Sicherheit bieten zu können. Dies sei für Österreichs Bauern besonders wichtig, denn mit reiner Massenproduktion könne die hierzulande kleinstrukturierte Tierhaltung dem Wettbewerbsdruck auf den offenen Märkten nicht standhalten. In der Einbindung der Landwirte in die Behandlung der Tiere sieht Reisecker einen Vorteil. Denn der Tierhalter sehe bei den täglichen Stallrundgängen als Erster, ob Krankheiten im Anmarsch sind. Es sei sinnvoll, in solchen Situationen rasch handeln zu können, denn damit werde der Medikamenteneinsatz reduziert, und die Tiere blieben gesünder.
Im Rahmen des TGD wurden zum Stichtag 1. Jänner 2016 rund 40.000 Betriebe von 712 Betreuungstierärzten betreut. Bei Geflügel unterliegen etwa 85 Prozent der rund 11 Mio. Tiere der TGD-Betreuung. Von den 2,8 Mio. gehaltenen Schweinen sind mehr als 91 Prozent im TGD erfasst. Und bei den rund zwei Mio. Rindern beträgt der Betreuungsanteil durch den TGD etwa 66 Prozent.