25 Jahre Erfolgsprojekt Pecherpfad Hölles

Mit dem traditionellen Pecherhahn, dem Erntedankfest der Pecherei, der nur noch in Hölles nach altem Brauchtum gefeiert wird, wurden kürzlich die Feierlichkeiten zum 25-Jahr-Bestand des Pecherpfad Hölles, Gemeinde Matzendorf-Hölles, Bezirk Wiener Neustadt-Land, im Jubiläumsjahr beendet und die Harzsaison abgeschlossen.

Projektleiter Ernst Schagl, Pecher Gerhold Wöhrer (er bearbeitete in den 1960er und 1970er Jahren noch hunderte Harzbäume), Gerhard Schagl und Jungpecher Lukas mit alten Pecherwerkzeugen vor der Pecherkapelle mit der einzigen Pecherglocke Österreichs, die zu Ehren der verstorbenen Pecher errichtet wurde.

460 ehrenamtliche Erlebnis-Schauvorführungen für Schulklassen, Reisegruppen aus dem In- und Ausland sowie wissenschaftliche Exkursionen aus ganz Europa und zahlreiche Forschungsprojekte wurden in den letzten 25 Jahren zum Erhalt des ausgestorbenen Handwerks der Pecherei in Hölles abgehalten.

“Dadurch haben wir das Handwerk, dass in den 1970er Jahren ausgestorben ist, wieder zu neuem Leben erweckt und der Nachwelt erhalten” , freute sich Projektleiter Ernst Schagl bei den zahlreichen Ehren- und Festgästen, die in den Föhrenwald gekommen sind.

Rund 10.000 Familien im Wiener Becken haben in den vorigen beiden Jahrhunderten von der Harzgewinnung von Schwarzföhren ihre Familien ernährt, das Terpentinöl und Kolophonium war für die Wirtschaft im aufkeimenden Industriezeitalter unentbehrlich, Verkaufsstellen existierten sogar im Reichsgebiet der gesamten Monarchie. Sogar vom Hafen in Triest aus wurde das Harzprodukt in über 100 Länder verschifft und hatte als “Wiener Neustädter Terpentinöl und Kolophonium” der Firma Franz von Furtenbach Weltruf. Es diente für Schmiermittel aller Art, als Riemenpech zum Motorenantrieb, alle Farben wurden damit hergestellt, in der Schuhcreme-, Papier- und Kabelindustrie verwand es Verwendung – bis alles durch Chemie billiger erzeugt wurde und das Handwerk zum Erliegen kam.

Beim großen Pecherfest bezeichnete LR Martin Eichtinger, namens des Landes Niederösterreich, die Initiatoren (sie bekamen bereits 1998 vom Land NÖ den Josef-Schöffel-Preis verliehen) als “Botschafter der Pecherei weit über unsere Landesgrenzen hinaus” und dankte für ihre überdurchschnittlich großes Engagement. Im heurigen Jahr ist auch mit 101 Jahren das älteste Mitglieder, der ehemalige Pecher und spätere Hauptschuldirektor von Pernitz, OSR Johann Wöhrer, verstorben. Dank der Initiative der Hölleser Enthusiasten sind nun wieder rund zehn Pecher in den Föhrenwäldern der Region von Frühjahr bis Herbst unterwegs und bearbeiten die Stämme, um das wertvolle weiße Gold zu gewinnen, dass heute besonders in Harzbalsam, ätherischen Ölen oder Pechseifen wieder Verwendung findet. Aber auch viele andere Produkte wie der Föhrenwipferlschnaps oder Föhrenfranzbranntwein werden nach uralten Rezepten wieder in kleinem Rahmen hergestellt.

Wissenswertes über die Pecherei, Aktivitäten und Veranstaltungen des Pecherpfades Hölles finden sich im folgenden Blog: Pecherpfad Hölles (pecherpfad-hoelles.blogspot.com)

 

 

 

- Bildquellen -

  • Pecherpfad Hölles: Initiatorengruppe Pecherpfad Hölles
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AUTORred. AR
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