Treffender könnte das Generalthema der diesjährigen Wintertagung des Ökosozialen Forums nicht auf den Fachtag Schweinehaltung zutreffen: “Billig gibt‘s nicht. Irgendwer zahlt immer (drauf)” ist gerade für die Schweinebranche ein mehr als aktuelles Thema. Denn die derzeitige Markt- und Preissituation ist für viele Betriebe existenzbedrohlich, was auf längere Sicht die österreichische Eigenversorgung gefährdet.
Mehr Energie in die Vermarktung investieren
Bauernbundpräsident Jakob Auer skizzierte in seinem Referat Anforderungen, die Konsumenten sowie progressive Tierschützer insbesondere an die Schweinehaltung stellen. Nach einer deutschen Umfrage stünde der verantwortungs-volle Umgang der Landwirtschaft mit ihren Tieren zu 85 Prozent an erster Stelle der Anforderungen an die Landwirte. Im Vergleich dazu liegt die “Arbeitsplatzsicherung im ländlichen Raum” mit 58 Prozent sehr weit hinten. Auer pochte deshalb auf noch intensivere Kontakte mit Handel und Konsumenten. Schul-besuche auf Bauernhöfen und viele Aktivitäten von Bäuerinnen zeigen ebenso Erfolge wie das Bemühen von Gastwirten, heimische Qualitäts-lebensmittel zu servieren, während viele Groß- und Werksküchen weithin auf billigere Importware setzen. Um langfristig die Wertschätzung der heimischen Lebensmittel zu erhöhen, müsse die Vermarktungs- und Absatzebene verstärkt in den Fokus einer professionellen Marktbearbeitung gestellt werden: “Es wird zu wenig sein, nur die Produktion im Fokus zu haben und Vermarktung und Absatzförderungen anderen zu überlassen”, so der Bauernbundpräsident.
Hoffnung auf Exportagentur
Den österreichischen kleinen und mittelgroßen Schweinehaltern soll die neue Exportagentur entgegenkommen. Dafür setzen sich neben Auer auch LK-Präsident Franz Reisecker und Josef Plank, Generalsekretär-Stellvertreter der LK Österreich, ein. Mit der Agentur sollen Vermarktungsstrategien bzw. Veterinärfragen mit Drittstaaten von einer Stelle aus gebündelt koordiniert und verhandelt werden. Im Export werden Iran und Mexiko neu angepeilt, andere Verbindungen sollen ausgebaut werden. Die aktuelle private Lagerhaltung der EU von 90.000 Tonnen Schweinefleisch – davon 1180 Tonnen aus Österreich – wird zweischneidig gesehen, denn das Fleisch muss irgendwann wieder auf den Markt. Weltgrößter Schweineerzeuger ist China mit der halben Weltproduktion, gefolgt von der EU mit 20 Prozent und den USA mit einem Zehntel der Welterzeugung. Die US-Schweinehalter können jedoch kosten- und auflagenbegünstigt um 20 bis 30 Prozent günstiger produzieren. Österreich hat zwei Prozent globalen Marktanteil bei sinkender Tendenz. Die Selbstversorgung mit hochwertigem Schweinefleisch soll langfristig auch im Konsumenteninteresse gesichert werden. Schweden gilt hier als Alarmzeichen: Die Schweineproduktion fiel dort von 1995 bis 2014 um 36 Prozent zurück.