In der neu gestalteten Montagelinie wird alles vom kompakten G bis zum neuen S gefertigt.

Mehr als zwei Jahrzehnte schon bietet die finnische Traktorenschmiede Valtra mit der S-Serie Zugmaschinen für höchste Leistungsansprüche an. Mangels ausreichender Kapazitäten lief das Flaggschiff des Traditionsunternehmens jedoch bisher bei der AGCO-Konzernschwester Massey Ferguson im Werk in Beauvais (Frankreich) vom Band. Damit ist mit der nun vorgestellten, sechsten Generation der S-Serie aber Schluss. „Der Boss ist wieder daheim“, erklärten die finnischen Ingenieure bei der Präsentation in Suolahti (Mittelfinnland) stolz.

10.000 Traktoren pro Jahr

Um das zu ermöglichen, waren im Hause Valtra umfangreiche Umbaumaßnahmen nötig. Die aus dem Jahr 1969 stammende Lackiererei in der Hauptmontagehalle wurde aufgelassen und durch einen 2.000 m² großen Zubau ersetzt.

Quelle: Valtra
Herzstück der Erweiterung ist die 2.000 Quadratmeter große Lackiererei.

Seit August transportieren fahrerlose Transportwagen die montierten Traktorrahmen nun in den neuen Fabrikabschnitt, wo sie mittels Hängeförderern der Lackierung zugeführt werden. Nach Abdeckung empfindlicher Motorteile ist keinerlei menschliches Zutun beim eigentlichen Grundier- und Lackierprozess mehr notwendig. Man sei der erste Traktorenhersteller, der so nun 30 verschiedene Lackierungen in höchster Qualität anbieten könne, erklären die Finnen.

Im Zuge der Neugestaltung wurde auch die nunmehr 300 Meter lange Montagelinie überarbeitet. 650 der insgesamt 1.200 Mitarbeiter schrauben dort im Elf-Minuten-Takt an den Traktoren. Besonderheit: Valtra produziert auch weiterhin nicht auf Vorrat, sondern fertigt nur auf Kundenwunsch. Entsprechend reihen sich in der Montagelinie alle angebotenen Modelle aneinander. Partien für einzelne Serien sind nicht vorgesehen. Den Output beziffert das Management seit der Umgestaltung mit 40 Traktoren pro Tag, die sich vorwiegend per Bahn auf den Weg zu den Kunden machen. Noch vor zehn Jahren waren es lediglich 26 Stück gewesen, teilt man mit.

Auch Getriebe “Made in Finland”

Ebenso im Umbau befindet sich das nebst der Haupthalle verortete Getriebewerk von Valtra. Derzeit werden dort Getriebe für die N- und T-Serie, Getriebekomponenten für andere AGCO-Fabrikate und Lastschaltgetriebe für den südamerikanischen Werksstandort gebaut. In Zukunft werden auch die AGCO-CVT-Getriebe für die Q- und S-Serie in Finnland hergestellt. Ein neuer Getriebeprüfstand, speziell auf die Q- und S-Serie zugeschnitten, erhöht zusätzlich die Produktivität.

Stolz führen die Ingenieure auch durch das „Unlimited Studio“, also jene Halle, wo Valtra spezielle Sonderwünsche der Kunden umsetzt.

Quelle: Valtra
In Suolahti wird kräftig erweitert. 1.200 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Mittlerweile passieren 30 bis 40 Prozent der ausgelieferten Traktoren auch diesen Teil des Werks. Besonders beliebt seien neben auffälligen Lackierungen auch funktionelle Anpassungen an den Zugmaschinen. Bis zu 12 Traktoren verlassen so mit maßgeschneiderten Kundenwünschen täglich die Fabrik. Künftig ist dieses Angebot auch für Modelle der S-Serie möglich.

 

Mehr Leistung, neue Optik

Mit den S-Traktoren überspringt Valtra kurzerhand eine Seriennummer. Die bisher angebotene S4-Serie hatte ihre Leistungsobergrenze bei 405 PS. Der größte S6 kommt nun mit 420 PS daher.

Quelle: BZ/Wieltsch
Die gänzlich überarbeitete S-Serie leistet bis zu 420 PS.

Auch der kleinste Bruder der Baureihe hat mit 280 PS zehn Pferdestärken mehr unter der Haube als sein Vorgänger aus Beauvais.

 

„The Boss“ holt seine Leistung aus einem neuen 8,4-Liter-AGCO-Power-Motor. Valtra errechnete einen um zehn Prozent geringeren Kraftstoffverbrauch bei einer um fünf Prozent reduzierten Drehzahl gegenüber der Vierer-Serie. Beim Getriebe setzt man natürlich auf stufenlos, konkret wird das ML 260 CVT verbaut.

Bekannte Kabine, Zahlreiche Extras

Optisch wirkt der neue S ähnlich streng wie die im Vorjahr präsentierte Q-Serie. Der neue Look wirkt sich auf den Fahrkomfort mit dem Großtraktor aus. Die schlank abfallende Motorhaube tut der Übersichtlichkeit vom Fahrersitz jedenfalls gut. Was die Kabine betrifft, setzt Valtra auf Bewährtes. Auch bei der stärksten Leistungsklasse wird künftig das schon bekannte Führerhaus mit Smart-Touch-Armlehne und Display in der rechten A-Säule verbaut. Die Bedienung diverser Smart-Farming-Funktionen wie U-Pilot, Valtra Guide und dem Vorgewendemanagement-Tool SmartTurn geben selbst Neulingen wenig Rätsel auf.

Quelle: BZ/Wieltsch
Die Kabine ist baugleich mit der kleineren Q-Reihe.

Was die Sonderausstattung betrifft, bleibt Valtra seiner Linie treu. Auch die neue S-Serie kann als TwinTrac, also mit Rückfahreinrichtung geordert werden, jedenfalls eine Besonderheit in dieser Leistungsklasse. Optional werden auch ein Zentralschmiersystem, eine Frontkamera und eine Reifendruckregelanlage verbaut. Wer nun Interesse am neuen Flaggschiff von Valtra hat, muss sich noch ein wenig gedulden. Die Serienproduktion von „The Boss“ soll erst im zweiten Quartal 2024 anlaufen. Die ersten Traktoren werden dann noch im Sommer auf den Höfen stehen, teilt das Valtra-Management mit.

www.valtra.at

- Bildquellen -

  • Lackiererei: Valtra
  • Valtrawerk Suolahti: Valtra
  • Valtra S: BZ/Wieltsch
  • Valtra Kabine Q/S: BZ/Wieltsch
  • Montagelinie: BZ/Wieltsch
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AUTORClemens Wieltsch
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