Bis Ende Mai wurden beim Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien bereits 14 hospitalisierte FSME-Fälle registriert. Laut einer Meldung des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH) vom 21. Juni sollen es zuletzt sogar 27 gewesen sein. Im Vorjahr hätte es um diese Zeit erst vier bzw. zehn Fälle gegeben. Für die ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel ist dies ein Grund, wachsam zu sein. „Wir wissen aus Umfragen, dass vielen Menschen zwar bewusst ist, dass Österreich ein Land mit einer besonders hohen FSME-Gefahr ist, oft aber Detailwissen zum eigenen Schutz fehlt.“
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Laut Sozialministerium kann es zwischen 3 und 28 Tagen, im Durchschnitt 8 Tage nach dem Stich einer infizierten Zecke zu einer ersten Krankheitsphase mit grippeartigen Symptomen, Erbrechen, Schwindelgefühl und mäßigem Fieber kommen. Darauffolgend sei eine relativ beschwerdefreie Phase von etwa einer Woche möglich, nach der es zu einem weiteren Befall des zentralen Nervensystems mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtscheu, Schwindel, Konzentrations- und Gehstörungen für Wochen oder Monate kommen könne. Bei etwa einem Drittel dieser Patientinnen und Patienten würden Lähmungen der Arme, Beine oder Gesichtsnerven auftreten, und es komme zu bleibenden Behinderungen. In circa 1 % der Fälle mit „neurologischen Zeichen“ führe die Krankheit zum Tod. Eine ursächliche Behandlung der FSME sei nicht möglich, „es können lediglich Symptome behandelt werden“. In Österreich ist laut „Impfplan Österreich“ kein Bundesland FSME-frei, daher sei die Impfung für alle in Österreich lebenden Personen zu empfehlen.

Borreliose
Eine vollständige FSME-Impfung führt zwar zu einem guten Schutz gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis, wirkt aber nicht gegen andere durch Zecken übertragbare Krankheiten, allen voran die Borreliose. Das häufigste Erkrankungsbild der Borreliose ist eine sich um die Einstichstelle ausbreitenden Rötung, welche Erythema migrans genannt wird. Durch zentrale Abblassung kann die charakteristische Ringform entstehen. Erythema migrans entwickelt sich laut Ministerium in einer Zeit von wenigen Tagen bis über einen Monat nach dem infektiösen Zeckenstich und soll bei über 85 Prozent der Patienten die einzige Krankheitserscheinung bleiben. Bei einem Teil der Erkrankten komme es nach Wochen, Monaten oder gar Jahren zu einem zweiten Stadium, während dem die Gelenke, das Nervensystem, die Haut und selten das Herz befallen werden könnten. Eine Borrelieninfektion könne durch die rechtzeitige Gabe von Antibiotika behandelt werden. Unerkannt oder ungenügend behandelt könnten sich bleibende Behinderungen ergeben.
Das Borreliose-Erkrankungsrisiko steigt deutlich mit der Dauer des Blutsaugens der Zecke. Wichtig ist nach Aufenthalten im Freien eine genaue Kontrolle nach Zeckenstichen. Der Gemeine Holzbock, die häufigste europäische Zeckenart, sucht sich, um von seinem Wirt beim Saugen nicht unschädlich gemacht zu werden, eine möglichst geschützte Stelle aus. „Beim Menschen stechen Zecken am Kopf (Haaransatz, Ohren), häufig aber auch an anderen geschützten Stellen, z.B. Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Auch eng anliegende Kleidung wird von der Zecke offensichtlich als geschützter Ort wahrgenommen und so stechen Zecken ebenso im Hüftbereich, wo die Hose aufliegt oder z.B. unter dem Uhrarmband. Da die Wahl der Einstichstelle für das Überleben der Zecke von so hoher Bedeutung ist, sticht diese nicht sofort zu, wenn sie auf der Haut angelangt ist. Vielmehr läuft sie auch für längere Zeit auf dem Körper umher, um eine passende Stichstelle zu finden. Dies kann bis zu einer Stunde oder länger dauern“, so Experten des Robert Koch-Instituts.

Zecken rasch entfernen
Gefundene anhaftende Zecken sollen so bald wie möglich aus der Haut entfernt werden, am besten und einfachsten mit einer geeigneten Pinzette. Dabei soll die Zecke so nah an der Haut wie möglich gefasst und herausgezogen werden, und zwar ohne sie zu quetschen. Die Einstichstelle ist danach mit einem Hautdesinfektionsmittel abzutupfen, und die Hände sind gut zu waschen. Wie auf www.gesundheit.gv.at nachzulesen ist, sollen keinesfalls Öl, Nagellack, Flüssigseife, Klebstoff, Alkohol, Zahnpasta oder andere „Hausmittel“ auf die Zecke geträufelt werden. Das reize das Tier und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass es seinen möglicherweise infektiösen Speichel in die Wunde abgäbe. Verbleibt der Zeckenrüssel in der Wunde – meist sichtbar als kleiner schwarzer Punkt –, könne eine leichte Entzündung entstehen, die meist harmlos sei. Die Haut entferne diese Reste von selbst. Wichtig sei, nicht in der Wunde herumzubohren.
Eine Ärztin oder ein Arzt sollte jedenfalls kontaktiert werden, wenn
• die Zecken an schwer zugänglichen oder sehr empfindlichen Hautbereichen festsitzen wie z.B. Genitalbereich, Gehörgang, Augenlider
• oder sich die Einstichstelle stark entzündet
• oder rund um die Stichstelle eine ringförmige Hautrötung entsteht
• oder bis zu sechs Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Symptome auftreten, wie z.B. Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen.

Michael Stockinger

- Bildquellen -

  • Zecken: Foto: EvgeniyQW - stock.adobe.com
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