Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hat beim jüngsten EU-Agrarrat den Umgang mit Problemwölfen zum Topthema gemacht. Eine breite Allianz von 16 EU-Staaten unterstützt Österreichs Forderungen.

Der Schutzstatus des Wolfes wird über eine EU-Richtlinie geregelt, die 30 Jahre alt ist. Damals gab es in Österreich keine Wölfe“, mit dieser Feststellung hat Landwirtschaftsminister Totschnig das Thema „Schutz vor dem Wolf“ erneut auf die Tagesordnung des EU-Agrarrates gebracht. Das Raubtier werde europaweit zu einer immer stärkeren Bedrohung für andere Tiere in freier Natur sowie auch für die Alm- und Landwirtschaft und für den Tourismus.

Mit Unterstützung von zunächst sechs Mitgliedstaaten brachte Totschnig beim jüngsten Agrarrat eine Forderung an die EU-Kommission ein, wonach die FFH-Richtlinie an die heutigen Voraussetzungen und die gestiegene Wolfspopulation angepasst werden müsse.

Quelle: PIOTR KRZESLAK - STOCK.ADOBE.COM
Wolfsrudel

Totschnig: „Der Wolf ist längst nicht mehr bedroht“ 
Der Minister sieht die Vorgehensweise der EU-Kommission bei diesem Thema kritisch: „Es kann nicht sein, dass die Europäische Kommission dabei zusieht, wie unsere Almwirtschaft bedroht wird, weil ein Raubtier geschützt wird, das längst nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Der Wolf kennt keine Landesgrenzen. Er ist ein europäisches Problem, für das es eine europäische Lösung braucht.“ Totschnig fordert neben einer Anpassung der nicht mehr zeitgemäßen EU-Richtlinie auch ein europaweit einheitliches, umfassendes und systematisches Monitoring der Beutegreifer. 

Fakt sei, dass der Wolf ein Raubtier ist. Als Beispiel führte Totschnig an, dass sich im Jahr 2021 in Österreich die Anzahl der Risse durch Wölfe mit 680 Fällen gegenüber 2020 mehr als verdoppelt hat. Dazu der Minister: „Für Problemwölfe, die wiederholt Nutztiere reißen und in Siedlungsgebieten auftauchen, muss eine Regelung zur Entnahme geschaffen werden.“ Wenn das unterbleibe, dann seien heimische Almen bald nicht mehr bewirtschaftbar und Wanderwege müssten gesperrt werden. „Das kann keiner wollen“, so Totschnig. 

Erfreulich ist die Unterstützung, die Totschnigs Initiative durch weitere EU-Mitgliedstaaten erfährt. In der Ratssitzung haben neben Kroatien, Finnland, Ungarn, Lettland, Rumänien und der Slowakei auch Frankreich, Spanien, Italien, Slowenien, Griechenland, Dänemark, Portugal, Estland, Litauen und Belgien Österreichs Forderung unterstützt. Einschließlich Österreich ist die „Schutz vor dem Wolf-Allianz“ damit auf insgesamt 17 Mitgliedsstaaten angewachsen. Diese Stärke wird für den weiteren Dialog mit der EU-Kommission entscheidend sein. Ziel ist zunächst, dass der Rechtsrahmen zum Schutz von Beutegreifern auf Aktualität und Praktikabilität überprüft wird.

Monitoring und zusätzliche Mittel für den Herdenschutz
Dort, wo Herdenschutz aufgrund von topographischer oder anderer natürlichen Beschränkungen nicht möglich ist, brauche es Lösungen und Ausnahmen vom strengen Schutzregime. Aufgrund der grenzüberschreitenden Verbreitung des Wolfes spricht sich Österreich zudem für ein EU-einheitliches, umfassendes und systematisches Monitoring der Beutegreifer aus. Gemeinsam fordert die Mitgliedsstaaten die Kommission auf, zusätzliche finanzielle Mittel für Herdenschutzmaßnahmen, Monitoringsysteme und ein Kompensationssystem für Landwirte zu schaffen, falls Nutztiere von Beutegreifern gerissen werden. 

Seitens des Österreichischen Bauernbundes unterstützt Präsident Georg Strasser die Initiative des Landwirtschaftsministers. Europaweit seien derzeit mehr als 17.000 Wölfe verzeichnet, die zu einer brutalen Bedrohung für Schafe, Ziegen und Rinder geworden sind. Die jährlichen Zuwachsraten der Wolfspopulation betragen regional bis zu 30 Prozent. Der Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht. Strasser: „Es ist höchste Zeit, den Druck in Brüssel weiter zu erhöhen und das Thema Wolf auf europäischer Ebene neu zu regeln.“

- Bildquellen -

  • Gray Wolf (Canis Lupus): PIOTR KRZESLAK - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORMartina Rieberer
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