
Die Arbeit im Wald gehört zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der Land- und Forstwirtschaft. Trotz moderner Technik und Schulungen kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Unfällen – manche davon enden tödlich. Besonders die Aufarbeitung von Schadholz stellt ein erhebliches Risiko dar. Anlässlich des „Tag des Waldes“ am 21. März erklären die Experten Josef Fuchs, Obmann des Waldverbandes Tirol, und Josef Fuchs, Landesforstdirektor, wie sich Forstunfälle vermeiden lassen und warum die richtige Ausbildung und Ausrüstung essenziell sind.
Die Schlüssel zur Sicherheit
„Für die Vorbeugung von Forstunfällen gibt es zwei wichtige Faktoren: die eigene Ausbildung und die passende Ausrüstung“, betont Josef Fuchs, Obmann des Waldverbandes Tirol. Eine Grundbedingung für sicheres Arbeiten sei der Besuch eines Motorsägenkurses, der den richtigen Umgang mit der Säge und deren Wartung vermittelt. Wer regelmäßig im Wald tätig sei, sollte sich zudem in Seilkran- oder Schlepperkursen weiterbilden. Diese werden von der Forstlichen Ausbildungsstätte (FAST) Rotholz angeboten.Neben der Ausbildung spiele auch die persönliche Schutzausrüstung eine entscheidende Rolle. „Zur Grundausstattung gehören Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhe, Schnittschutzhandschuhe und ein Sicherheitshelm“, so der Obmann des Waldverbandes Tirol. Die Verwendung dieser Ausrüstung habe sich mittlerweile durchgesetzt und bereits viele Leben gerettet.
Häufigste Gefahrenquellen
2024 war laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ein Rekordjahr für tödliche Forstunfälle – insbesondere in Niederösterreich und der Steiermark. Bundesweit kam es zu 43 Verunglückten.
Auch in Tirol kam es zu schweren Unfällen. Landesforstdirektor Josef Fuchs berichtet, dass im vergangenen Jahr fünf Landwirte im Alter von 42 bis 82 Jahren tödlich verunglückten. „Die häufigsten Unfallursachen sind Baumfällungen, Aufarbeitung und Bringung mittels Seilwinde“, erklärt er.
Ein wesentlicher Faktor für das erhöhte Unfallrisiko sei der hohe Anfall von Schadholz. „86 Prozent des Holzeinschlags 2024 waren Schadholz, nur 14 Prozent stammten aus regulären Nutzungen“, so der Landesforstdirektor. Durch Windwurf und Borkenkäferbefall entstehen komplexe Arbeitsbedingungen: umgestürzte und unter Spannung stehende Bäume, riesige Wurzelteller und schwer zugängliches Gelände machen die Aufarbeitung extrem gefährlich.
Maschinenunterstützung macht Arbeit sicherer
Moderne Technik hat die Forstarbeit sicherer gemacht. „Motorsägen sind heute leichter und sicherer, und die persönliche Schutzausrüstung ist mittlerweile großteils selbstverständlich“, erläutert der Obmann des Waldverbandes Tirol. Vor allem bei der Aufarbeitung von Windwurfholz tragen Harvester und Bagger zur Risikominimierung bei. Dennoch gibt es Arbeiten, die nicht maschinell durchgeführt werden können – besonders in steilem Gelände bleibt viel Handarbeit notwendig.
Um das Unfallrisiko weiter zu senken, wurden Förderungen für Seilkran- und Hubschraubereinsätze angeboten. Trotz dieser Maßnahmen besteht die Gefahr, dass Waldbesitzer ohne ausreichende Schulung und Schutzausrüstung Schadholz aufarbeiten. „Wir raten dringend zu professionellen Schulungen in den forstlichen Ausbildungsstätten LLA Rotholz, Traunkirchen und Ossiach“, betont Landesforstdirektor Fuchs.
Sicherheit geht vor
Trotz aller Risiken ist die Forstarbeit unverzichtbar. „Ohne gut ausgebildete Forstarbeiter können unsere Wälder nicht bewirtschaftet werden“, so der Obmann des Waldverbandes Tirol. „Gerade in Tirol ist viel Handarbeit notwendig, sei es beim Fällen und Seilen von Bäumen oder bei der Pflege des Nachwuchses.“
Die Forstwirtschaft trägt nicht nur zur regionalen Wertschöpfung bei, sondern ist auch essenziell für den Klimaschutz. „Holz speichert CO2, Brennholz liefert klimaneutrale Energie und ohne aktive Bewirtschaftung verlieren Schutzwälder ihre Funktion. Nur ein bewirtschafteter Wald kann all das leisten. Deswegen ist jedem, der sich dem Risiko der Waldarbeit aussetzt, ein großer Dank auszusprechen. Vor allem die Schadholzaufarbeitung und Pflege des Schutzwaldes sorgen für Sicherheit für die gesamte Tiroler Bevölkerung.“ Der Waldverband Tirol setzt sich aktiv für die Sicherheit in der Forstarbeit ein. „Wir weisen auf das breite Kursangebot hin und unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit für den Forstberuf“, erklärt der Obmann des Waldverbandes Tirol. Der Verband fördert außerdem Weiterbildungsmaßnahmen zur Arbeitssicherheit und informiert seine Mitglieder regelmäßig über aktuelle Sicherheitsstandards. Sicherheit müsse in der Forstarbeit oberste Priorität haben – denn jeder Unfall ist einer zu viel, sind sich Landesforstdirektor und Waldverbandsobmann einig.
Checkliste: Die nötige Schutzausrüstung und Vorbereitung
Jörg Wild, Förster und Außendienstleitung beim Forstausrüstungshändler Grube Forst GmbH, gibt Tipps zur richtigen Vorbereitung für die Waldarbeit:
- Kopfschutzkombination: Helmschale (Verwendungsdauer max. fünf Jahre, Warnfarbe); Gehörschutz (Mindestlärmdämmung von 26 dB; zur besseren Kommunikation Gehörschutz mit Kommunikationsmöglichkeiten wie eingebautem Helmfunk oder Verwendung von Handfunkgeräten; Visier; bei Bedarf Kinnriemen
- Waldarbeitsjacke: Mind. ein Drittel muss in Signalfarben gehalten sein; im Regelfall kein Schnittschutz erforderlich
- Handschuhe: Arbeitshandschuhe
- Schnittschutzhose: Schnittschutzeinlage (Klasse 1: 20m/s, Klasse 2: 24 m/s); Austausch der Hose, wenn in Schnittschutzeinlage geschnitten wurde und Fasern herausgezogen werden; Waschen und Pflege (Nicht in Trockner trocknen, nicht Bügeln, nicht Schleudern, Spezialwaschmittel verwenden); eingearbeitete Gamaschen (Winter: Schneeschutz, Sommer: Zeckenschutz)
- Forstsicherheitsschuh: Feste, über knöchelhohe Schuhe; Schnittschutzeinlage; grobes, rutschhemmendes Sohlenprofil; Profil auch im Sohlensteg; schnitthemmende Zehenschutzkappe
- Erste Hilfe: Forstverbandspäckchen (am Mann); Erste-Hilfe-Koffer (im Traktor)
- Handy: erreichbar am Mann; Notfallapp; Handyortung
- Standort: vor Beginn der Arbeit Personen in Kenntnis setzen, wo gearbeitet wird; Standortkoordinaten bereithalten
- Bildquellen -
- Forstarbeiter Schadholz 5 ID91403: agrarfoto.com