Der Oktober gehört den Ziegen: Fleischgenuss kennenlernen

Regionale Ziegenprodukte erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Als Nischenprodukte braucht es jedoch eine präzise Kalkulation, um Milch, Käse und Fleisch gut am Markt absetzen zu können.

Die Ziegenhaltung hat sich zuletzt gut entwickelt. Nach Käse werden allmählich auch Fleisch- und Wurstprodukte nachgefragt.

Die Ziegenhaltung hat sich in den vergangenen 15 Jahren gut entwickelt und ist für viele Betriebe in Oberösterreich zu einer interessanten Alternative geworden. „Weil mit relativ geringer Fläche ein interessantes Einkommen lukriert werden kann“, sagt Oberösterreichs LK-Präsident Franz Waldenberger. 29.500 Ziegen sind es hierzulande aktuell, die 30 Prozent des bundesweiten Bestands ausmachen.

Oberösterreich führend bei Ziegenmilch

Trotz der steigenden Nachfrage nach Produkten und Zuchttieren handelt es sich um eine Nische, die von Josef Stöckl als Obmann des Landesverbandes für Ziegenzucht und -haltung betreut wird. 2023 wurden von den oberösterreichischen Betrieben etwa 12 Millionen Liter Ziegenmilch an Molkereien geliefert (österreichweit: 26 Mio. Liter). Hauptabnehmer der Milch sind die Biomolkereien Andechser Molkerei Scheitz (Bayern), die Biogenossenschaft Schlierbach, die Leeb Biomilch (Wartberg) und die Zennerei Zillertal (Rotholz). Auch die Molkerei Ploner „Die Käsemacher“ in Niederösterreich sowie regionale Direktvermarkter. Letztere hatten den Weg für Molkereilieferanten geebnet, indem sie ihre Produkte regional präsentierten. 

Franz Waldenberger (l.) und Obmann Josef Stöckl

Ohne Fleisch gäbe es auch keine Milch 

Die Milchziegenhaltung bringt jedoch nicht nur die Ziegenmilch mit sich, sondern auch Fleisch nämlich jenes der männlichen Nachkommen. „In der Ziegenhaltung liegt der Bio-Anteil bei 90 Prozent“, so Stöckl. Wer einen ethisch sauberen Betrieb haben wolle, müsse  auch das Fleisch der männlichen Tiere verwerten. Und um dieses in einem Land, in dem sich der Markt für Ziegen- und Kitzfleisch noch kaum etabliert hat, gut zu vermarkten, braucht es eine Portion Kreativität und Entschlossenheit. „Wirtschaftlich betrachtet ist die Molkerei der wichtigste Partner für die Landwirte“, sagt Josef Stöckl. Um die Kitze am Markt zu platzieren, sei man mittlerweile über eine Börse organisiert. Der Schwerpunkt liegt im Frühjahr in Richtung Ostern, der „Goatober“ (siehe Infokasten) soll auch den Absatz im Herbst ankurbeln. 

Leicht verdaulich, wenig Cholesterin

Das Kitzflleisch ist rosa und nur mit wenig Fett durchzogen. Im Geschmack ähnelt es etwas dem Kalbfleisch. Geschlachtet werden die Kitze mit etwa acht Wochen, bis dahin haben sie sich zum Großteil von Milch ernährt. „Bei gesundheitsbewussten Konsumenten hat das Ziegenfleisch aufgrund der wenigen Kalorien und des niedrigen Cholesteringehalts seinen bevorzugten Platz. Ziegenfleisch ist wegen seiner leichten Verdaulichkeit und der hohen Bekömmlichkeit in der Diätküche sehr beliebt“, so Stöckl. 

Aktuell gibt es in Oberösterreich knapp 17.000 Zuchtziegen. Der Großteil davon (14.500) entfällt auf die Rasse „Saanenziege“. Die Anzahl der Herdebuchzüchter sei auch 2023 erneut gestiegen. „Dieser Trend ist eine Bestätigung der Verbandsstrategie, die Züchter beziehungsweise die Ziegenzucht mit guter Genetik Jahr für Jahr einen Schritt zu verbessern“, so Obmann Stöckl. Mittlerweile sind es in Oberösterreich 159 Züchter, 2010 lag diese Zahl erst bei 43.

Die „Goass“ im Fokus

Food-Festival. Der Begriff „Goatober“ setzt sich aus dem englischen Wort für Ziege – Goat  und Oktober zusammen. Der Gedanke dahinter ist, einen Monat lang feinstes Ziegen- und Kitzfleisch auf Haubenniveau in Gourmetküchen zu servieren. Der Startschuss fiel 2011 in New York (USA), 2016 kam die Idee nach Europa, ehe sie 2020 erstmals in Österreich nämlich in Oberösterreich umgesetzt worden ist.

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