Neues Leben in alten Mauern

Wie mit viel Liebe ein uralter Hof zu neuem Leben erweckt werden kann, zeigt ein Beispiel aus dem Osttiroler Pustertal. Dort hat Margit Aigner den Tassenbacherhof in Strassen mustergültig renoviert und bietet exqusiten Urlaub am Bauernhof a

Ein eindrucksvolles Ensemble - der Tassenbacherhof in Strassen in Osttirol. ©Tirol Werbung
Ein eindrucksvolles Ensemble – der Tassenbacherhof in Strassen in Osttirol. ©Tirol Werbung
Es ist ein malerisches Ensemble: der stattliche Tassenbacherhof, daneben die dazugehörige Landwirtschaft, auf der anderen Seite eine Kapelle. Der frühere Fuhrmannshof ist seit Jahrhunderten im Besitz ihrer Familie, erzählt Margit Aigner. Den Hof hat sie von ihrem Vater geerbt und Gast- und Landwirtschaft übernommen. Pläne für eine Renovierung wälzte sie wohl 20 Jahre lang, doch da war die heute 56-jährige Mutter von fünf Kindern im Alter von 35 bis 26 Jahren beruflich mehr als ausgelastet. Nach ihrer Scheidung arbeitete sie zehn Jahre lang als Köchin. Durch einen Zufall stieß sie auf einen jungen Lienzer Architekten, der sich als kongenialer Partner für die Renovierung erwies: Thomas Unterweger, Spezialist für alte Bausubstanz, geht nach der Devise: “Weniger ist mehr.”

Erde unter dem Holzboden

Detail von Gewölbe und Wendeltreppe ©Alex Mattersberger
Detail von Gewölbe und Wendeltreppe ©Alex Mattersberger
Es galt, den Hof von Grund auf zu sanieren, denn unter dem Holzboden im Erdgeschoß war nur Erde, da musste man erst ein Betonfundament einbauen. Auch die Gewölbedecken – Rundgewölbe aus dem 15. Jahrhundert sowie Kreuzgewölbe im Erdgeschoß – mussten mit großer Vorsicht saniert werden. Die untersten und obersten Geschoßdecken wurden wärmegedämmt, die Fassade mit luftdurchlässigen Kalkputzen erneuert. Neue Kastenfenster aus Lärchenholz halten den Straßenlärm völlig fern, und statt der alten Einzelöfen wurde eine zentrale Hackschnitzelheizung angeschafft. “Zuerst wollte ich vier Ferienwohnungen einbauen, doch aus statischen Gründen musste ich es bei einer belassen”, erzählt Margit Aigner.

Köchin aus Leidenschaft: Margit Aigner ©BZ/Humer
Köchin aus Leidenschaft: Margit Aigner ©BZ/Humer
Diese kann sich allerdings sehen lassen: Auf 250 Quadratmetern eröffnet sich dem Gast eine Zeitreise: alte Gewölbe, alte, schiefe Böden, gereinigt und erneuert, viele liebevoll restaurierte Möbel aus eigenem Bestand (“Mein Vater war geizig und hat die Möbel auf dem Dachboden aufbehalten”, schmunzelt Margit Aigner) – ergänzt mit schlichten, modernen Elementen: Betten aus Eiche, in jedem Schlafraum ein Waschtisch, dazu eine Sauna (in einer alten Zirbenstube), aber auch eine High-tech-Küche mit Induktionsherd sowie Flachbildschirmfernseher. Stolz zeigt Margit Aigner auf die Vorhänge aus Leinen: “Auf dem Dachboden habe ich auch einen großen Ballen Hausleinen gefunden, vergilbt und voller Flecken. Jemand riet mir, den Stoff waschen zu lassen, und tatsächlich wurde das Leinen wunderschön!”

Ein “Gefühl von Freiheit”

Alt und Neu geschmackvoll kombiniert ©Tirol Werbung
Alt und Neu geschmackvoll kombiniert ©Tirol Werbung
Die Ferienwohnung bietet Platz für sechs bis zehn Personen: “Vor allem Stadtmenschen freuen sich über die großzügigen Räume, die ihnen ein Gefühl von Freiheit geben. Und die Kinder können endlich einmal laut sein, hüpfen und lärmen.” Vor drei Jahren hat sie mit der Vermietung begonnen, beworben über Urlaub am Bauernhof und ihre eigene Homepage (www.tassenbacherhof.at). Inzwischen kommen viele Buchungen dank Mundpropaganda – von Italienern genauso wie von Frauenrunden, die sich einmal ein “Relax-Wochenende” gönnen. “Ich habe Freude mit Gästen”, betont Margit Aigner. Diese Freude zeigt sich auch bei ihrer wahren Leidenschaft, dem Kochen. Sie hat nicht nur den Kochberuf erlernt und lange ausgeübt, sondern auch die Ausbildung zur Seminarbäuerin absolviert und veranstaltet zuhause und in den Osttiroler Gemeinden Kurse und Kochabende. Aigner: “Wo immer möglich, verwende ich bäuerliche Lebensmittel aus der Region, von Bioroggen aus dem nahen Kartitsch bis zu Obst und Gemüse aus dem Raum Lienz.” Zu ihren Kursen kommen Hausfrauen genauso wie Diätassistentinnen, Männerrunden, aber auch Kinder und Jugendliche. “Brot selber zu backen ist gerade für Kinder ein tolles Erlebnis”, freut sich Margit Aigner.

Hier das Ergebnis ©privat
Hier das Ergebnis ©privat
Dank ihrer Erfahrung gelingt es ihr auch, der als üppig geltenden Bauernkost leichtere Varianten gegenüberzustellen. Und so hat sie neulich mit zehn Studenten aus Wien nicht nur die schnelle Küche geübt, sondern auch gleich 80 “Tirtlen” gebacken …

Der Tassenbacherhof – Urlaub am Bauernhof

In jedem Schlafraum gibt es einen eigenen Waschtisch. ©Tirol Werbung
In jedem Schlafraum gibt es einen eigenen Waschtisch. ©Tirol Werbung
Der Tassenbacherhof der Familie Aigner verfügt über eine Ferienwohnung mit 250 m2. Die zum Hof gehörige Landwirtschaft führt der älteste Sohn Christian im Nebenerwerb; je 15 Mutterkühe und Kälber sowie vier Schweine bilden den Tierbestand.
Der Urlaub-am-Bauernhof-Betrieb ist mit vier Blumen ausgezeichnet (Vermietung ganzjährig bis auf einige Schließtage im Frühjahr und Herbst).

Ein Bauerngarten für Kräuter und Gemüse darf nicht fehlen. ©Alex Mattersberger
Ein Bauerngarten für Kräuter und Gemüse darf nicht fehlen. ©Alex Mattersberger

Auch junge Menschen sind fürs Kochen und Backen zu begeistern. ©Tirol Werbung
Auch junge Menschen sind fürs Kochen und Backen zu begeistern. ©Tirol Werbung

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