
Wachsende schwarze Mittelschicht

Das haben auch österreichische Firmen erkannt. Etwa 50 heimische Unternehmen haben Niederlassungen in Südafrika. Eines davon ist der oberösterreichische Kornspitz- und Backwarenhersteller “backaldrin”, der in Kapstadt einen Produktionsstandort mit 36 Mitarbeitern hat. Die Backgrundstoffe – also die richtige Gewürzmischung – stammen aus Oberösterreich. “Wir exportieren damit unsere Technologie und Qualität nach Südafrika”, sagt backaldrin-Geschäftsführer Harald Deller. Für Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der im Zuge einer Pressereise das Unternehmen besuchte (die BauernZeitung berichtete), ist diese “Man-power Eintrittspforte für Firmen in Südafrika”. Deller sieht Südafrika als wesentliche Drehscheibe für alle Aktivitäten im Süden von Afrika. Er setzt aber auch auf Ausbildung von Menschen vor Ort. “Den Beruf des Bäckers gibt es hier nicht”, so Deller.
Bei einem Gespräch mit Hiegelsberger und Jesse van Wyk von der Universität in Stellenbosch, wurden Möglichkeiten für eine Bildungskooperation, etwa mit der Lebensmittel-HTL Wels, ausgelotet.
Menschen ohne Job
Der Blick auf Südafrikas Wirtschaft ist aber nicht nur positiv. Eine “patscherte Politik” unter Präsident Zuma, wie es Botschafterin Öppinger-Walchshofer ausdrückt, sei mitverantwortlich, dass die Armut im Land hoch ist und das Bildungsniveau sinkt. Die Durchschnittseinkommen sind gering. 20 Prozent der Menschen haben gar keinen Job, inoffiziell dürfte die Arbeitslosigkeit sogar bei 40 Prozent liegen. Rechtsunsicherheit, etwa durch gekündigte Investitionsschutzabkommen, würden dies zusätzlich begünstigen.
Und auch die Maßnahmen, die nach dem Ende der Apartheid 1994 die Ungleichheit zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung abschaffen sollte, haben nicht überall ihre beabsichtigte Wirkung erzielt. So profitierten etwa von der Politik des BEE (siehe Infokasten) nur wenige und sie führte dazu, dass schlecht ausgebildete Schwarze “Vorrang” vor Weißen hatten. Auch 22 Jahre später scheint diese “Trennung” noch nicht überwunden. Öppinger-Walchshofer: “In vielen Köpfen ist die Apartheid noch vorhanden.”
Wirtschaft
Die Politik des Black Economic Empowerment in Südafrika (BEE, deutsch etwa: wirtschaftliche Stärkung von Schwarzen) verfolgt das Ziel, wirtschaftliche Chancengleichheit von vormals benachteiligten Bürgern (former disatvantaged people) zu erreichen. Bei öffentlichen Ausschreibungen und staatlichen Institutionen müssen deren Vorgaben eingehalten werden.