Heu hat messbare Vorteile in der Milchkuhfütterung

Ein Forschungsprojekt hat untersucht, wie die Methode der Futterkonservierung die Grundfutteraufnahme sowie die Leistung von Milchkühen beeinflussen kann.

Die Versuche wurden an der HBLA Ursprung mit 18 Holstein-Kühen durchgeführt.

Pflanzen des Grünlandes möglichst effizient für die Erzeugung tierischer Lebensmittel zu nutzen, ist ein vorrangiges Ziel zur langfristigen Sicherung der menschlichen Ernährung. Auf lange Sicht und in dem Ausmaß, in dem jedoch die global verfügbaren Ressourcen knapper werden, ist die Umwandlung von nicht konsumtauglicher, pflanzlicher Biomasse in tierische Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) weltweit eine Schlüsselfrage der Humanernährung.

Rinder, Büffel, Schafe und Ziegen sind prädestiniert, faserreiches pflanzliches Substrat (Grünlandfutter) in ihrem komplexen Vormagensystem in einer Symbiose mit Mikroorganismen (Bakterien, Einzeller, Pilze) aufzuschließen und damit für sich als Nährstoff- und Energiequelle zugänglich zu machen. Die Entwicklung seit den 1960er Jahren hat gezeigt, welches Potenzial insbesondere Rinder haben, wenn es darum geht, nicht essbare, sehr faserhaltige Biomasse in großen Mengen aufzunehmen, zu kauen und zu verdauen.

Mit der Selektion auf höhere Milchleistungen wurde indirekt auch die Futteraufnahmekapazität der Kühe gesteigert, jedoch nicht in einem Ausmaß, das für das höhere Milchleistungspotenzial benötigt würde. Um die daraus resultierende, negative Energiebilanz bei Milchkühen nach Möglichkeit zu begrenzen, wurde in der Rationsgestaltung unter anderem an zwei Stellschrauben „gedreht“: erstens die Steigerung der Qualität des Grundfutters und zweitens die Steigerung des Einsatzes von Kraftfutter und dadurch Verdrängung von Grundfutter aus der Ration.

Während bis Ende der 1960er-Jahre die Heuproduktion die vorherrschende Konservierungsmethode war, so hat die zunehmende Mechanisierung die Silierung von Grundfutter in großem Umfang möglich gemacht. Die damit erzielte deutliche Verkürzung der Feldliegezeiten hat das Risiko für witterungsbedingte Qualitätsverluste durch eine zu späte Mahd und/oder Niederschläge während der Bodentrocknung stark verringert.

Exaktversuche: Heu versus Silage

Das Institut für Nutztierwissenschaften an der Boku Wien hat sich im Rahmen der Forschungskooperation mit der HBLA Ursprung in zwei Exaktversuchen der Frage gewidmet, inwiefern die Grundfutteraufnahme und Leistung von Milchkühen einzig und allein durch die angewandte Methode der Futterkonservierung (Silierung versus Unterdach-Trocknung) beeinflusst werden kann.

Dafür standen an der HBLA Ursprung 18 Holstein-Kühe zur Verfügung, die in einem Laufstall mit Fressplatztürchen (soge­nannte Calan gates) gehalten wurden. Es wurden zwei möglichst gleich zusammengesetzte Kuh-Gruppen gebildet (nach Lebendgewicht, Laktationszahl und -stadium, täglicher Milchleis­tung) und jeder Kuh ein Fressplatz zugewiesen. Dadurch war es möglich, die tägliche Futteraufnahme unter Laufstallbedingungen am Einzeltier über meh­rere Wochen exakt zu erheben.

Silage-Heu-Vergleich I: Das Grundfutter stammte von zwei Grünlandflächen (1. Schnitt), die zur selben Zeit gemäht wurden. Das Futter wurde am Feld gleich behandelt und hatte zum Zeitpunkt des Erntens einen Trockenmasse-Gehalt von 56 Prozent. Um Anwelkgut derselben pflanzlichen Zusammensetzung in den Fahrsilo bzw. die Heutrocknungs­box einzubringen, wurden die Futterschwaden mit dem Ladewa­gen alternierend aufgenommen.

Während der Fütterungsversuche wurde einer Kuh-Gruppe Silage und der anderen Kuh-Gruppe Heu zur freien Aufnahme vorgelegt. Zusätzlich bekam jede Kuh täglich 3,6 kg Kraftfut­ter (Basis Trockenmasse), aufge­teilt auf zwei Portionen, ergänzt. Kühe der Silage-Gruppe haben täglich 21,3 kg und Kühe der Heu-Gruppe 21,9 kg Futter- Trockenmasse aufgenommen. Die statistische Analyse der erhobenen Daten ergab eine tendenziell höhere Futteraufnahme in der Heu-Gruppe und diese hat in einer tendenziell höheren Milchleistung resultiert (28,5 versus 30,1 kg energiekorrigierte Milch/Kuh/Tag).

Silage-Heu-Vergleich II: In der Praxis wird das angewelkte Futter für die Silagebereitung zu­meist mit einem TM-Gehalt zwischen 35 und 45 Prozent geerntet. Um unter diesen Bedingungen den Effekt der Konservierung zu testen, wurde das Anwelkgut für den Silage-Heu-Vergleich II mit einem TM-Gehalt von 38 Prozent eingefahren und je zur Hälfte siliert bzw. Unterdach getrocknet.

Dieselbe Versuchsanstellung, wie beim Silage-Heu-Vergleich I, hat ergeben, dass die Kühe der Heu-Gruppe im Vergleich zur Silage-Gruppe signifikant mehr Futter-Trockenmasse aufgenommen haben (+1,5 kg/Tier/Tag). In der täglichen Milchleistung war die Heu-Gruppe der Silage-Gruppe sogar um +2,9 kg energiekorrigierte Milch/Tier/Tag überlegen.

Eine höhere Grundfutter-Aufnahme und eine höhere Milchleistung bedeuten eine höhere Grundfutter-Effizienz und einen geringeren Kraftfutter-Einsatz je Kilogramm erzeugter Milch.

Über das Projekt

Die beschriebenen Fütterungsexperimente wurden im Zuge von Forschungsprojekten abgewickelt und gemeinsam vom Landwirtschaftsministerium, von Ja! Natürlich, dem Raiffeisen Lagerhaus Salzburg, der Salzburger Landesregierung und der ARGE Heumilch finanziert.

Prof. Dr. Wilhelm Knaus lehrt an der Universität für Bodenkultur Wien am Institut für Nutztierwissenschaften.

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  • © A. Haselmann: A. Haselmann
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AUTORWilhelm Knaus
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