Waldpflege: Welche Faktoren die Trinkwasser-Versorgung beeinflussen

Wer sich für eine sichere Wasserversorgung im Land einsetzen will, der kommt um das Thema nachhaltige Forstwirtschaft nicht herum. Gezielte Maßnahmen spielen eine zunehmend große Rolle.

Der Wald versorgt den Menschen auch mit sauberem Trinkwasser.

Wie der heimische Wald bewirtschaftet wird, beeinflusst auch die Trinkwasserversorgung der Menschen. Zuerst sind Waldökosysteme einmal selbst von einer ausreichenden Wasserversorgung abhängig, die sie so wie Licht und Nährstoffe für die Vitalität der einzelnen Bäume brauchen. Der Dichte des Baumbestandes kommt dabei die tragende Rolle zu. „Zu lockere Bestände erhöhen die Lufttemperatur, was die Vermehrung von Schadinsekten begünstigt. Je dichter der Bestand, desto weniger Wasser gelangt zum Waldboden und damit auch in die Quellen, die das Trinkwasser für die Menschen liefern“, erläutert LK-Präsident Franz Waldenberger. Diese Zusammenhänge seien zu berücksichtigen, wenn es um das Bewirtschaften und Anpassen der Wälder an den Klimawandel geht.

Die Bestandsdichte zu regulieren heißt, den Waldbestand aktiv zu pflegen und junge Wälder nicht unkontrolliert wachsen zu lassen. In den tiefen Lagen Oberösterreichs, wo der Klimawandel einen aktiven Waldumbau erfordert, steigt der Laubholzanteil im Wald. Das erhöht auch die Wasserverfügbarkeit im Wald, da weniger Niederschlagswasser aufgefangen wird und dadurch „verloren“ geht. Auch die rasch abbaubare Laubstreu am Boden verbessert die Wasserspeicherung. In Gebieten mit starken Sommerregenfällen und hohen Schneemengen im Winter braucht es aber einen ausreichenden Anteil an Nadelholz. Die Mischung der beiden Arten ist also stark vom Standort abhängig. 

Quelle: LK OÖ
LK-Präsident Franz Waldenberger, BBK-Obmann Martin Moser und Matthias Höckner, Waldbau-Referent der LK OÖ (v.l.)

Der Klimawandel erfordert trockenresistente Baumarten

Längere Trockenperioden, wie sie der Klimawandel auch mit sich bringt, verlangen nach trockenresistenten Arten. Heimische Baumarten wie die Eiche haben in solchen Gebieten ein hohes Potenzial. Schlechtere Wuchsbedingungen und der Wechsel zu Laub- und Mischwäldern reduzieren aber auch die CO2-Aufnahme durch den Wald. Hier spielen gebietsfremde Arten wie Douglasie oder Roteiche eine Rolle. Diese werden seit mehr als 100 Jahren getestet. Eine Studie des Bundesforschungszentrums für Wald hat auch gezeigt, dass sich mit einer maßvollen Beimischung der Douglasie schon unter heutigen Bedingungen die Kohlenstoffaufnahme um acht Prozent (%) pro Jahr steigern ließe, bei künftigen Wuchsbedingungen sogar um 26 %.

„Eine aktive Waldbewirtschaftung ist wesentlich zum Sichern der Trinkwasserversorgung.“
martin moser

Wo die Böden anfällig für Trockenheit sind, sollte auch auf großflächige Nutzungen verzichtet werden. Nährstoffarme Standorte profitieren auch davon, dass bei der Holzernte feines Astmaterial im Bestand zurückgelassen wird. Dies enthält viele Nährstoffe und trägt zur Humusbildung bei – was die Waldböden wiederum mehr Wasser aufnehmen lässt. Auch älteres Totholz fungiert als Wasserspeicher. „Eine der großen Herausforderungen besteht darin, ein ausgewogenes Maß an Totholz im Bestand zu belassen. Waldbesitzer müssen darauf achten, dass von Totholz keine Gefahr ausgeht“, sagt Waldenberger. Im steilen Gelände könne es bei starken Niederschlägen zu Verklausungen kommen, in Trockengebieten steige durch zu viel Totholz die Waldbrandgefahr.

Quelle: LK OÖ
Brunnen im Schutzgebiet „Ellerberg“ in der Gemeinde Bad Zell

„Österreich ist bekannt für sein hochwertiges Trinkwasser, das selbstverständlich aus der Leitung fließt. Doch nur wenige Menschen wissen, welchen Einfluss der Wald auf das Wasser in ihrem Glas hat“, sagt Martin Martin Moser, Bauernbund- und BBK-Obmann von Freistadt sowie Bürgermeister von Bad Zell. Das Trinkwasser seiner Gemeindebürger etwa wird zu 50 % aus Quellen und zu 50 % aus Tiefbrunnen innerhalb des Gemeindegebietes (dieses besteht zu 35 % aus Wald) gewonnen. Allein im Schutzgebiet „Ellerberg“ befinden sich acht Quellwasserfassungen, die erst kürzlich saniert worden sind.

„Die aktive Waldbewirtschaftung leistet einen wesentlichen Beitrag zum Sichern der Wasserversorgung. Ich bin froh, dass wir in Bad Zell einen gesunden, gepflegten Wald haben und setze mich dafür ein, dass dieser auch für den Klimawandel gerüstet ist. Daher bin ich permanent im Gespräch mit unseren Waldbauern, um den Umbau zu einem klimafitten Wald aktiv zu gestalten“, so Moser.

- Bildquellen -

  • Waldenberger, Moser, Höckner: LK OÖ
  • Trinkwasser Bad Zell Und Forstwirtschaft 12 07 2023 LK OÖ Stollmayer (24): LK OÖ
  • Wald: LK OÖ
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