Milchvieh: Kleine Ströme, großer Schaden

Milchkühe reagieren höchst empfindlich auf elektrische Ströme. Schon geringe Kriechströme führen zu nervösen Tieren, Euterentzündungen und Zellzahlproblemen. Bei der Fehlersuche tappt man oft im Dunkeln, weil die Ursachen meist nicht direkt sichtbar sind.

Potentialausgleich muss alle leitenden Melkstandteile, Aufstallung samt Wasserleitung sowie Armierungseisen im Betonboden, umfassen.

Kriechströme kommen immer wieder vor. Oft werden sie nicht erkannt. Sie können massive Probleme vor allem beim Melken verursachen. Zellzahlprobleme, vermehrte Euterentzündungen und Leistungsabfall sind die Folge. Das Ganze kann existenzbedrohende Ausmaße annehmen.
Grundsätzlich können Fehlspannungen und Kriechströme alle Stallbereiche betreffen. Die Ursachen können vielfältig sein. Es kann sich um Erdungsfehler handeln, Installationsfehler, beispielsweise nach Anschluss eines Notstromaggregats oder auch um marode Leitungen. Oft sind Nagerschäden in Kabelschächten der Auslöser. Auch bei Stallzubauten können Erdungsfehler entstehen.

Quelle: Kritzinger
Hier besteht ein Potentialunterschied zwischen Gestänge und Boden (“Erde”). Über das Tier fließt ein Kriechstrom zum Boden hin.

Schon bei einem Volt Fehlspannung wird es kritisch

Im Rinderstall und insbesondere beim Milchvieh wirken sich Fehlströme besonders stark aus, weil die Tiere sehr empfindlich auf elektrische Ströme reagieren. Rinder sind etwa doppelt so empfindlich wie der Mensch. Erfahrungen zeigen, dass Milchkühe schon bei Potentialdifferenzen von nicht einmal einem Volt bzw. einem Stromfluss von zwei Milliampere heftige Reaktionen zeigen. Zum Vergleich: Das ist weniger als die 1,5 Volt einer AA-Alkaline-Batterie.
Typische Signale für eine Kriechstrombelastung sind nervöse Tiere, die den Melkstand nicht freiwillig betreten und dabei vermehrt koten und harnen. In der Folge kommt es zu Euterproblemen und höheren Zellzahlen. Charakteristisch ist, dass die Probleme oft erst beim zweiten oder dritten Melkdurchgang einer jeden Mahlzeit auftreten. Denn meist wird ja nach einem Durchgang gespült, was zu nassem Boden mit höherer Leitfähigkeit führt. Bei der Fehlersuche ist zu beachten, dass der Stromfluss meist von den Rohren durch die Kuh in den Boden führt. Wichtig ist es deshalb, dass auch die Bau-
stahlmatten im Boden in den Potentialausgleich eingebunden sind.

Messung mittels Amperemeter

Die Messung einer Potentialdifferenz ist mit einem Mehrfachmessgerät (Amperemeter) leicht möglich. Schwieriger kann sich die Fehlersuche gestalten. Offensichtliche Ursachen wie Kabelbrüche oder Nagerschäden sind einfacher zu finden als strukturelle Erdungsfehler oder Fehlerströme aus dem Stromnetz.
Wichtig ist, dass alle leitfähigen Teile einer Melkanlage in die Erdung einbezogen sind. Auch Milchtank, Kühlaggregat müssen an den Potentialausgelich angeschlossen werden. Schließlich muss auch der Haupterder tatsächlich auf Nullpotential liegen.

Rindertag in Vöcklamarkt – Infos zu Geburtshilfe, Drenchen und Potentialausgleich im Melkstand: Die Tierarztpraxis Kritzinger in Vöcklamarkt in Oberösterreich lädt ein zum „Vöcklamarkter Rindertag“. Folgende Themen werden dabei behandelt:
• Geburtshilfe – Zeitlicher Ablauf – Problemerkennung – Untersuchungsmethoden
• Drenchen bei Kuh und Kalb – Wie geht man vor ? – Wo lauern auch Gefahren?
• Kriechstrom und Eutergesundheit
Termin: Samstag, 25. November, von 8.30 bis 12 Uhr
Ort: Gasthaus Fellner, Vöcklamarkt
Tagungsbeitrag: 20 Euro/Person
Online-Anmeldung erforderlich.
www.vetinfo.at

- Bildquellen -

  • 2345 W06 Kriechstrom: Kritzinger
  • 2345 W05 Melkstand: BZ / Maad
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AUTORFranz Kritzinger, Tierarzt in Vöcklamarkt
QuelleH.M.
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